Proteste gegen Braunkohleabbau in Tschechien
dokumentiert
Vom 27.Juni bis 1.Juli fanden Aktionen gegen den Braunkohletageabbau auch in Nordböhmen statt.
Zusammen mit 500 Menschen aus ganz Europa nahmen Aktive von «Ende Gelände» an einer Aktion zivilen Ungehorsams im nordböhmischen Braunkohlerevier teil. Rund 100 Personen gelang es, in den Tagebau Bilina einzudringen und dort Förderbänder und Bagger zum Stillstand zu bringen. Der Betrieb musste vorübergehend eingestellt werden. 234 Protestierende wurden festgenommen. Ihnen wird Widerstand gegen Amtspersonen vorgeworfen
Die Aktionen standen unter dem Motto «Limity jsme my» – die Grenzen sind wir –, es bezieht sich auf die Grenzen des Tagebaus. Das Städtchen Bilina ist seit dem 17.Jahrhundert als Kurort berühmt.
Nordböhmen ist das Zentrum des tschechischen Kohleindustrie, schon 80 Dörfer wurden hier für den Braunkohletagebau abgebaggert. Tschechien hat den viertgrößten CO2-Ausstoß in Europa. Im vergangenen Jahr hat Tschechien 42 Prozent des Stroms aus Braunkohle gewonnen. Dabei dienen die Kraftwerke laut Webseite der Initiative nur dazu, Strom ins Ausland zu exportieren. Den Planungen zufolge soll die Kohlenutzung in Tschechien erst 2055 enden.
Die Gruppe Limity jsme my gründete sich im Jahr 2015, nachdem die tschechische Regierung eine Aufweichung der räumlichen Begrenzung für die Tagebaue angekündigt hatte. Eine solche Begrenzung war kurz nach der Wende Anfang der 90er Jahre beschlossen worden. Dabei dienen die Kraftwerke laut Aussagen der Webseite der Initiative nur dazu, Strom ins Ausland zu exportieren. Den Planungen zufolge soll die Kohlenutzung in Tschechien erst 2055 enden.
Für die tschechischen Aktiven war das Klimacamp in der Lausitz 2016 der entscheidende Moment, ein solches Camp auch in Tschechien zu organisieren, erklärte Josef Patocka gegenüber der Zeitung ak. Auch die Aktion 2017, bei der Bagger und Grube zeitweise blockiert wurden, lehnte sich an das Vorbild von Ende Gelände an: 150 Personen in weißen Anzügen besetzten damals eine Grube. «Das war seit Jahren die größte Aktion zivilen Ungehorsams im umweltpolitischen Bereich in Tschechien und völlig neu für uns. Wichtige Unterschiede gibt es in der politischen Kultur.»