Wer kann schon von sich sagen, ein Gedankengang gehöre ihm?

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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 04/2019

Wird es unser Frühling (WIOSNA) ? Le Monde diplomatique Polska, Februar 2019

Nachdem die Partei Razem trotz staatlicher Zuschüsse fast in der Versenkung verschwunden ist, stellt sich die Frage nach der Zukunftsfähigkeit der Partei Wiosna (Frühling). Ihr Chef Robert Biedron entwickelt sich zu einem linken Führer und dies nicht in Form eines Apparatschiks wie bei der SLD, aber als ein offener, sozial engagierter Aktivist. Zunächst war er Gründer und Leiter der Kampagne gegen Homophobie, später Abgeordneter der Palikot Bewegung und dann populärer Bürgermeister von Slupsk. Für seine Kompromisslosigkeit und Offenheit gewann er schnell Sympathien und war somit in der Öffentlichkeit recht präsent. Ob es reichen wird ähnlich wie seinerzeit die Palikot Bewegung die drittstärkste Kraft zu werden wird sich zeigen, aber möglich ist es. Wiosna zeigt im Vergleich zu Razem eine Offenheit in alle linke und liberalen Bereiche. Sein Programm ist eindeutig gegen die jetzige Regierung gerichtet. Es wäre zu wünschen, dass Wiosna im Herbst ins Parlament einzieht und gemeinsam mit den Liberalen das Ende für die PiS einläutet. Jetzige Umfragen sprechen dafür, aber...es besteht auch die Gefahr, dass die Stimmen nicht reichen werden, dies dann dazu führen könnte, dass die PiS die Mehrheit bekommt. Dann versinkt das Land im braunen Morast.

Streik der Lehrer – es reicht ihnen

Przeglad, 18.032019

Die Lehrer sind recht geduldig, das letzte Mal haben sie 1993 gestreikt. Sie sind es gewohnt, dass sie zu den Geringverdienern gehören. 2009 gab es eine Lohnerhöhung, aber die Inflation hat sie schon längst gefressen. Im vergangenem Jahr gab es zwischen 121 und 166 Zloty, also nicht einmal 30-40 Euro. Das Anfangsgehalt eines Lehrers liegt bei 54% des Durchschnittslohnes in Polen. Es kommen zwar von Kommunen Zuschläge je nach deren Vermögen dazu...10- 70 Euro. Nach 30 Arbeitsjahren können sie auf 2800-3000 Zloty kommen (650-700 €). Der Durchschnittsverdienst lag bei 5274,95 Zloty (1225 €) im Dezember 2018. Während der Durchschnittslohn um 6% anstieg ist der der Lehrer um 1-2% weniger geworden.

Der Lehrerberuf wird immer weniger geachtet, obwohl ihnen die Kinder anvertraut sind. Deshalb ist es wichtig, dass den Beruf von Menschen ergriffen wird, die sich dazu berufen fühlen und die nicht durch ihre Aufgaben und soziale Situation ausgelaugt werden. Mit den Lehrern wird nicht gesprochen, sondern sie werden angewiesen – die Regierungen weisen jeweils an und die Lehrer haben es auszuführen. Konsultationen finden nicht statt. Jede Regierung hat irgendeine Idee und das Bildungswesen muss sie ausführen. Dabei müsste sich Bildung mit einem langem Atem entwickeln.

Im September 1999 wurde in Polen wieder die Mittelschule - Gymnasium – eingeführt. Die Grundschule wurde auf 6 Jahre verkürzt, dem folgten 3 Jahre Gymnasium. Zum Abitur führten 3 Jahre allgemeines Lyzeum bzw. Lyzeum mit speziellem Profil und 3-4 Jahre Berufstechnikum. Ansonsten folgten 3 Jahre Berufsschule.

Die Einführung der Mittelschule (Gymnasium) in Polen sollte die Bildungschancen erhöhen und dieses Ziel wurde auch erreicht. Nach kurzer Zeit gehörte Polen zu den ersten zehn auf der Liste der OECD! Dies wurde jetzt einfach zerschlagen. Es gab zwar Versammlungen zu denen Lehrer geladen waren, aber zu sagen oder konsultiert wurden sie nicht! Danach wurde von der Ministerin Zalewska die „Konsultationen“ für beendet erklärt. Bei einem Treffen mit Schulleitern haben diese der Ministerin erklärt, dass sie mit dieser Reform nicht einverstanden sind. Jedoch wollen sie, da es nun einmal beschlossen ist, wenigstens an derer Durchführung teilnehmen, um den Schaden für die Schüler so gering wie möglich zu halten. Eine weitere Einladung kam von der Ministerin nicht! Die Beschäftigten im Bildungswesen sind für die Regierung und das Ministerium keine Partner, sondern Befehlsempfänger.

