Wer kann schon von sich sagen, ein Gedankengang gehöre ihm?

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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 05/2019
Lehrerstreik ausgesetzt

Der Vorstand der der Lehrergewerkschaft ZNP haben beschlossen den Streik am Samstag, 27. April auszusetzen. Dazu erklären sie auch, dass sie keine Vereinbarungen unterschreiben werden. In Wahrheit könnte der Streik fortgeführt werden und er würde in die Zeit der Abiturprüfungen fallen, führte der Vorsitzende der Gewerkschaft S. Broniarz weiter aus. Die Regierung hätte in keiner Weise ihre Verantwortung für die Schüler wahrgenommen, sondern die Abiturienten einem gering qualifizierten Personal dem Stress ausgesetzt. Deswegen hätte die Gewerkschaft zusammen mit den Eltern und Schülern beschlossen den Streik auszusetzen. Dadurch soll erreicht werden, dass die Schüler geordnet ihren Abschluss machen können.
Bereits seit dem 10. Januar war der Regierung bekannt, dass ein Streik zu erwarten ist, als gemeinsam die Gewerkschaften ZNP (Gewerkschaft der Lehrer Polens) und FZZ (Forum der Gewerkschaften) erklärten in den Arbeitskampf einzutreten. Diesem hatte sich auch der Bereich Bildung der Solidarnosc angeschlossen. Die Verhandlungen brachten keine Ergebnisse und wurden lediglich von der Solidarnosc unterschrieben. Dies hatte zur Folge, dass Lehrer aus dieser Gewerkschaft austraten.
Die Gewerkschafter sprechen von dem Versuch einer finalen Demontage in der Bildung, indem im Eilverfahren ein sogenanntes „Abitur – Gesetz“ verabschiedet werden soll das vorsieht, dass Lehrer für die Zulassung zum Abitur nicht notwendig sind. Die Zulassung kann der Schulleiter(die dürfen nicht streiken), der Stadtpräsident, Bürgermeister oder Gemeindevorsteher vornehmen.
Die Gewerkschaft gibt dem Premier Morawiecki bis September Zeit das Problem zu lösen. „Wenn es nötig wird, stehen wir im Herbst alle gemeinsam vor dem Ministerrat – Tausende Lehrer, Krankenschwestern, Eltern, Schüler, Patienten, Betreuer Behinderter, Männer und Frauen. Wir Menschen. Ihr könnt uns nicht alle ignorieren.
Sie Planen für den Juni einen Runden Tisch zum Thema Bildung mit einem breitem Spektrum einer Koalition, die an der Bildung interessiert ist. Dabei geht es auch um die Erhöhung des Staatshaushaltes für die Bildung auf 5% BIP, den Schwerpunkt auf die Fähigkeiten Zusammenhänge zu erkennen anstatt Gedächtnistrainings, Verringerung der Bürokratie, Verstärkung der Autonomie der Schulen und Lehrer, sowie Erhöhung der Gehälter von Lehrern und Beschäftigten im Bildungswesen.
Die Lehrer werden ab September streiken, wenn ihrer Forderungen bis dahin nicht erfüllt werden.

Regierung und Runder Tisch für Bildung am 26. 04. 2019

Nach welchen Kriterien die Regierung die Teilnehmer für diesen Runden Tisch im Warschauer Nationalstation wohl ausgewählt haben, bleibt wohl ein Rätsel. Weder Vertreter der Elternsprecher noch der Gewerkschaft ZNP nehmen teil. Einem Repräsentanten aus dem Büro für Menschenrechte wurde abgesagt. Auch Vertreter der Vereinigung der Städte wie Gdansk, Bydgoszcz, Poznan Lodz, Krakau und Warschau wurden nicht eingeladen.
Die stellvertretende Bürgermeisterin von Warschau erklärte, dass auch sie nicht eingeladen wurden. Dies ginge schon die ganzen drei Jahre so. Und wenn sie einmal eingeladen waren, kamen sie nicht zu Wort, sondern mussten sich den Monolog der Bildungsministerin anhören.
Vor dem Station versammelten sich protestierende Lehrer, um ihren Unmut kundzutun. Es ist gar nicht klar welche Experten eingeladen sind. Zunächst ergriffen Regierungsvertreter das Wort. Ein „Elternvertreter“, der zum Stab von Präsident Duda gehört, eine Lehrerin, die nicht gestreikt hat.
Der Vertreter des Städteverbandes beklagte, dass die Kommunen immer mehr aus ihrem Budget für das Bildungswesen ausgeben müssen. Sie möchten partnerschaftlich von der Regierung behandelt werden. Ihre Bitte um ein Gespräch mit dem Premier wurde nicht beantwortet. Bei ihrer Konferenz zum Bildungswesen vor zwei Wochen kam kein Regierungsvertreter. Bei dieser Konferenz sind sie nur deswegen, weil sie interveniert hatten und dann am Vortag die Einladung erhielten.
Die Aussagen des Premiers kommentierte die Gewerkschaft ZNP , dass schon sein erster Satz zeigt, dass dieser keine Ahnung davon hätte was für eine Aufgabe die Lehrer hätten.

Leserbrief: Lehrerstreik
Zusatz zu dem Interview, das in der Mai - Ausgabe der SoZ erscheint

Urszula Frey schreibt, dass am Freitag den 26. April der Streik ausgesetzt wird. Die Regierung hat sich auf keine Verhandlungen eingelassen. Aber jetzt geht es darum den Abiturienten den Abschluss zu gewährleisten. „Alle Kolleginnen und Kollegen haben in unserer Schule an dem Streik teilgenommen und haben bis zum Schluss durchgehalten. Wir können auf uns stolz sein und wissen, dass wir uns aufeinander verlassen können. Es war eine schwierige aber fruchtbare Zeit. Wir setzen den Streik aus, aber lassen nicht den Kopf hängen. Ich denke wir haben Europa gezeigt in was für einem „Rechtsstaat“ wir leben.Wir wurden von der denkenden Gesellschaft unterstützt, viele Eltern, Schüler, ja sogar Abiturienten. Die Schulen sollten deswegen auch weiterhin beflaggt bleiben und mit Spruchbändern versehen: Wir protestieren gegen eine Deformierung des Bildungswesens und gegen die Missachtung ihrer Mitarbeiter!

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