‹Wenn deine Heimat dich braucht› – schmeiß die Knarre weg!
von Rolf Euler
Seit dem 1.April gibt es diesen «freiwilligen Wehrdienst», das Werbefoto zeigt eine junge Frau im Tarnanzug mit Gewehr im Arm, die angeblich von der Heimat gebraucht wird. Je mehr Soldaten der Bundeswehr im Ausland Krieg führen, desto mehr werden zu Hause gebraucht – vorgeblich zum Katastropheneinsatz, Objektschutz oder Sanitätsdienst.
Gemeint sind aber Krisen anderer Art, denn für den Einsatz in der Pandemie wird kaum ein Schnellfeuergewehr und Tarnanzug benötigt. Und so ist der «Heimatschutz» nur eine verkappte Ausweitung des Kriegsdienstes, für den es anscheinend nicht genug Bewerbungen gibt, da immer mehr Einsätze im Ausland und jenseits der «Heimat» stattfinden. «Dein Jahr für Deutschland» ist eine andere Parole, mit der Jugendliche geworben werden.
«Heimat» und «Schutz» sollen die Merkmale sein, mit denen ein eher positives Bild der damit verbundenen militärischen Ausbildung gemalt wird. Bekannt ist, dass viele Jugendliche nach der Schule ein freiwilliges Jahr mit sozialen Verpflichtungen suchen. Dazu setzt sich die Bundeswehr in Konkurrenz, versucht vor allem die sozialen Verpflichtungen, die viele sich wünschen, mit militärischen Aufgaben zu besetzen. Kramp-Karrenbauer, ihres Zeichens «Verteidigungs»ministerin möchte den Begriff «Heimat» nicht «den Rechten überlassen» – eine Farce, denn das Problem ist, dass der Heimatbegriff erneut – ob am Hindukusch oder in der Nähe – dazu verwendet wird, Verteidigung rein militärisch zu definieren und ihr ein moralisches Mäntelchen umzuhängen.
Auf die tausend Stellen «Heimatschutz» haben sich angeblich über 9000 Menschen beworben, darunter 16 Prozent Frauen. Der Einsatz von Soldaten bei der Oderflut, bei Schneeräumaktionen oder zuletzt in den Gesundheitsämtern bei der Corona-Pandemie hat gezeigt, dass für solche Zwecke keinerlei militärischer Drill oder Kampffähigkeit mit Gewehren und Kanonen benötigt werden, sondern ganz normale Fähigkeiten handwerklicher, organisatorischer und technischer Art, wie sie etwa die Feuerwehren, das Technische Hilfswerk und andere Sozialorganisationen erbringen.
Ein «Heimatschutz» nach Art der Bundeswehr soll vielmehr die Bevölkerung daran gewöhnen, dass das Militär im Inland eingesetzt wird, und zwar mit militärischen Mitteln, sprich kriegerischen. Man möchte der jungen Frau in der Anzeige zurufen: «Wenn deine Heimat dich braucht: Schmeiß die Knarre weg!»
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