Ständig kommt neues Material dazu, das die Kinder zu lernen haben. Aber niemand macht sich Gedanken darüber, was stattdessen weggelassen werden könnte. Diese Fülle an Material ist kaum zu bewältigen und führt zu schlechten Abiturnoten und kann auch die beruflichen Perspektiven beeinflussen. Dies Fülle an Material nimmt dem Schüler auch die Chance sich für interessante und erfolgversprechenden Bereiche Zeit zu nehmen. Es geht bei dem Streik auch darum den Schülern Chancen zu geben ihr Lehrstoff in sinnvoller Weise zu vermitteln. Aber nun werden die Eltern von der Regierung gegen die Lehrer aufgehetzt.

POLITYKA, 13. 03.2019

Mit den polnischen Kindern in den Schulen befassen sich abgekämpfte, verschreckte und enttäuschte Menschen. Aber bei den Lehrerinnen und Lehrern bahnt sich der Zorn an.“ Es wird davon ausgegangen, dass 70% der Schulen und Kindergärten an dem Streik teilnehmen werden. (Die Gazeta Wyborcza spricht am 4.4. je nach Region von 75-91% - ganz im Osten allerdings 70%) Am 8. April, dem Tag des Streikes fallen die Examen der letzten Gymnasialklassen und der ersten 8. Klassen an. Dies sehen die Lehrer als eine gute Voraussetzung, um ihren Forderungen Gewicht zu verleihen. Es geht nicht nur um

die 1000 Zloty Lohnerhöhung. Es spielen Emotionen eine Rolle, die seit drei Jahren durch diese Regierung geschürt wurden. Zunächst war es die Meldung über die Veränderungen im Schulsektor – Liquidierung der Gymnasien, dadurch Verlängerung der Grundschule – dies vor den Ferien 2016, um Diskussionen in Lehrerzimmern zu vermeiden. Dann die Ansage, dass den Lehrern historisch nie dagewesene Gehaltserhöhungen gemacht wurden – faktisch wurden die Zulagen kassiert und die Höhergruppierungen von 10 auf 15 Jahre verlegt. Zugleich fegte ein Tornado durch die Schulen. Von den 500.000 Lehrern wurden 6.500 entlassen, genauso viele wurden in Rente oder Frührente geschickt. 18.000 Lehrer wurden gezwungen zwischen Schulen hin und her zu pendeln. Die guten Erfolge der Gymnasien wurden zunichte gemacht. Die Subventionen der Kommunen, die zur Entwicklung der Schulen und eine psychologische Betreuung gedacht waren, wurde verzichtet. Dafür kandidiert die Ministerin Zalewska für das Europaparlament. Während der Chaos im Herbst durch die „Schulreform“ beginnt, hat Zalewska sicherlich keine Zeit ihr Ressort zu führen. Die Lehrer wurde dazu degradiert diese Absichten der Regierung durchzuführen.

Ewa, 32 J. Hat mit Erschrecken bemerkt, dass ein Burnout ihr wohl nicht erst in Jahren drohen wird. Sie wohnt zusammen mit einer Bekannten in 32 qm, Miete 3000 Zloty. An eine eigene Wohnung ist gar nicht erst zu denken. in der Schule verdient sie 2400. Sie verdient sich nachmittags in der Altenbetreuung dazu. Dadurch, dass sie Lebensmittel nur im Supermarkt kauft, bleibt ihr noch etwas Geld für Training, um sich abzureagieren. Sie arbeitet mit Kindern, die an Asperger Syndrom leiden, Autisten u. ä. Sie hat zwei Magister abgeschlossen, aber wenn der Streik keinen Erfolg haben wird, lässt sie sich als Straßenbahnfahrerin ausbilden.

