An den Rand notiert
von Rolf Euler
Der Sommer war mal wieder zu trocken in den Monaten April bis August. Der jetzige Regen kann die Schäden, die in den Wäldern entstanden sind, nicht mehr ausgleichen, da die Vegetationsperiode weitgehend abgeschlossen ist.
Es gab Orte in NRW, wo die Wasserversorgung gefährdet war. Die Talsperren waren oft nur zu zwei Dritteln gefüllt. Im Norden des Ruhrgebiets, im südlichen Münsterland, wurde dem Flüsschen Stever Wasser aus dem Dortmund-Ems-Kanal zugeführt. Mitte August, bevor einige Regentage einsetzten, wurde die Wasserzufuhr auf täglich rund 100000 Kubikmeter hochgefahren.
Das Problem ist der niedrige Sauerstoffgehalt der Stever und der flache Pegel. Die Wassertemperatur ist mit bis zu 26 Grad höher als im letzten Sommer. Bei Gewittern werden von den Äckern und Feldern unerwünschte Stoffe in den Fluss gespült. Das bedroht die Fischwelt, sie braucht Frischwasser. Und da die Stever die Talsperren der Gelsenwasser AG füllen muss, um die Trinkwasserversorgung von Millionen Menschen im Revier zu gewährleisten, muss es dringend regnen.
Vor Jahren setzte die Ruhrkohle AG die Nordwanderung ihrer Bergwerke in Richtung Haltern aus. Die damalige Planung sah Steinkohlenbergbau unter den Halterner Sanden vor, der unter dem Waldgebiet Haard ja schon betrieben wurde. Auf Einspruch der Wasserversorgungsbetriebe erkannte man, dass ein Abbau – trotz größerer Teufen – nicht so betrieben werden konnte, dass Bergschäden nicht doch die Wasserbrunnen am Rande des Halterner Stausees gefährdet hätten.
Aber es gibt auch noch andere Sorgen: Viele Jahre lang führte die Überdüngung der Felder im Einzugsbereich der Stever zu höheren Nitratgehalten. Ufernahe intensive Landwirtschaft, Flurbereinigung und der zunehmende Anbau von Mais für Viehfutter beziehungsweise Biogasanlagen führte dazu, dass die Wasserwerke einen zu hohen Gehalt etwa des Pflanzenschutzmittels Atrazin im Trinkwasser durch zusätzliche teure Filteranlagen beseitigen mussten.
Ebenfalls werden verstärkt Tenside, Biozide, Arzneimittel und Hormone gefunden – nichts davon gehört ins Wasser! Die Landwirtschaftsverbände reden sich heraus, dass Pflanzenschutzmittel und Düngung mit immer weniger Mengen pro Hektar ausgebracht werden dürfen, und dass die Werte aus zurückliegenden Verunreinigungen stammen. Aber die großen Demonstrationen der vergangenen Zeit zeigen, dass eine nötige Verschärfung der Grenzwerte auf Widerstand der Landwirte stößt, weil sie ihre Einkommen gefährdet sehen.
Doch das Wasser ist das wichtigste Lebensmittel. Es wird zu einer Änderung der landwirtschaftlichen Nutzung hin zu chemiefreien Äckern und Wiesen, biologischer Erzeugung und zum Verbot der Massentierhaltung kommen müssen. Sollten weitere trockene Sommer folgen, wird sich noch viel mehr ändern müssen, wenn reihenweise die Fichten sterben und selbst Buchen und Eichen Schaden nehmen. Man schaue sich die Schläge im Sauerland, im Bergischen Land oder auch in der Hohen Mark an.
Wie gut, dass es mal wieder regnete – wie schlimm, dass es nicht reichen wird.
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