von Manuel Kellner
Die einer linksradikalen Gesinnung gelinde gesagt unverdächtige Zeitschrift Focus nannte die Ergebnisse einer neuen Studie aus der Schweiz eine «Ohrfeige» für die Leugner des menschengemachten Klimawandels.
Ein Gemeinplatz der Klimablinden lautet, Temperaturschwankungen habe es immer gegeben, das sei nun einmal so. ForscherInnen haben nun mehr oder weniger alle verfügbaren Daten zum Klimawandel in den letzten 2000 Jahren – vor allem die Untersuchungen von Jahresringen von Bäumen – akribisch gesichtet und mit sechs verschiedenen statistischen Methoden ausgewertet.
Das Ergebnis ist eindeutig. Die oft als Argument angeführten Warm- und Kaltzeiten waren regional und zeitlich begrenzte Phänomene. Die heutige Erwärmung der Erdatmosphäre hingegen ist global und beispiellos – 98 Prozent des Globus haben sich aufgeheizt. In früheren Zeiten erwärmte sich die Erde um höchstens ein halbes Grad Celsius innerhalb eines Jahrhunderts, inzwischen hochgerechnet dreimal so viel.
Der Weltklimarat (IPCC) hat seinerseits einen neuen Sonderbericht zum Klimawandel vorgelegt. Demnach hat der weltweite Temperaturanstieg über den Landmassen bereits 1,53 Grad erreicht. Die Meeresflächen erwärmen sich langsamer. Insgesamt sei die Temperatur der Erdatmosphäre demnach um 0,9 Grad wärmer geworden. Das Pariser Klimaabkommen hat 2015 festgelegt, die Erderwärmung müsse auf «deutlich unter 2 Grad» gemessen am vorindustriellen Zeitalter eingedämmt werden. Laut Weltklimarat würde aber ein Anstieg auf 2 Grad die Lebensgrundlage von fast einer halben Milliarde Menschen bedrohen – insbesondere wegen Wassermangel und der Ausdehnung von Wüsten.
Extremwetterlagen, sowohl Dürren als auch Dauerregen, sind wegen des laufenden Klimawandels bereits deutlich häufiger geworden. Lange Dürre- und Hitzephasen gefährden die weltweite Produktion von Nahrungsmitteln. Der Zugang zu bekömmlichem Trinkwasser beginnt zum umkämpften Privileg zu werden.
Um die CO2-Emissionen ausreichend zu senken, müssen mindestens 80 Prozent der verbliebenen fossilen Energieträger im Boden bleiben. Die ausufernde Fleischproduktion mit ihrer Weidewirtschaft und Massentierhaltung muss abgeschafft werden zugunsten von gesunden Lebensmitteln aus Getreide und Gemüse. Die intensive Landwirtschaft muss verschwinden zugunsten einer nachhaltigen Art und Weise des Anbaus, die den Boden nicht auslaugt, sondern verbessert. Moore, Wälder, Biotope müssen energisch gegen den Raubbau für private Profite und reaktionäre Politiker im Dienst des Kapitals geschützt werden.
Die kapitalistische Produktionsweise führt unausweichlich in die Katastrophe. Sie muss so schnell wie möglich durch eine auf die Bedürfnisse ausgerichtete ökologisch verantwortliche Produktionsweise ersetzt werden. Das geht nur mit dem Sturz der Macht des Kapitals. Wenn der Weltklimarat dieses Tüpfelchen auf sein i setzen würde, dann stünde in seinen Berichten die ganze Wahrheit.
Am 20.September wird die Bundesregierung ihre sog. Klimastrategie vorstellen. Dass diese Strategie nichts gegen den Klimawandel ausrichten und dafür den normalen Leuten unter neuen Titeln mehr Geld abknöpfen wird – um dies vorauszusagen sind keine Propheten nötig. Am 23.September findet dann ein Klimagipfel der UNO zu den Folgen des globalen Temperaturanstiegs statt – ein weiterer Anlass für weltweite Proteste.
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