opinie.wp.pl 26.03. 2019

Die Regierung hat beschlossen aus dem Staatshaushalt nicht die seit langem überfälligen Löhne im vernachlässigten Gesundheits- und Bildungswesen zu erhöhen. Viel mehr rechnet sie sich bessere Chancen aus ihr „500+“ nochmals in die Waagschale zu werfen und diesmal 500 Zloty Kindergeld auch schon für das erste Kind und nicht erst ab dem 2. Kind zu zahlen. Den Rentnern wird noch vor den Wahlen eine 13. Rente gezahlt. Dies sieht die Regierung als einen Weg die Herbstwahlen mit Erfolg zu bestehen. Die Rechnung ist ganz einfach: 700.000 Lehrer auf der einen und auf der anderen Seite dagegen 9 Millionen Rentner und 1 Million Familien mit Kindern. Konsequenterweise hat ein Mitarbeiter des Präsidenten - Minister Szczerski - Lehrer darauf hingewiesen, dass sie nicht im Zölibat leben würden und sie also ohne weiteres in den Genuss von 500+ kommen könnten!

Die Lehrer lassen es sich nicht länger gefallen. Sie haben zum 8. April zu einem Streik aufgerufen und werden von der Regierung beschimpft, weil sie sich dadurch in die Politik einmischen würden. Zudem würden sie auf Kosten der Kinder und deren Eltern streiken, meint der Premier. Eine regierungsnahe Zeitung zeigt auf der Titelseite den Vorsitzenden der Lehrergewerkschaft mit einem Gewehr in der Hand vor der Tafel in einer Schulklasse.

Dabei wiederholt der Premier immer wieder wie gut es dem Land geht, wie das Geld nur so fließt und es fließt in Personal und Waffen der Armee. Im jedem Quartal spricht er über mehr Gelder im Staatshaushalt, die Regierung, kauft, investiert. Aber an Schulen bleiben nur Probleme hängen. Durch die „Bildungsreform“ entfallen die Mittelstufen (dort Gymnasium genannt) und so werden doppelte Jahrgänge – es wird von 400.000 Schülern gesprochen - Schulen blockieren, sie müssen in Schichten, also ab 15 – 20 Uhr die zweite Schicht, unterrichten. Warum nur wird den Lehrern nicht mehr gezahlt? Warum lässt man solch einer Eskalation zu? Kaczynski ist keiner, der Kompromisse eingeht, was er einmal entschieden hat das ist unverrückbar. Schließlich scheint es bisher so zu sein, dass sich solche Politiker genauso wenig für einen soliden Staatshaushalt kümmern, wie er sich für die Einhaltung der Verfassung kümmern. Sollte PiS wieder gewinnen, wird es sich zeigen, ob all die Wahlversprechen einen soliden Haushalt gewährleisten. Zu vermuten sind griechische Verhältnisse – Schuld wird die EU sein.

studioopinii.pl 13.03 2019

Das Bildungswesen wird von den Regierenden als ein Mittel angesehen, um mit ihrer Propaganda einen besseren Einfluss auf die Gesellschaft zu haben. Jedes freie Denken soll durch das Bildungsprogramm vermieden werden, damit der Verstand nicht in der Lage sein wird Zusammenhänge zu erkennen, sondern der Mensch nur seine eigene Karriere im Blick hat.

Wachsende Zahl von minderjährigen Selbstmördern Polityka, 06.03.2019

Zahlenmäßig nähert sich die Anzahl der Selbstmorde und Selbstmordversuche den weitaus größeren Ländern wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Die Anzahl der Selbstmordversuche liegt bei etwa 800 jährlich, die vollendeten Selbstmorde bei 100 (2016 -103; 2017 – 116; 2018 – 97) Wobei die Fachleute von einer größeren Dunkelziffer ausgehen, oft reden die Angehörigen aus Scham zum Beispiel von Unfällen. Ein 6 jähriger, der Probleme in der Kita hatte, konnte gerettet werden. Der 13 jährige Adrian hinterließ auf dem Computer seine Sehnsucht nach dem Vater, der in England arbeitet, er erhängte sich mit seiner Schlafanzughose. Ein anderer 13 jähriger sprang vom Hochhaus, seine Gefühle und Probleme mit seinem Umfeld hinterließ er in einem langen Abschiedsbrief. Nikola wurde im Internet wegen ihres Aussehens und ihrer Kleidung runter gemacht. Warum gingen sie und viele andere nicht zu einer Beratungsstelle?

