Wer kann schon von sich sagen, ein Gedankengang gehöre ihm?

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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 06/2019
100.000 Entlassungen geplant
von Angela Klein

Am 23.März dieses Jahres berichtete das Handelsblatt: «Die 30 Dax-Konzerne wollen 100.000 Stellen abbauen. Sie können es sich aber nicht leisten, als Kahlschläger dazustehen.»
Weil es weltweit weniger Aufträge gebe, würden Gewinne und Renditen sinken. Das Handelsblatt weiß: «Der Ausweg heißt: sparen! Am meisten lässt sich über die Fixkosten beim Personal und mithilfe effizienterer Arbeits- und Produktionsprozesse hereinholen.»
Die Dax-Konzerne hätten angekündigt, künftig jährlich zusammengerechnet 20 Milliarden Euro einsparen zu wollen – «dieses Ziel dürfte eher über- als untertroffen werden».
Wie aber schaffen sie es, nicht als Kahlschläger dazustehen? Indem sie viel Geld in die Hand nehmen. Denn die Gewinne mögen gesunken sein, die Aktienkurse verschiedener Unternehmen sind dennoch kräftig gestiegen, Geld ist genug da. Das wollen sie in Erwartung der kommenden Krise schon mal präventiv in Arbeitsplatzabbau anlegen, damit sie nicht als Gewinnmaximierer dastehen, die «in guten Zeiten Personal einstellen und in schlechten Zeiten wieder hinauswerfen». Also die Leute lieber schon in guten Zeiten vor die Tür setzen. Da kann man sich auch feinere Methoden leisten.
Anstelle von Kündigungen und Entlassungen, weiß das Handelsblatt, «setzen die Unternehmen auf Fluktuation, Abfindungen und Vorruhestandsregelgungen. Dies ist zwar teuer. Oft sogar sehr teuer.» Und: «Die jetzt mit den Betriebsräten ausgehandelten Regelungen wirken erst mit einigen Jahren Verzögerung. Doch der damit erhoffte Imageeffekt ist nicht zu unterschätzen und wiegt in Zeiten mit Vollbeschäftigung in immer mehr deutschen Regionen schwer.»
Gleichzeitig suchen sie nach Fachkräften im IT- und Elektronikbereich. Doch das kompensiert beileibe nicht die Zahl der Entlassenen. Volkswagen etwa, wird berichtet, will über 30.000 Stellen abbauen, davon 23.000 in Deutschland, «weil sich der Konzern vom Verbrennerantrieb trennen will». Gleichzeitig wolle der Konzern aber «weltweit 10.000 Fachkräfte einstellen, die sich mit Softwareentwicklung und E-Mobilität auskennen».
Wo bleibt da der Aufschrei von Gewerkschaften und Betriebsräten? Dort, wo der nötige Ausstieg aus der Kohle einige tausend Arbeitsplätze kostet, die die öffentliche Hand leicht auffangen kann, machen sie ein großes Geschrei. Wenn die Konzerne richtig zulangen, und das auch noch ersatzlos, ohne sich mit einem Strukturwandel herumzuplagen, lassen sie das geräuschlos über die Bühne gehen.

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