Wer kann schon von sich sagen, ein Gedankengang gehöre ihm?

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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 10/2019

Luftfahrtpionier André Japy pendelte zwischen Tahiti und den Atollen
von Kai Böhne

In den frühen Morgenstunden des 29.Dezember 1935 starteten der ­Pilot und Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry und sein Mechaniker André Prévot mit einer Caudron-Renault-Simoun-Propellermaschine vom Pariser Flughafen Le Bourget, um einen Streckenrekord zu unterbieten. Wenige Tage zuvor war der Flugpionier André Japy in drei Tagen und 15 Stunden von Paris nach Saigon geflogen.

Der Versuch von Saint-Exupéry und Prévot scheiterte, beide stürzten über der libyschen Wüste in Ägypten ab. Um eine bessere Orientierung und Sicht zu bekommen, hatten sie die Flughöhe verringert, dabei bekam die Maschine an einer Erhebung Bodenkontakt, schlidderte zweihundert Meter, bis sie «mit einem abgebrochene Flügel zum Stehen kam», schrieb der Saint-Exupéry-Biograf Joseph Hanimann. Beide überlebten, irrten ohne Wasservorräte in der Wüste umher, bevor sie mit großem Glück von Beduinen vor dem Verdursten gerettet wurden.
Saint-Exupéry verarbeitete seine Erfahrungen schreibend; ausgeprägte autobiografische Passagen kennzeichnen seine Romane und Erzählungen. Die Erlebnisse in der libyschen Wüste verarbeitete er in seinem bekanntesten Werk, Der kleine Prinz. Saint-Exupéry wurde auf zahlreichen internationalen Briefmarken verewigt, allein dreimal in Frankreich. Dort zuletzt anlässlich seines 100.Geburtstags im Juni 2000.
Der 1904 in Beaucourt, im äußersten Westen Frankreichs geborene Ingenieur André Japy stellte in den 30er Jahren mehrere Flugrekorde auf: Am 21.August 1935 flog er an einem Tag von Paris nach Oslo und wieder zurück. Einen Monat später, am 22.September, wiederholte er den Hin- und Rückflug an einem Tag auf der Strecke von Paris nach Tunis. Am 6.August 1936 startete er in Paris und erreichte mit Zwischenstopps nach 16 Stunden und fünf Minuten Moskau. Zwei Tage später benötigte er für den Non-Stop-Rückflug nur 9 Stunden und 50 Minuten. Die über 14000 Kilometer lange Entfernung von Frankreich nach Japan überbrückte Japy im November 1936 in 75 Stunden und 15 Minuten.
Die Internationalen Luftfahrtföderation verlieh André Japy 1938 die Louis-Blériot-Medaille für verdienstvolle Piloten. Der mehrfache Rekordhalter kam bislang noch zu keinen Briefmarkenehren. Dies änderte sich kürzlich. Am 23.August 2019 gab die Post von Französisch-Polynesien eine Briefmarke im Wert von 100 CFP-Franc mit dem Bildnis von André Japy vor einem Atoll heraus.
1946 engagierte sich Japy als Meteorologie-Ingenieur in Tahiti. Er erwarb eine 150-PS-starke, einmotorige Piper-Supercub-Propellermaschine und verband die größte Insel Französich-Polynesiens mit den Atollen Fakahina und Anaa. In der Nähe des Ortes Taravao hatte er eine eigene, 500 Meter lange und 30 Meter breite grasbewachsene Landebahn auf Tahiti. Auf Fakahina landete er am Strand auf der Lagunenseite, auf einer von den Bewohnern so gut ausgebauten Landebahn, dass sogar schwere Militärmaschinen sie nutzen konnten. Japy beförderte Lebensmittel und Personen, die medizinische Hilfe benötigten.

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