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Wer kann schon von sich sagen, ein Gedankengang gehöre ihm?

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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 06/2021

Klasse und ­Klassenbewusstsein
von Angela Klein

Werner Seppmann: Gibt es überhaupt noch eine Arbeiterklasse? Sozialstrukturanalyse und politische Handlungs­perspektive. Bergkamen: pad-Verlag, 2021. 77 S., 6 Euro

In dieser Broschüre hat sich Werner Seppmann noch einmal mit der Frage auseinandergesetzt: Wie lässt sich die Arbeiterklasse objektiv bestimmen? Wie tritt sie uns heute konkret entgegen?
Wer eine marxistische fundierte Klassentheorie sucht, kommt um diese Broschüre nicht herum. Seppmann argumentiert ebenso bündig wie kenntnisreich gegen den milieutheoretischen Ansatz, den er vor allem im Umkreis der Rosa-Luxemburg-Stiftung verortet. Dabei bezieht er sich positiv auf das Buch von Bernd Riexinger, Neue Klassenpolitik. «Weil die Milieutheorie nur beschreibend und nicht analytisch verfährt, verfehlt sie die entscheidenden Fragen … Besonders jene nach den Machtverhältnissen. Da … ihre Desorientierungen [aber] gebetsmühlenartig wiederholt werden, stellt sich die Frage, in welcher Weise das Klassenverständnis dadurch präjudiziert wird.»

Fichtel
von Birgit Morgenrath

Dirk Koch: Der Schützling. Stasi-Agent Adolf Kanter, ­Helmut Kohl, die Korruption und die größte Spionage-Affäre der Bundesrepublik. Bonn: Dietz, 2021. 248 S., 24 Euro

«Fichtel» nannte sich der erfolgreichste DDR-Spion in Westdeutschland – Adolf Josef Kanter saß im konservativen Herzen der deutschen Wirtschaft: Er war die rechte Hand von Flick-Manager Eberhard von Brauchitsch, schmierte fast die gesamte Bonner Politikelite mit illegalen Spendengeldern und förderte die politische Karriere Helmut Kohls. Keiner lieferte HVA-Chef Markus Wolf in Ostberlin so viele sensible Informationen. 40 Jahre lang konnte Kanter ungehindert berichten, kaltblütig, unauffällig, effizient.
Enttarnt wurde der Ausnahme-Agent 1984, verhaftet aber erst zehn Jahre später. Er war der «Schützling» der bundesdeutschen politischen Spitzen, allen voran Helmut Kohls, der ihn vor dem Zugriff der Justiz bewahrte.
Dirk Koch, ehemaliger Hauptstadtkorrespondent des Spiegel, der den Flick-Skandal aufdeckte, legt eine atemberaubende Enthüllungsgeschichte vor.

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