Wer kann schon von sich sagen, ein Gedankengang gehöre ihm?

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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 06/2019
...gegen das Auto
dokumentiert

Am 27.April hatte die Rosa-Luxemburg-Stiftung zu einem «Ratschlag gegen das Auto» nach Frankfurt am Main eingeladen. Mit 50–60 Leuten war der Besuch der Tagung nicht überragend. Auffällig war allerdings, dass diesmal auch halbwegs «Prominente» da waren: Winfried Wolf, Klaus Gietinger, Sabine Leidig, Stefan Krull, Klaus Meier.
Am Eröffnungspodium nahmen teil Janna Aljets (RLS), Stefan Krull, Violetta Bock und Marion Tiemann von Greenpeace.
Die Diskussion war solidarisch und die ersten drei ReferentInnen lagen inhaltlich auch weitgehend auf einer Linie. Nur bei Marion Tiemann, der Vertreterin von Greenpeace, klang durch, dass sie Elektroautos nicht ablehnend gegenüberstand. Bei der anschließenden Diskussion kam es zu einer Kontroverse über Elektroautos, weil auch eine Frau, die für eine kirchliche Stiftung eine Broschüre geschrieben hatte, ähnliche Positionen vertrat wie die Marion Tiemann. Insgesamt tat die Anwesenheit der «Prominenten» der Diskussion gut, weil so das Thema von unterschiedlichen Seiten beleuchtet wurde und das Publikum seine Erkenntnisse mehren konnte.
Im Workshop «Just Transition» war Tom Adler aus Stuttgart alleiniger Referent, bekanntlich war er in seinem früheren Leben in der «Plakat»-Gruppe und dann in der oppositionellen «Alternative» im Daimlerwerk Stuttgart-Untertürkheim aktiv. Sein eigentlich angekündigter Kollege Miguel Revilla (aktuell VK-Leiter bei Daimler Untertürkheim) war leider nicht erschienen.
Tom Adlers Referat ging darum, wie in den 70er und 80er Jahre unter erheblich «linkeren» Vorzeichen und bei erheblich stärkerer Einbeziehung der Belegschaft die Diskussion um die Konversion der Autoindustrie geführt wurde. Bekanntlich nahm Ende der 80er Jahre auch die IG-Metall-Führung unter Steinkühler eine wesentlich weniger autofixierte Position ein als die IGM-Führung heutzutage. Das bestätigte auch Stefan Krull. Dennoch schwelgte man angesichts der vermeintlichen «guten alten Zeit» nicht in Nostalgie. Durch die Bank wurde Toms Vortrag als Anregung für künftiges Handeln aufgenommen.
Irgendwie dominierte auf der Tagung eine optimistische Aufbruchstimmung. Das Spektrum der Teilnehmenden war auch breiter als sonst. Einer der Diskutierenden stellte fest, dass es viele Initiativen zum Thema Auto/Verkehr, aber kaum Vernetzung gibt. Dies hat sich durch die Tagung geändert.
Die geplante Aktion anlässlich der Internationalen Automobilausstellung (IAA) am 14.September wird sicherlich noch einmal mehr Initiativen zusammenführen. Auf der Tagung selbst war die Organisierung der Mobilisierung gegen die IAA aber kein Thema. Dazu sollte es am nächsten Tag ein Treffen geben.
In bestimmten Spektren läuft diese Mobilisierung bereits an – inzwischen gibt es zu verschiedenen Aktionen Aufrufe. Ein bundesweiter Trägerkreis (u.a. Verkehrsclub Deutschland (VCD), Deutsche Umwelthilfe (DUH), Greenpeace) plant für den 14.9. eine Fahrradsternfahrt mit neun Armen zur IAA. Extinction Rebellion (XR) und Verbündete planen Aktionen des zivilen Ungehorsams am 15.9. Der 21.9. ist Parking Day: einen Tag lang werden Parkplätze in Frankfurt am Main besetzt.
Das Thema IAA wird noch einmal besondere Brisanz gewinnen, sollte es erneut zu einem «Hitzesommer» kommen. Hier könnte also etwas in Bewegung kommen…

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