von Laurenz Nurk
Während die Dax-Konzerne 100.000 Stellen abbauen wollen explodieren die Vergütungen ihrer Manager.
Die Unternehmen haben in den vergangenen Jahren kontinuierlich daran gearbeitet, ihre Kosten zu senken. Nun wird die schwächelnde Weltwirtschaft zum Anlass genommen, noch mehr bei den Lohnkosten zu sparen und dafür wird die Keule des Stellenabbaus geschwungen.
Dabei gehen sie von der alten Unternehmerweisheit aus, die lautet: Wenn es gelingt, die Fixkosten aus Personalkosten und Abschreibungen bloß um ein Prozent zu senken, erhöhen sich im laufenden Jahr die Gewinne vor Steuern und Zinsen um durchschnittlich fast 2,5 Prozent…
Man kann nur hoffen, dass die Beschäftigten und ihre Gewerkschaften auf das Gespenst der sinkenden Konkurrenzfähigkeit der deutschen Unternehmen nicht hereinfallen. Die extrem hohen Gewinne der hiesigen Unternehmen wurden durch den Niedriglohnsektor schon auf dem Rücken der lohnabhängigen Menschen erwirtschaftet und reichten sogar für die Rekordgehälter in den Chefetagen aus.
Mit den jetzt angekündigten umfassenden Sparprogrammen wollen die 30 Dax-Konzerne ihre Ergebnisse künftig Jahr für Jahr um zusammengerechnet 20 Mrd. Euro verbessern. Diese Summe entspricht fast einem Viertel des gesamten Nettogewinns im abgelaufenen Geschäftsjahr.
Allein BMW will bis Ende 2022 12 Mrd. Euro einsparen, um Gewinnrückgänge aus hohen Investitionen in die Elektromobilität wieder reinzuholen. Es wird aber dennoch eine Dividende von 3,50 Euro je Aktie gezahlt, damit die Familien Quandt und Klatten auch dieses Jahr über eine Milliarde Euro an Ausschüttungen kassieren dürfen.
Ähnliches bei Volkswagen, dort sollen mehr als 30.000 Stellen wegfallen, obwohl der Konzern im vergangenen Jahr nicht nur den höchsten Gewinn der Firmengeschichte eingefahren hat, sondern auch noch die höchste Dividende bisher für 2019 ausschütten will. Volkswagen hatte 2018 einen Rekordgewinn von 17 Mrd. Euro erzielt und in den letzten 10 Jahren insgesamt unfassbare 100 Mrd. Euro erwirtschaftet. Für die nächsten drei Jahre werden weiter steigende Gewinne von 18–20 Mrd. Euro pro Jahr erwartet.
Mit diesen Gewinnen werden immer höher steigende Spitzengehälter gezahlt, wie aus der nachstehenden Tabelle hervorgeht.
Die folgende Berechnung berücksichtigt sowohl kurzfristige Variablen wie Jahresboni als auch Langfristvergütungen, Altersversorgung und Nebenleistungen wie Dienstwagen oder Versicherungen. Im Durchschnitt wurde bei den Dax-Konzernen ein Fixgehalt von 1,5 Mio. Euro, ein Ein-Jahr-Bonus von 1,4 Mio., ein Langfristbonus für mehrere Jahre von 3,7 Mio. Euro, 824.000 Euro für die Altersvorsorge und 99.000 Euro für weitere Nebenleistungen ausgegeben. Die 30 Dax-Chefs müssen nicht selbst für ihre Altersvorsorge aufkommen, dennoch erhalten sie jährlich dafür immer mehr Geld.
An der Spitze steht Stefan Heidenreich von Beiersdorf mit 23,45 Mio. Euro für 2018. Hinter ihm rangiert unter den 23 das gesamte Jahr über tätigen Topmanagern Allianz-Vorstandsvorsitzender Oliver Bäte mit 10,33 Mio. Euro, gefolgt von SAP-Chef McDermott (9,97), knapp vor Siemens-Chef Joe Kaeser (9,59) und Bernhard Scheifele von HeidelbergCement mit 9,43 Mio.
Am Ende der Auflistung stehen Fresenius-Mann Stephan Sturm (4,49), gefolgt von Reinhard Ploss von Infineon (3,59) und Rolf Martin Schmitz von RWE mit 3,10 Mio. Euro.
Die 23 Dax-Konzernchefs – Frauen sind dort nicht anzutreffen –, die das ganze Jahr über im Amt waren, erhielten im Schnitt 7,51 Mio. Euro. Im Jahr 2017 waren es 7,3 Mio. Euro gewesen, das ist eine Steigerung von 3,6 Prozent, auf unglaublich hohem Niveau. Dagegen sind die Bruttolöhne und -gehälter bei den Beschäftigten 2018 nur um 2,6 Prozent gestiegen, auf niedrigem Niveau. Für die Beschäftigten sind das Lohnsteigerungen, die mit Mühe und Not über dem Inflationsziel der EZB von 2 Prozent liegen und auch den Produktivitätsfortschritt überhaupt nicht abbilden.
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