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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 10/2021

Eine Aktionswoche der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
von Tim Carlo Bettermann*

Vom 3. bis 10.September 2021 rief die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) zu einer bundesweiten Aktionswoche auf, an der sich etliche Bäuerinnen und Bauern beteiligten. Trotz Erntezeit fanden über 60 Veranstaltungen in ganz Deutschland statt. Damit trägt die AbL im Vorfeld der Bundestagswahl bäuerliche Themen in die Gesellschaft.

Es brodelt in der Landwirtschaft. Die am Markt zu erzielenden Preise reichen oft nicht aus, um kostendeckend zu wirtschaften, geschweige denn die nötigen Umbauten zu finanzieren und eine sichere Zukunft über Generationen zu gewährleisten. Außerlandwirtschaftliche Investoren drängen auf den Bodenmarkt und treiben die Preise für Land in die Höhe. Während sie größere Betriebe besonders in Ostdeutschland teils einfach aufkaufen, bekommen kleinere und mittlere Höfe sowie Junglandwirt:innen dadurch nur schwer Zugang zu Land. Spätestens seit den Dürrejahren sind auch die Auswirkungen des Klimawandels eine deutliche reale Bedrohung. Die allgegenwärtige Krise prägt die landwirtschaftlichen Diskussionen. Hinzu kommt das Gefühl, abgehängt zu sein und vergessen zu werden – nicht gänzlich unbegründet, wenn man bedenkt, dass die Landwirtschaft im Wahlkampf nahezu keine Rolle spielte.
Um dies nicht nur zu beklagen, sondern aktiv ins Handeln zu kommen, hat die AbL ganz bewusst ein nach vorn gerichtetes Motto für ihre Aktionswoche gewählt. Unter dem Slogan Jeder Hof zählt! – Perspektiven schaffen für Mensch, Tier, Klima und Umwelt wurden die vielfältigen Herausforderungen thematisiert und eine Umgestaltung der politischen Rahmenbedingungen gefordert.
Dafür fanden dezentral auf den Höfen und an öffentlichen Orten über 60 Veranstaltungen statt. Sie stellten die unterschiedlichen Facetten des bäuerlichen Lebens und Wirkens in den Vordergrund. Einige Bäuerinnen und Bauern boten Betriebsführungen an und setzten auf die Vermittlung ihres Arbeitsalltages an Interessierte, andere luden zum Zusammenkommen im kulturellen Rahmen beim Scheunenkino oder Hoffest. Die verschiedenen Podien und Diskussionsveranstaltungen mit Politiker:innen drehten sich um die anstehende Wahl und mögliche Koalitionsverhandlungen. Die AbL setzt auf breite Kontakte über Parteigrenzen hinweg, um die Veränderungen in der Architektur der Agrarpolitik voranzubringen.
Zur Aktionswoche veröffentlichte die Arbeitsgemeinschaft, in der sowohl konventionell wie auch ökologisch wirtschaftende Betriebe vertreten sind, auch ihre zwölf Kernforderungen für eine andere Agrarpolitik. Diese Sofortmaßnahmen übergab sie beim finalen Treckerzug den Geschäftsführer:innen vor den Parteizentralen von SPD, Grünen und CDU.
Wieviel Gewicht die Stimme der Bäuerinnen und Bauern in den Verhandlungen letztlich haben, wird sich noch zeigen. Die teilnehmenden Höfe jedenfalls gehen gestärkt aus dieser Woche hervor und die AbL wird auch weiterhin eine wichtige Kraft in der widerständigen Bauernschaft sein.

*Der Autor ist aktiv im Kampf für Ernährungssouveränität und macht gerade ein Praktikum bei der AbL.
Einen Rückblick zur Aktionswoche und die AbL-Kernforderungen gibts unter: www.abl-ev.de/aktionswoche.

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