Rettet mein Kind Przeglad, 13.03. 2019

600.000 Kinder und Jugendliche brauchen die Hilfe eines Psychiaters und in einer psychischen Krise befinden sich 20% der Heranwachsenden – 1,2 Millionen. Nur 10% der Schulen beschäftigen Psychologen. Die regionalen Zentren für Familien kümmern sich um soziale Belange der Kinder, aber nicht um ihre psychische Gesundheit. So werden aus psychischen Problemen psychiatrische und dafür gibt es auch kein funktionierendes System. Auf 6 Millionen Kinder entfallen 416 Psychologen. Das heißt also, dass wenn es überhaupt Hilfe gibt, dann im äußerstem Notfall – wenn es nicht schon vorher zur Tragödie kam. Eine Psychiaterin einer Warschauer Klinik sagt, dass es eine Wartezeit von 3 Jahren gibt. Es gibt eine wachsende Zahl von Depressionen, Verhaltensstörungen, wie auch Anorexien und Bulimie. Auch die Anzahl der Kinder wächst, die Selbstmordversuche unternehmen oder durch Selbstverletzungen ihrem Körper Schaden zufügen – und sie werden immer jünger. Ein Klinikleiterin berichtet von Neunjährigen, die sie wegen Suizidversuchen aufgenommen hat. Soweit hätte es nicht kommen müssen, aber die Kinder hatten vorher keine Möglichkeit erhalten einen Arzt zu konsultieren. Es gibt in Polen 209 Beratungsstellen für psychische Gesundheit. Die regionalen psychologischen Beratungsstellen unterstehen dem Ministerium für Bildung und haben vor allen Dingen die Aufgabe die schulischen Eignung der Kinder zu diagnostizieren.

Derweil füllen sich die Kliniken für Psychiatrie des Kindes- und Jugendalters mit akuten Fällen – „bei uns ist es wie im Feldlazarett“ – meinte eine Ärztin. Eine Krisenintervention ersetzt aber keine Therapie. Die akuten Fälle blockieren über lange Zeiträume die Stationen und die Chance für die vielen, die auf eine Platz warten, verringern sich und führen vielfach im Endeffekt zu akuten Schüben – für die Kliniken ein circulus vitiosus. So manche psychischen Erkrankungen können nach solch einem langem unbehandeltem Verlauf chronisch und somit im Grunde unheilbar werden.

Polen nimmt in Europa den 2. Platz bezüglich erfolgter Selbstmorde bei Kindern und Jugendlichen ein! Nach wiederholten Aufforderungen des Obmanns für Kinderrechte, hat die Regierung ein Kommission gebildet. Es wurden auch einige Schritte unternommen und 2023 sollen entsprechende staatliche Stellen errichtet werden. Allerdings sehen Fachleute ein Problem darin, dass eine staatliche Anstellung 6300 Z?oty Brutto bringt, der private allerdings einige Dutzend Tausend bringt. Wer lässt sich also auf solch eine Qualifizierung ein!? Auch nützen die Versprechungen nicht, dass für das Gesundheitswesen die staatlichen Ausgaben steigen von 4,7 auf 6,0% BIP in 2025. Von 97 Milliarden 2019 entfielen 216 Millionen für die Psychiatrie des Kindes- und Jugendalters. Ob sich etwas ändern wird, denn tausende Kinder und Jugendliche mit ihren Eltern sind in einer fatalen Situation. Haben sie eine Zukunft?

Gericht entscheidet ob neunjährige an Gott glaubt

Die 9 jährige Julia lebt beim Vater, alle Wochen sieht sie die Mutter. Der Vater ist Atheist, die Mutter hat „ihren“ Glauben wieder entdeckt, nachdem sie vorher vereinbart hatten dem Kind die Wahl zu überlassen. Jetzt wird Julia gerichtlich dazu gezwungen den Religionsunterricht zu besuchen und wohl auch zur ersten heiligen Kommunion zu gehen. Denn der Richter ist der Auffassung, dass eine 9 jährige nicht wissen kann, ob sie an einen Gott glaubt. Der Vater fürchtet, dass der Konflikt sich negativ auf die Tochter auswirkt, für ihn ist entscheidend was die Tochter will. Nun scheint es noch ein Verfahren bezüglich der Betreuung von Julia zu gehen.

