Klimafreundliche Konzerne gibt’s nicht
von Gerhard Klas
Manchmal ist nicht nur die Nachricht selbst von Belang, sondern besonders der Umgang damit. Er sei «überrascht und enttäuscht davon, wie wenig verlässlich die Klimaversprechen der untersuchten Unternehmen sind», erklärte Thomas Day, Hauptautor des ersten Corporate Climate Responsiblity Monitor, erstellt von der in Köln und Berlin ansässigen Denkfabrik New Climate Institute.
Sein Team hat herausgefunden, dass keiner der untersuchten 25 Weltkonzerne, die bis zum Jahr 2050 Klimaneutralität versprochen haben, auch nur annähernd entsprechende Maßnahmen ergriffen haben. Sony, VW, Vodafone, Deutsche Telekom, BMW, Walmart, Amazon, Deutsche Post DHL, Nestle, Google, IKEA, Unilever und die anderen sind für 5 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich.
So löblich diese Untersuchung, so seltsam die Überraschung über das Ergebnis. Seit 2014 forscht das Institut zu den Klimafolgen. Dass es sich bei den wohlfeilen Absichtsbekundungen meist um leere Worthülsen handelt, zeigten seitdem zahlreiche Ereignisse, angefangen beim Einknicken der Kanzlerin vor der Autoindustrie bis hin zur Rolle der Konzerne bei den UN-Klimagipfeln – mit massiver Lobbyarbeit verstehen sie es, notwendige Konsequenzen zum Schutz des Klimas effektiv abzuwenden.
In Fachkreisen heißen diese Lippenbekenntnisse Corporate Social Responsiblity (CSR), häufig übersetzt mit «soziale Unternehmensverantwortung». Sie sollen den freiwilligen Beitrag der Wirtschaft zu einer nachhaltigen Entwicklung umschreiben, der über die gesetzlichen Forderungen hinausgeht. Seit Jahrzehnten setzt die Politik auf diese CSR statt auf gesetzliche Vorschriften. Sie zeigt dabei eine ähnliche Ignoranz gegenüber wissenschaftlichen Erkenntnissen wie bei der Klimakrise: Zahlreiche Forschungen belegen, dass die CSR vor allem dem Greenwashing dient.
Was wir brauchen, ist eine demokratisch kontrollierte Planwirtschaft nach sozial-ökologischen Kriterien. So lange Konzernvorstände das Klima retten sollen, wird der fortwährende Gewinn immer an erster Stelle stehen. Ein objektiver Widerspruch in einer Welt, deren Ressourcen begrenzt sind.
Klimaforscher Niklas Höhne, einer der Mitgründer des New Climate Institute, hat das schon länger erkannt: 2019 plädierte er dafür, alle fortan gebauten Kraftwerke sollten ausschließlich erneuerbare Energien nutzen, fossile Fahrzeuge ab den frühen 20er Jahren verboten sein – ebenso wie der CO2-Ausstoß von Industrieanlagen ab dem Jahr 2025. Aber dafür wäre konsequentes politisches Handeln nötig (gewesen), keine CSR.
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