Betr.: Den Lehrerinnen und Lehrern reicht es, SoZ 5/2019, S.9
von Norbert Kollenda
Im Artikel über den Lehrerstreik in der Mai-Ausgabe ist ein Fehler aufgetreten: Bei den Wahlgeschenken der PiS handelt es sich nicht um solche aus dem Jahr 2015, sondern aus 2019, vor den Europawahlen und auch mit Blick auf die kommenden Parlamentswahlen. Jetzt bekommen nicht die 700.000 Lehrer eine Lohnerhöhung, diese «Linken» wählen ja doch nicht die PiS. Es bekommen die 9 Millionen RentnerInnen seit Anfang Mai eine 13.Rente, schließlich sind sie potenzielle PiS-Wähler. 2015 gab die PiS nach der Regierungsübernahme ab dem 2.Kind 500 Zloty, jetzt gibt es schon ab dem 1.Kind 500 Zloty. Dankbare Eltern werden doch wohl die PiS wählen!?
Der Vorstand der Lehrergewerkschaft ZNP hat dennoch beschlossen, am 27.April den Streik auszusetzen. Er hat auch erklärt, er werde mit der Regierung keine Vereinbarungen unterschreiben. Der Streik könnte zwar fortgeführt werden, führte der Vorsitzende der Gewerkschaft S.Broniarz weiter aus, aber er würde in die Zeit der Abiturprüfungen fallen. Die Regierung hätte in keiner Weise ihre Verantwortung für die Schüler wahrgenommen, sondern die Abiturienten dem Stress eines gering qualifizierten Personals ausgesetzt. Deswegen habe die Gewerkschaft zusammen mit den Eltern und Schülern beschlossen, den Streik auszusetzen. Dadurch soll erreicht werden, dass die Schüler geordnet ihren Abschluss machen können. Broniarz forderte den Ministerpräsidenten auf, die Zeit bis zum September nicht nutzlos verstreichen zu lassen, sondern dazu zu nutzen, den Lehrern ein vernünftiges Angebot zu machen. Sonst wird der Streik im September fortgesetzt.
Urszula Frey schreibt dazu: «Alle Kolleginnen und Kollegen haben in unserer Schule an dem Streik teilgenommen und bis zum Schluss durchgehalten. Wir können auf uns stolz sein und wir wissen, dass wir uns aufeinander verlassen können. Es war eine schwierige, aber fruchtbare Zeit. Wir setzen den Streik aus, aber wir lassen nicht den Kopf hängen. Ich denke, wir haben Europa gezeigt, in was für einem ‹Rechtsstaat› wir leben.Wir wurden von der denkenden Gesellschaft unterstützt, vielen Eltern, Schülern, ja sogar Abiturienten. Die Schulen sollten deswegen auch weiterhin beflaggt bleiben und mit Spruchbändern versehen: Wir protestieren gegen eine Deformierung des Bildungswesens und gegen die Missachtung ihrer Mitarbeiter!»