500+ finden viele ungerecht – ein Wahlgeschenk studioopinii.pl 25.03.2019

Nach neusten Umfragen betrachtet die Mehrheit der Polen es als ungerecht, dass für jedes Kind 500 Z?oty gezahlt werden, unabhängig von den Einkünften der Eltern. Wenn auch 53% dies gesellschaftlich als gut bezeichnen, so sind gleichzeitig 61% der Auffassung, dass es nicht in Ordnung ist, wenn Lohnerhöhungen für Lehrer nicht möglich sind und die Sozialleistungen für Behinderte nicht erhöht werden. 68% der Befragten sehen die Gefahr, dass Eltern vom Kindergeld leben und dafür nicht arbeiten gehen werden. 500+ positiv sehen es die Wähler von: der PiS 75%, der Wiosna (Frühling) 59% und der KE (Europa Koalition) 50%.

Unternehmer bedauert sein Vertrauen in Jaroslaw Kaczynski Wyborcza.pl 02. 04. 2019

Gerald Birgfellner, ein Unternehmer aus Wien, ist weitläufig mit Kaczynski verwandt. Eines Tages wurde er auserkoren den Traum vom Präses Kaczynski – ein 190 m hohes Gebäude - ein Zwillingsturm in Warschau zu errichten. Der Traum bestand schon seit Jahren, aber niemand aus dem Dunstkreis des Präses war in der Lage dies durchzuführen. In einem exklusivem Interview für die Gazeta Wyborcza erläutert Birgfellner die Angelegenheit, die dazu führte, dass er sein Geld nicht bekam.

Birgfellner hat 14 Monate lang Verhandlungen über die Errichtung von zwei Gebäudetürmen geführt, die 1,3 Milliarden Zloty kosten sollten. Das Gelände in Warschau gehört einer Stiftung, die Lech Kaczynski gewidmet ist. Er hatte freien Zugang zu Nowogrodzka (Zentrale PiS). Vorwiegend sprach er direkt mit dem Präses und hat Gespräche auch aufgezeichnet. Im Januar d. J. hat er eine Anzeige wegen Betrug gegen Kaczynski erstattet, weil dieser ihm die Bezahlung seiner Leistungen verweigerte. Gefragt danach, ob er nicht irgendwann Bedenken gehabt hätte, meint der österreichische Unternehmer schließlich sei Kaczynski einer der wichtigsten Politiker Polens, zu wem sollte man denn sonst Vertrauen haben, wenn nicht zu ihm?

2017 hat Kaczynski Birgfellner in das Projekt eingeweiht. Dieser musste sich um Partner für das recht große Projekt bemühen. Kaczynski hatte die Idee zwei Hochhäuser nebeneinander als Symbol der Zwillinge Lech und Jaroslaw zu bauen. Als dann die vorbereitenden Arbeiten alle abgeschlossen waren, Firmen gefunden und es hätte losgehen sollen, sagte im Mai 2018 Kaczynski „Nein danke!“. Geld hätte er auch keines womit er bezahlen könnte und schlug vor zum Gericht zu gehen. Dabei hatte Birgfellner nur die besten Leute in die Arbeit eingebunden, weil es hier um einen wichtigen Mann in der polnischen Politik ging. Es gibt viele Ungereimtheiten in dieser Angelegenheit, denn einerseits betraf es die Stiftung Srebna, in deren Namen und auf dessen Gebiet gebaut werden sollte. Aber alles wurde über den Präses in der Nowogrodzka erledigt. Ja Kaczynski hat sogar davor gewarnt mit den Leuten der Stiftung zu sprechen, zu denen er kein Vertrauen hätte. Wenn auch die Meinung vorherrscht, dass Kaczynski keine Ahnung über wirtschaftliche Fragen hat, so hat er genau gewusst wie hoch die Investitionen sein müssten und welchen Effekt der Bau auf den Wert des Grundstücks hätte. Die Nutzung – Hotels,. Tagungsstätten - sollte viel Geld einbringen. Aber er erklärte auch, dass er die Kommunalwahlen fürchtet. Und das zu recht, nicht seine Partei siegte in Warschau. Und den Gegnern wollte er nicht solche ein „Geschenk“ machen.

Birgfellner hat der Gazeta Wyborcza ein ausführliches Interview in Wien gegeben. Er fürchtet sich nach Polen zu reisen. So wie es aussieht wird der Justizapparat der PiS kaum gegen seinen Präses Kaczynski vorgehen. Eher gegen seinen Ankläger.

