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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 01/2021

Bürgerkrieg, Weltbank und Ebola
von der Redaktion

Vierzehn Jahre Bürgerkrieg brachten die medizinische Versorgung in Liberia fast komplett zum Erliegen. Die Infrastruktur wurde bis heute nicht wieder aufgebaut: Es fehlt Medizin, es fehlt Ausrüstung, es fehlen Labore und Instrumente zur Erkennung von Krankheiten.

Wer eine spezielle Behandlung benötigt, muss dafür das Land verlassen und nach Ghana, in andere afrikanische Länder, nach Indien oder sonstwohin reisen.
Im Bürgerkrieg starben auch viele Pflegekräfte und Ärzte. Viele Beschäftigte des Gesundheitssektors flohen, sie fehlen nun an allen Ecken und Enden. Das betrifft verschiedene medizinische Bereiche. Der Bürgerkrieg ist zwar längst vorbei, doch das Gesundheitssystem ist nach wie vor in Trümmern. «Als Land, das aus dem Bürgerkrieg kommt, als armes Land, konnten Schulden vom Internationalen Währungsfonds (IWF) nur in Verbindung mit Sparmaßnahmen aufgenommen werden. Und so konnten wir nicht genug Personal anstellen und sind massiv unterfinanziert», beschreibt der Pfleger und Gewerkschafter George Poe Williams die Situation.
Die von IWF und Weltbank geforderten Kürzungen sind Teil der Ursache für die chronische Unterfinanzierung: «Wenn ein Land wie Liberia, in dem das Budget ohnehin schon sehr beschränkt ist, Löhne kürzen soll, obwohl es bereits an Personal fehlt und PflegerInnen nicht angestellt werden, dann kann die grundsätzliche Versorgung nicht sichergestellt werden. Das ist eine sehr ernste Situation und sehr nah am Genozid, weil es eine Gruppe von Menschen einfach dem Tod preisgibt. Die Menschen sind sehr arm, sie geben im Durchschnitt ein Drittel ihres Einkommens für Gesundheit aus. Wir denken, es muss etwas getan werden, damit der IWF seine Strategie gegenüber Ländern wie Liberia ändert. Unsere Brüder und Schwestern im Norden müssen diese Geschichte hören und verstehen, um Solidarität zu entfalten und einen Paradigmenwechsel einzuleiten.»
Als 2014 Ebola ausbrach, kamen auf 10000 Einwohner drei Beschäftigte im Gesundheitswesen, die WHO empfiehlt 23 je 10000 Einwohner. In einem im Frühling 2020 erschienenen Artikel im britischen Guardian beschreibt George Poe Williams, wie sie damals für Schutzausrüstung kämpften – aufgrund fehlender Mittel gab es bei weitem nicht genug davon. Die Folge: 8% der Beschäftigten im Gesundheitsbereich starben.
Die COVID-19-Pandemie traf also auf eine Situation, in der die Beschäftigten im Gesundheitsbereich ohnehin schon überlastet waren. Sie arbeiten 12-Stunden-Schichten, sind unterbezahlt und ausgebrannt, erhalten keinen Schutz, etwa durch Impfung gegen Hepatitis. Somit ist auch keine Motivation übrig. «Die Unterversorgung trifft die Patienten direkt, weil du irgendwann keine Zeit mehr hast, dich adäquat um den einzelnen Patienten zu kümmern. Nach langen Schichten, nah am Burnout führt das irgendwann dazu, dass KollegInnen gereizt auf die zu Pflegenden reagieren. Sie geben das Problem somit nach unten weiter, obwohl es am Arbeitgeber liegt, der sie aussaugt, das Material und die Ausstattung nicht beschafft, die notwendig wären.»
Die Gewerkschaft kämpft daher für mehr Personal. Mit mehr Personal verbessert sich auch die Qualität der Versorgung. Doch die Regierung ist damit nicht einverstanden.

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