Niederlage für die Gewerkschaft
von vb
Amazon hat die Gewerkschaftswahl gewonnen, doch die Gewerkschaften werden sie nicht mehr los.
Gebannt haben viele Menschen in den letzten Wochen nach Alabama geblickt.
Sieben Wochen lang konnten dort die Beschäftigten des Verteilzentrums Bessemer über eine gewerkschaftliche Vertretung durch die Retail, Wholesale and Department Store Union (RWDSU) abstimmen. Amazon rüstete mit verschiedensten Methoden zum Gegenschlag (siehe SoZ 3/21).
Viele blickten mit Hoffnung nach Alabama, ob es in dem gewerkschaftsfeindlichen Bundesstaat gelingen würde, die offizielle Anerkennung einer Gewerkschaft zu erreichen. Entsprechend groß war die öffentliche Unterstützung. Im Werk dagegen zeichnet sich, trotz 505 noch angefochtener Stimmzettel, eine Mehrheit gegen die Gewerkschaftsvertretung ab: 738 stimmten dafür, 1798 dagegen – das sind 59 Prozent der abgegebenen Stimmen. Die Gewerkschaft RWDSU hat bereits angekündigt, die Wahl bei der zuständigen Behörde, dem National Labor Relations Board, anzufechten, weil die Wahlen nicht frei und fair stattgefunden haben.
Noch im letzten Herbst hatten 3000 Arbeiter:innen ihre Unterstützung für die Gewerkschaft angekündigt. Daraufhin ließ sich Amazon einiges einfallen, um die Gewerkschaft zu bekämpfen – bis hin zur Umstellung der Ampelphasen, damit dort keine Flyer verteilt werden könnten. Erste Analysen werten allerdings bereits aus, dass die Kampagne der Gewerkschaft zu sehr auf PR und die Öffentlichkeit setzte. Gerade in Unternehmen, die Gewerkschaften aggressiv begegnen, gibt es keine Abkürzung, Arbeiter:innenmacht muss von der Basis aus Schritt für Schritt aufgebaut werden. In Chicago bspw. ist es im April auf diese Weise gelungen, aus dem laufenden Betrieb für einen Tag die Arbeit niederzulegen. Nach diesem Muster lief auch die Vorbereitung für den nationalen Streik entlang der Lieferkette bei Amazon in Italien in diesem Jahr.
Doch ganz unabhängig vom Ergebnis: Amazon wird die Gewerkschaften nicht mehr los. Inzwischen konnte man von ersten Aktionen von Amazon-Fahrern in Indien hören, auch dort soll eine landesweite Mobilisierung beginnen.
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