Schamlosigkeit der Polnischen Bischofskonferenz studioopinii.pl – tygodnik.pl

Diese Konferenz beklagt im Schreiben an die Gläubigen die Gefährlichkeit der „Gender - Ideologie“ für polnische Familien und ihre naiven Kinder. Als einzige Mittel der Heilung der polnischen Gesellschaft sei die Übernahme der Lehre der katholischen Kirche. Dazu meint der Theologe Obirek, dass in keiner Weise die Mitverantwortung der Kirche zum Ausdruck gebracht wird. Schließlich hätten kirchliche Würdenträger mit dazu beigetragen die fragile Demokratie in Polen zu demontieren.

In der liberalen Wochenzeitung „Tygodnik Powszechny“ schreibt ein Kommentator: Keine Gegner der Kirche haben dieser soviel geschadet wie es diese Bischofskonferenz in ihrem Brief an die Gläubigen tut. Hier wird mit dem Finger auf andere gezeigt, die der Gesellschaft schaden würden. Die eignen Verfehlungen würden nur in nebulösen Worten beschrieben, die auf unterschiedliche Weise verstanden werden können. Die Menschen werden dazu aufgerufen Vertrauen in ihre Bischöfe zu haben. Aber klare Worte und Aussagen fehlen. All die Belehrungen und Hinweise im gesellschaftlichen Umgang sind gut und richtig. Aber die Menschen sind es leid von den Kanzeln belehrt zu werden von Geistlichen, die ihr Vertrauen verwirkt haben. Die von eigener Schuld und Verbrechen ablenken, indem sie auf „Gender“ verweisen als eine Form der „frühen Sexualisierung“ der Kinder.

Keine Sexualkunde in der Schule - Alles unter der Gürtellinie ist Sünde Przegl?d, 18.3. 2019

Bereits zu Zeiten der PRL gab es eine Auswahl an Büchern zu diesem Thema und eines wurde sogar für den Schulunterricht verwendet. Aber es verschwand bald wieder. Auch jetzt gibt es starken Widerstand in den Schulen Sexualkunde zu unterrichten. Die Kirche behält sich vor in dieser Beziehung den Ton anzugeben. Altgestrige, wie der Krakauer Erzbischof, reden vom Schutz der Familie und dass es zu 68 eine Konterrevolution geben muss. Schließlich wäre damals der Sex zu Vergnügen deklariert worden und nicht zu einer Aufgabe die Familie zu erhalten, Homosexualität wäre befördert worden und hat die moralische Ordnung in Europa zerstört.

Es ist zu befürchten, dass der Unterricht in Sexualkunde bald ganz aus dem Lehrplan verschwindet und wie wird es mit dem Biologieuntersicht? Wird die Lehre Darwins durch die Schöpfungsgeschichte der Bibel ersetzt?

Bei einer Wahlveranstaltung hat Kaczynski seinen Wählern erzählt wie ihm die Haare zu Berge standen, als er sich mit dem Programm der WHO zur gesunden sexuellen Entwicklung der Kinder vertraut machte. Er würde die traditionelle Familie in Polen vor diesen Machenschaften schützen. Es gehe nicht an, dass die Kinder in frühen Jahren sexualisiert werden.

Dabei geht es der WHO darum, dass in der Sexualerziehung die Erwachsenen den Kindern zur Seite stehen. Damit die Kinder schon mit 4..6 Jahren wissen wo die Grenzen sind, was unerlaubte Berührungen sind, dass es Menschen gibt, die unter Vortäuschung ihnen schaden wollen, was sexueller Missbrauch ist, sollten schon 12 Jährige wissen.

Dies ist gerade in Ländern wichtig, wo das große TABU auch den Missbrauch an Kindern und Jugendlichen befördert.

Aber da haben die Regierenden samt ihrer Geistlichen Kumpane einen neuen Feind entdeckt. Die alten Feinde – wie die diejenigen die den Anschlag von Smolensk negieren, wie die Geflüchteten, die nicht ins Land kamen oder auch die feindlichen Judo-Kommunisten – interessiert kaum jemanden. Also musste ein neuer Feind her. Hat doch der Präsident der Stadt Warschau, der der PiS den Posten weggeschnappt hat, die Stadt als eine offene und tolerante Stadt erklärt: Der Feind ist der SEX symbolisiert bei den LGBT, die laut Kaczynski „mit einer spezifischen Soziotechnik den Menschen verändern sollen.“

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