Wer kann schon von sich sagen, ein Gedankengang gehöre ihm?

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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 09/2018
Ein Nachruf
von Hannes Hofbauer*

Einer der einflussreichsten Intellektuellen des «globalen Südens» ist tot. Samir Armin verstarb am 12.August 2018 fast 87-jährig in Paris. Er war u.a. Autor des Promedia-Verlags, dessen auf französisch verfasster Text «Souveränität im Dienste der Völker» gerade ins Deutsche übersetzt wird und im Frühjahr 2019 erscheinen soll.

Der 1931 in Kairo geborene Samir Amin zählte zu den profundesten Kritikern kolonialer Ausbeutungsstrukturen. Seine dependenztheoretischen und weltsystemischen Arbeiten prägten Generationen von entwicklungspolitisch Interessierten. Als langjähriger Direktor des Dritte-Welt-Forums in Dakar (Senegal) entwickelte er auch praktische Modelle für eine autozentrierte Entwicklung, die er als einzig gangbaren Weg für periphere Volkswirtschaften sah, um sich von der zerstörerischen Kraft der Globalisierung abkoppeln zu können. Es galt und gilt, so seine Überzeugung, der Kapitalakkumulation im Weltmaßstab die Souveränität der Völker entgegenzustellen. Und diese begann für ihn bei der bäuerlichen Landwirtschaft, die allein Ernährungssicherheit garantieren könne.

Als Marxist und Antiimperialist kämpfte Amin auch für eine Verbindung der Klassenkämpfe in der Produktion mit den Befreiungskämpfen überall auf der Welt.

So verlustreich sein Tod für die Linke ist, so stark wird seine Stimme, die in vielen Sprachen ihren Niederschlag gefunden hat, bleiben.

In Erinnerung bleibt uns Samir Amin auch als sehr bescheidener und unprätentiöser Autor und Mensch. Anstatt eines langseitigen Vertrages kommunizierte er freundschaftlich und unkompliziert. Wir werden uns anstrengen, seinen intellektuellen Anforderungen gerecht zu werden.


* für den Promedia-Verlag

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