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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 03/2020

Gemeinsam auf zum Frauenstreik!
von Petra Stanius

Im vergangenen Jahr mobilisierten Frauen in aller Welt zum dritten Mal in Folge für einen Internationalen Frauenstreik. Am 8.März 2019 gingen auch in Deutschland Zehntausende Frauen unter diesem Motto auf die Straße. Zum ersten Mal seit 1994 gab es hier wieder einen Aufruf für einen feministischen Streik.

Die gegründeten Frauenstreikbündnisse und schon länger existierende Gruppen, die im vergangenen Jahr gemeinsam die Mobilisierung trugen, haben die neu geknüpften Netzwerke genutzt, um für 2020 wieder zum Frauenstreik aufzurufen. Auch in NRW sind zahlreiche Aktionen geplant.
Dieses Jahr fällt der Internationale Frauenkampftag auf einen Sonntag. Es gibt viele Gründe, dennoch am 8.März zum feministischen Streik aufzurufen: – Gehen die meisten an einem Sonntag auch keiner Lohnarbeit nach, so ist der Tag für viele – gerade für Frauen – doch nicht arbeitsfrei. Die unbezahlte Sorgearbeit muss auch an Wochenenden und Feiertagen erledigt werden. Und die lastet wie gehabt zum weit überwiegenden Teil auf Frauen – weil ihnen eine natürliche Eignung für Haus- und Pflegearbeit zugeschrieben wird oder auch weil sie so wenig verdienen, dass auf ihr Arbeitseinkommen leichter verzichtet werden kann. – Auch die (unter)bezahlte Pflegearbeit ruht am Sonntag nicht. In Krankenhäusern und Pflegeheimen sind ebenfalls überwiegend Frauen tätig. Die ungleiche Verteilung unbezahlter Arbeit zwischen den Geschlechtern und die ungleiche Entlohnung gleichwertiger Arbeit sind jedoch nicht die einzigen Missstände, die im Fokus der Frauenstreikbündnisse stehen. Am 8.März wird in Köln eine Demonstration stattfinden, die auch Anlaufpunkt von Frauen* aus anderen NRW-Städten sein wird. Sie wendet sich gegen jede Form von Diskriminierung. Alle Menschen, egal welchen Geschlechts oder welcher Herkunft, sollen den gleichen Zugang zu Bildung, Gesundheit und Wohnraum haben.
Zur Gendergerechtigkeit gehört auch Klimagerechtigkeit: In Köln und auch in Düsseldorf arbeiten die Frauenstreikbündnisse folgerichtig mit Fridays for Future zusammen. Der Protest der Frauen richtet sich nicht zuletzt gegen Gewalt bis hin zum Mord an Frauen und Queers, die auch in Deutschland weit verbreitet ist – und verharmlost wird.
Geschlechtsspezifische Fluchtursachen sollen anerkannt werden.
Größere Demonstrationen sind außerdem für den 7.März in Bochum und für den 8.März in Dortmund geplant. Darüberhinaus finden viele weitere Aktionen statt: In Köln zum Beispiel wird es eine 24-Stunden-Mahnwache geben, begleitet von einem abwechslungsreichen Kulturprogramm mit Musik und Lesungen. Einen kulturellen Beitrag gibt es auch wieder vom Theater Oberhausen: Am 7. und 8.März findet dort ein feministisches Minifestival statt. In verschiedenen Städten sind Streikcafes, Flashmobs, der Besuch von Krankenhäusern und noch einiges mehr geplant.
Um zu zeigen, dass die bundesweiten Aktionen gemeinsame Anliegen verfolgen, sind alle Teilnehmenden aufgerufen, Fotos von Frauen* zu machen mit dem Plakat: «Ich streike, weil…» Ein lila Farbtupfer, zum Beispiel ein Halstuch, sollte auf den Bildern nicht fehlen.
Es gibt übrigens auch deutsche Übersetzungen vom Las Tesis-Flashmob, einer Perfomance von Chileninnen gegen Gewalt an Frauen. Sie bietet sich als Auftakt für Aktionen und Demonstrationen an. Die von der Duisburger Gruppe Femtopie vorgelegte Fassung haben die Teilnehmenden des letzten NRW-Frauen*streiktreffens am 15.Februar in Oberhausen schon mal geübt…

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