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Wer kann schon von sich sagen, ein Gedankengang gehöre ihm?

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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 09/2018

Berlin: Ariadne, 2018. 397 S., € 20
von Udo Bonn

Die Übernahme der Alstom-Energiesparte durch General Electric in den Jahren 2013–2015 ist der Hintergrund für Dominique Manottis neuesten Roman Kesseltreiben, der ein Lesevergnügen ersten Ranges darstellt. 

April 2013: Bei seiner Ankunft am JFK-Airport in New York ist der Manager François Lamblin bester Laune. Vor dem Beginn einer Konferenz, auf der er die neueste Generation von Kraftwerksanlagen seines Konzerns präsentieren soll, will er einen netten Abend in weiblicher Begleitung in seiner Hotelbar verbringen. Zur gleichen Zeit macht sich Ludovic Castelvieux auf, Montréal zu verlassen, zwei Mafiamorde in seinem Umfeld lassen ihn zu den Cayman-Inseln flüchten, wo er ein gutgefülltes Bankkonto hat.

Aber Pech für beide. Lamblin wird noch am Flughafen vom FBI verhaftet, Castelvieuxs Konto ist eingefroren. Beide sind in ein Räderwerk um die Übernahme des französischen Konzerns Orstam durch den US-Giganten Power Energy (PE) geraten, und nur einer von beiden wird überleben.

Die Übernahme des staatsnahe Konzerns soll eigentlich ohne Öffentlichkeit vonstatten gehen, die französische Regierung wird weder darüber, noch über die Festnahme des Managers informiert. Und selbst im Staatsapparat gibt es einflussreiche Kräfte, die sich auf die Zeit nach der PS-Regierung vorbereiten und dabei ihre lukrative Zukunft planen. Das würde auch so bleiben, gäbe es da nicht ein kleines Team um die Commandante Noria Ghozali, die uns aus früheren Büchern von Dominique Manotti bekannt ist. Trotz lange vollzogenem Bruch mit ihrer Familie wird sie von ihr eingeholt. Ihr Bruder hat sich dem IS angeschlossen, Noria Ghozali wird deshalb aus dem Inlandsgeheimdienst  entfernt und einem unterbesetzten Bereich zum Schutz der wirtschaftlichen Sicherheit zugeordnet. Sie ist zwar eine gute Polizistin, hat alte Kontakte, aber keine Ahnung von Wirtschaft. Dank zweier fähiger Mitarbeiter kommt sie aber dahinter, was sich zwischen den beiden Konzernen tut. Trotz ihrer Cleverness sind alle drei immer zu langsam  und vor allem zu machtlos, um dieses Treiben, für das auch Killer aus der US-Botschaft eingesetzt werden, zu stoppen.

Am Ende verlässt Noria Ghozali den Dienst und macht ihr Hobby zum Beruf.

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