dokumentiert
Am 26.Mai feuerte die Armee in der Region Wasiristan mit scharfer Munition auf einen friedlichen Protestmarsch, der von den beiden Parlamentariern Ali Wazir und Mohsin Dawar angeführt wurde. Dabei kamen mindestens 13 Menschen ums Leben und über 40 wurden verwundet.
Ali Wazir und Mohsin Dawar wurden bei den Parlamentswahlen von 2018 in die Pakistanische Nationalversammlung gewählt. Sie sind führende Mitglieder der Bewegung zur Verteidigung der Rechte der Pashtunen (Pashtun Tahfuz Movement – PTM), eine Massenbewegung, die vor zwei Jahren entstanden ist.
Die PTM fordert ein Ende der militärischen Operationen in der Grenzregion zu Afghanistan, welche das Siedlungsgebiet der Ethnie der Pashtunen ist. Diese Forderung hat die Organisation in Konflikt mit dem mächtigen Militär des Landes gebracht. Bereits vor zwei Monaten hatten Militärsprecher Drohungen an die Adresse der PTM gerichtet und hatten die Medien öffentlich aufgefordert, jegliche Berichterstattung über die PTM zu unterlassen.
Diese Drohungen und die Nachrichtensperre führten zur Tragödie des 26.Mai: Während das Feuer auf eine friedliche Demonstration eröffnet wurde, stellten die Medien diesen Angriff so dar, als hätten PTM-Aktivisten unter Führung von Ali Wazir und Mohsin Dawar einen Kontrollpunkt der Armee angegriffen; bei den darauf folgenden gewalttätigen Auseinandersetzungen seien drei Demonstranten getötet und drei Soldaten verletzt worden.
Mit Mobiltelefonen aufgenommene Videos zeigen aber eindeutig, dass Ali Wazir und Mohsin Dawar von hinten beschossen wurden. Während um ihn herum von Kugeln Getroffene zu Boden gingen, drehte sich Ali Wazir um und versuchte, statt sich in Sicherheit zu bringen, zurückzulaufen und einem verwundeten Genossen zu helfen. Als er sich in der Nähe des Kontrollpostens einem am Boden liegenden Verwundeten näherte, wurde er von Soldaten verhaftet.
Am folgenden Tag wurde er einem Anti-Terror-Gericht vorgeführt, das eine achttägige Untersuchungshaft anordnete. Die gesamte parlamentarische Opposition hat inzwischen seine Freilassung gefordert. Ali Wazir leidet unter Diabetes und Bluthochdruck. Es gibt außerdem bisher unbestätigte Berichte über Folter. Selbst wenn er vorübergehend freigelassen werden sollte, schwebt er weiterhin in Lebensgefahr. Gegen ihn wie gegen den Rest der PTM-Führung wurde eine brutale Hasskampagne geführt. Die Mainstream-Medien und das Militär stellen ihn als ausländischen Agenten, Verräter und Terroristen dar.
Fakt ist, dass die PTM die Gewaltlosigkeit zu einem ihrer Grundprinzipien gemacht hat. 16 Mitglieder von Ali Wazirs Familie, darunter sein Vater und mehrere Geschwister, wurden von den Taliban ermordet, weil sich die Familie diesen entgegengestellt hatte. Er galt bereits vor dem Aufkommen der PTM als ein Symbol für den Widerstand gegen die Taliban.
Ein internationaler Appell, der sich auf der Webseite von Europe Solidaire sans Frontières findet und Dutzende Erstunterschriften aus fast 40 Ländern trägt, fordert:
– die sofortige Freilassung von Ali Wazir, Mohsin Dawar und ihrer PTM-Genossen;
– das Ende der Hetzkampagne gegen die PTM-Führung;
– die Zurücknahme der gefälschten Anklagen gegen Ali Wazir, Mohsin Dawar und ihrer PTM-Genossen unter der Anti-Terror-Gesetzgebung.
Der Aufruf kann unterzeichnet werden unter www.europe-solidaire.org/spip.php?article49080. Weitere Informationen zu Ali Wazir und der PTM sind ebenfalls dort zu finden.
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