Bundesligaspiele laufen wieder
von Manuel Kellner
Als eine «Taskforce» der DFL ihr «Hygiene-Konzept» vorgelegt hatte, nannte ich das im Internet «kalt kalkulierten Wahnsinn im Interesse der Plusmacherei». Rainer Vollmer, Vorstand der Fan-Interessengemeinschaft «Unsere Kurve» meinte: «Das zeigt deutlich, dass es den Machern nur ums Geld geht und nicht um die Gesundheit der Spieler.»
Viele äußerten sich ähnlich, auch eine Reihe von Fußballprofis. Presseartikel geißelten hauptsächlich, dass in dieser ersten Fassung des Konzepts im Fall einer festgestellten Infektion nur der eine betroffene Spieler in Quarantäne sollte.
Politiker wie Söder (CSU) und Laschet (CDU) waren früh dafür, den Ligabetrieb mit «Geisterspielen» ohne Publikum wieder aufzunehmen. Karl-Heinz Rumenigge, Vorstandsvorsitzender von Bayern München, sprach offen aus, warum: «Es geht am Ende des Tages auch im Profifußball um die Finanzen.» Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner verplapperte sich bei Anne Will ein wenig mit der Erklärung, auch andere (vielleicht die Kindertagesstätten) könnten ja so tolle Hygienekonzepte vorlegen, bloß hätten die halt nicht soviel Geld wie die Bundesligavereine. Ah ja!
Die Lobby dieser Vereine war stark genug und erhielt letztlich grünes Licht von der Politik. Die wichtigste Nachbesserung des Hygienekonzepts war, dass nun das ganze Team für zwei Wochen in Quarantäne muss, wenn einer der Beteiligten positiv getestet wird. Nun, das war schon einige Male der Fall, und das könnte den ganzen Plan doch noch torpedieren, wenn zu viele Spiele abgesagt werden müssen. Aber dieses Risiko geht man ein…
Kontaktloser Fußball mit Einhaltung der Abstandsregeln geht nicht. Und so werden die Spieler der oberen Ligen natürlich sehenden Auges besonderen Gefahren ausgesetzt. Daraus können neue Hotspots entstehen, die einen Wiederanstieg der Infektionen verursachen. Auch die Fans, die jetzt die Spiele in den Kneipen sehen, sitzen – Abstandsregeln hin oder her – zwei Stunden lang in einem Raum zusammen. Und welche Regeln nach dem fünften Bier bei einem Tor der eigenen Mannschaft noch eingehalten werden, will ich lieber nicht wissen. Wir kennen die Folgen einer Restauranteröffnung in Niedersachsen.
Und was für ein Signal an die Gesellschaft! In den oberen drei Ligen, im dicken Profigeschäft trainieren und spielen die Mannschaften jetzt ganz normal. Für den Breitensport gilt das aber nicht. Den vielen Amateurvereinen, den Kindern und Jugendlichen der unteren Ligen (wie auch den Freizeitspielerinnen und -spielern) sind nur Trainingsformen unter Einhaltung der Abstandsregeln erlaubt und Wettkampfspiele untersagt.
Schon im März 2017 sagte der Spieler Langkamp von Hertha BSC mit Bezug auf den Neymar-Transfer für 220 Millionen Euro: «Also sind wir alle Marionetten des ganz großen Geldes.» Zu Beginn der Corona-Krise hofften manche auf Besserung. Aber nein… Manuel Neuer verdient bei Bayern München 15 Millionen Euro im Jahr. Für seine Weiterverpflichtung soll er 20 Millionen gefordert haben.
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