von Louise R.
Am 26. und 27.Januar fand in Commercy (Département Meuse) die Versammlung der Gelbwesten-Versammlungen statt. Über 300 Personen waren anwesend, sie vertraten etwa hundert Delegationen, wovon 75 ein Mandat ihrer örtlichen Gruppe hatten.
Die Debatten waren lebhaft und hitzig, größtenteils dank der Arbeit der Gelbwestengruppe von Commercy, die die Veranstaltung organisiert hatte. Die Einheimischen organisierten auch die Verpflegung und die Unterbringung der Delegierten. Diese lokale Gruppe, die aus etwa fünfzig Personen besteht, ist eine verschworene Gemeinschaft und sehr aktiv.
Die Versammlung der Versammlungen begann mit einer Vorstellung der anwesenden Delegationen, die bezeugten, dass sie nach den Weihnachtsferien die Aktivitäten wieder aufgenommen hatten: die Besetzung von Plätzen, den Wiederaufbau von Hütten, die Besetzung von Gebäuden (etwa das Volkshaus von Saint-Nazaire), die Organisation von Demonstrationen… Bemerkenswert war auch das zum Ausdruck gebrachte Bedürfnis nach einer stärkeren Strukturierung der Gruppen, damit Gruppen unterschiedlicher Größe bei ihrer Koordinierung untereinander und vor allem bei ihren Zusammenkünften in Versammlungen über ihre Aktionen und Forderungen demokratisch entscheiden können.
Die Frage der Demokratie stand im Zentrum der Debatten – bezogen auf die Bewegung der Gelbwesten wie auch auf den Ablauf der Versammlung der Versammlungen. War man legitimiert, einen Aufruf zu lancieren? Welche Forderungen sollten erhoben werden? Wie kann trotz Strukturierung die Spontaneität und die Freiheit der Bewegung bewahrt werden, die unabdingbar für die Ausweitung der Mobilisierung ist? Wie kann eine gemeinsame Stimme entstehen, die eine Orientierung gibt, ohne eine nutzlose Spaltung hervorzurufen?
Eine andere Befürchtung betraf die notwendige Zusammenarbeit mit Organisationen der sozialen Bewegungen und der Arbeiterbewegung: Wie gemeinsam kämpfen, ohne sich von der Logik der Apparate aufsaugen zu lassen? Wie die Arbeitskämpfe führen, wie diese mit der Bewegung der Gelbwesten verbinden?
Alle gemeinsam zum Generalstreik!
Eins ist sicher, alle spürten die Notwendigkeit, mit den hunderttausenden gewerkschaftlich Organisierten zusammenzugehen, daher richtete sich eine große Hoffnung auf den Streik vom 5.Februar. Die Erschöpfung durch die alltägliche Besetzungen von Plätzen und die Samstagsdemonstrationen war spürbar, es muss nun eine Schwelle überschritten werden, sonst geht es nicht weiter. Aber wie ist das zu schaffen?
Ein Teil der Diskussion drehte sich um die Rolle der Komitees bei der Vorbereitung des Streiks vom 5.Februar: Sollten das Komitees der Gelbwesten sein, um klarzustellen, dass sie weiterhin die Bewegung anführen, oder sollten es «Streikkomitees» der üblichen Art sein?
Gleichwie, alle Teilnehmenden haben gezeigt, dass sie willens sind, den Kampf zu Ende zu führen, gemeinsam, gegen die gewalttätige Polizei, gegen eine Regierung, die sich weigert, dem Protest Gehör zu schenken, gegen einen Präsidenten, der sie verachtet. Wie der Aufruf schon sagt: «Bleibt nicht allein, schließt euch uns an!»
Louise R., 6.2.2019
Quelle: https://npa2009.org/arguments/politique/commercy-un-succes-pour-la-premiere-assemblee-des-assemblees
Die nächste Versammung der Versammlungen findet vom 5. bis 7.April in Saint-Nazaire statt.
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