Die Queen of Soul – von religiöser zu weltlicher Musik
von Kim D. Hunter*
Man kann die Aufnahmen der Lieder, die Aretha Franklin als Teenager in der Kirche gesungen hat, online finden. Sie war ein Star, wenn nicht gar die Hauptattraktion in der Kirche ihres Vaters in Detroit, wo es viele großartige Sänger gab, einschließlich ihres Vaters. Sie hat ihre Stimme so sehr weiter entwickelt, dass sie zur Musikikone wurde. Weniger bekannt ist, ist wie sie ihre Gospel-Wurzeln in ihrer unglaublichen musikalischen Karriere verwendet hat.
Gegen ihr Lebensende hat die unvergleichbare Queen of Soul hauptsächlich religiöse Musik interpretiert. In einem gewissen Sinne hat sie die Gospel-Musik nie verlassen, sie hat sie lediglich mit weltlicher Erotik und Ekstase kombiniert. Der Konflikt in der afroamerikanischen Musik zwischen religiöser und weltlicher Musik ist so alt wie der Blues selbst. Doch für die Verwandlung eines Gospel-Songs in einen weltlichen Song braucht es nicht mehr als die Verwendung des Wortes «Baby» statt «Gott», da es keinen ernsthaften Unterschied gibt zwischen Gospel und R&B, also Rhythm-and-Blues-Musik. Wie andere große afro-amerikanische Künstler – Sam Cooke, Little Richard, James Brown und die Staple-Singers – hat Aretha das ziemlich klar gemacht.
Ihre Mutter starb, als sie noch ein Kind war, und so suchte sie Trost in der Kirche. Sie war eine Vertreterin der letzten Generation, die den Übergang von religiöser Musik zu weltlicher Musik gemacht hat, als dies in der schwarzen Community noch kontrovers war. Niemand verstand es jedoch so meisterhaft wie sie, die Freuden irdischer Liebe mit einem himmlischen Sound zu verbinden. «Niemand vermochte es so gut, einen zur Kirche mitzunehmen, wenn sie von einem nicht ganz astreinen Mann sang», lautete einer der Nachrufe nach ihrem Tod.
Die ersten Klavierakkorde von «I ain’t never loved a man», ihre pionierhafte Aufnahme bei Atlantic Records nach den eklektischen Jahren bei Columbia, sind das bestmögliche Beispiel von perfekter Synergie zwischen Gospel und Blues. Auf den Klavierakkord folgt Aretha mit einem tiefen, seelenvollen Lamento. Im Text geht es um einen Liebhaber, der ein Tunichtgut ist. Der Ton entspricht dem eines Sonntagmorgenblues in der Kirche.
Das war ein früher Hit, bevor sie Otis Reddings «Repect» sang und es in einen Blockbuster verwandelte. Indem sie als Frau mit unerschrockener Macht sang, verwandelte sie das Lied von einer Bitte um Respekt in eine Forderung. Später sang sie gemeinsam mit Annie Lennox einen offenkundig feministischen Song, «Sisters are doing it for themselves». «Respect» war jedoch einer der frühen Höhepunkte einer illustren, mit Auszeichnungen versehenen Karriere, in der sie alte, vertraute Songs mit einzigartigen Talent prägte.
In Detroit fühlten wir uns auf besondere Weise mit Aretha verbunden, nicht nur, weil sie in der New Bethel Baptist Church ihres Vaters groß geworden ist, sondern weil sie so, wie sie niemals wirklich die Gospelmusik verließ, auch niemals ganz aus Detroit weg ist. Sie lebte in der Stadt Jahrzehnte, nachdem sie schon ein Superstar geworden war, und wenn sie in die Stadt kam, um hier zu singen, heuerte sie oft Musiker aus Detroit an, sie zu begleiten – ein Zeichen ihrer Loyalität gegenüber der lokalen Musikszene, in der sie groß geworden ist.
Ihr sehr begabter Vater, der Bürgerrechtler Reverend C.L. Franklin, förderte die Karrieren seiner Töchter Carolyn, Aretha und Erma jenseits der Popmusik außerhalb des kirchlichen Bereichs. Er half ihnen sogar, sich in den oft heimtückischen Gewässer der Plattenverträge zu bewegen.
Aretha war jedoch die einzige, die nahm, was sie in einer großen schwarzen Kirche in Detroit gefunden hatte. Sie wurde die Verkörperung kirchlichen und weltlichen Talents oder, wie andere es formuliert haben, die «Majestät des Blues.»
* Der Autor ist Schriftsteller aus Detroit und im Beirat von Against the Current.