Nicht konsequent gegen Fake News
von re
Der Januar 2021 wird in die Geschichte von Facebook und Twitter eingehen: Der Account von Donald Trump wurde mindestens bis nach der Amtseinführung von Joe Biden als Präsident der USA gesperrt.
Diese Maßnahme, so richtig sie erscheint wegen des Sturms auf das Capitol, ist dennoch ungewöhnlich und hat mit der Kritik an den Inhalten von Facebook zu tun, die inzwischen ganz andere Dimensionen angenommen hat als noch vor vier Jahren.
Schon damals nutzten Trump und seine Leute Facebook für ihren wütenden Wahlkampf, verbreiteten auch nach der Wahl massenhaft Falschinformationen. Dass Twitter und jetzt auch Facebook Trump gesperrt haben, bedeutet nicht, dass diese Unternehmen nun konsequent gegen alle «fake news» vorgehen. Es ist vielmehr der aufstachelnden Rede von Trump vor dem Sturm aufs Capitol geschuldet, die so eindeutig gegen Regeln der beiden Plattformen verstoßen hat.
Noch in der Zeit vom 7.Januar, also vor den Ereignissen in Washington, gab die Europa-Chefin von Facebook weichgespülte Erklärungen über Content-Kontrollen und vorgebliche Änderungen ab, die in der Zwischenzeit eingeführt worden seien. Die Journalistin Carole Cadwalladr hatte da schon im November auf faz-net das Gegenteil berichtet. Sie hat vor drei Jahren den Skandal um das Datenanalyseunternehmen Cambridge Analytica aufgedeckt, mit dem Trump und Brexit-Politiker die Facebook-Daten von Millionen Menschen nutzten, um diese zu beeinflussen. Vor der Präsidentenwahl in den USA gründete sie deshalb ein unabhängiges Facebook-Aufsichtsgremium.
Ihre Vorwürfe gegen Facebook bestätigten sich am 7.Januar aufs neue. Sie schrieb am 14.Januar auf faz-net, dass «der Konzern Falschinformation, Hassrede und etwa Qanon-Verschwörungstheorien eine Plattform bietet. Wir wissen, dass Donald Trump Facebook als Instrument benutzt, um vorsätzlich die Stimmen von Afroamerikanern und Amerikanern lateinamerikanischer Herkunft zu unterdrücken. Trump testet seine Grenzen aus: All die irre schnell verbreiteten Lügen; algorithmisch verstärkte, sogenannte freie Rede, frei geteilter Hass, Neonazismus oder dass sich gewaltbereite, rechte Milizen über Veranstaltungsseiten organisieren – all das findet statt.»
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