Im Dannenröder Wald fand ein Klimacamp zum Austausch über die Verkehrswende statt
von Moritz Binzer
Vom 9. bis 18.April wurde mit dem Klimacamp am Dannenröder Wald die politische Camp-Saison eingeleitet. Das Camp fand trotz Corona-Pandemie als angemeldete Mahnwache statt. Es gab hohe Hygienestandards, dennoch musste in der zweiten Hälfte der Camp-Woche die Notbremse gezogen werden.
Das Interesse war so groß, dass die vorhandene Infrastruktur überlastet war. Auf der Homepage wurde darum gebeten nicht mehr anzureisen, Veranstaltungen wurden zusätzlich online angeboten.
Mit Begeisterung wurde die Nachricht aufgenommen, dass am 15.April der Verkehr in und um Bremen anlässlich der Verkehrsministerkonferenz durch Blockadeaktionen lahmgelegt wurde. An sieben verschiedenen Stellen hatten sich Aktivist:innen von Autobahnschildern, Brücken und an Zufahrtsstraßen abgeseilt und ein Verkehrschaos ausgelöst. In luftiger Höhe wurden die Verkehrsschilder durch «Adbusting» verändert. Auf den Autobahnschildern waren nicht mehr die Ortsangaben sondern Slogans wie «Verkehrswende jetzt» zu lesen, optisch an das Schilder-Design angepasst. Die Bremer Mobilitätssenatorin Maike Schaefer (Grüne) konnte der Aktion scheinbar etwas abgewinnen und sprach sich für die Forderungen der Aktivist:innen aus. Diese Fürsprache wiederum rief Empörung bei der Bremer Handelskammer hervor, die Blockaden hätten «zu erheblichen Schäden für viele Unternehmen in der Region geführt». In Bremen sind u.a. die Mercedes-Werke und die Rüstungskonzerne Rheinmetall und Atlas Elektronik ansässig, Unternehmen also, deren Ausfall die Aktivist:innen als positiven Nebeneffekt der Aktion verbuchen können.
Neben bundesweiten, direkten Aktionen gibt es viele Initiativen, die auf lokaler Ebene für eine Veränderung kämpfen. Auf dem Danni-Camp waren etwa Vertreter:innen der Gießener Verkehrswendeinitiative anwesend. In Gießen wurden detailreiche Pläne entwickelt, wie ein zukunftsfähiger Umbau der autozentrierten Stadt aussehen könnte. Es gelang, viele gesellschaftliche Gruppen in die Erstellung der Pläne einzubinden, auch Teilerfolge konnten bereits erzielt werden. Durch regelmäßige Aktionen wurde z.B. genug Druck aufgebaut, um das Stadtparlament zur Einrichtung von Fahrradwegen auf einer der wichtigsten Verkehrsadern Gießens zu bewegen. Ein Versuchsjahr lang sollen auf dem vierspurigen Anlagenring zwei Spuren nur noch für Fahrräder zugänglich sein.
Die verschiedenen Ansätze der Bewegung sollen am 5. und 6.Juni sichtbar werden, eine bundesweite Vernetzung von Mobilitätswende-Initiativen ruft zu dezentralen Aktionstagen auf. Eine weitere wichtige Marke stellt die Internationale Automobil Ausstellung (IAA) im September in München dar. Das Wirtschaftsmodell Auto bleibt auch 2021 nicht unhinterfragt.
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