Wer kann schon von sich sagen, ein Gedankengang gehöre ihm?

Bert Brecht hielt nicht viel vom Recht auf geistiges Eigentum. Wir auch nicht. Wir stellen die SoZ kostenlos ins Netz, damit möglichst viele Menschen das darin enthaltene Wissen nutzen und weiterverbreiten. Das heißt jedoch nicht, dass dies nicht Arbeit sei, die honoriert werden muss, weil Menschen davon leben.

Hier können Sie jetzt Spenden
PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 04/2022

Größter Anstieg seit dem Zweiten Weltkrieg
von Gerhard Klas

Angriffskriege sind ein wichtiger und brutaler Bestandteil imperialistischer Politik. Doch es gibt viele andere Mittel, imperialistische Interessen durchzusetzen, die subtiler wirken, aber auch grausame Auswirkungen haben können, zum Beispiel Handelsverträge und Schulden. Genauer: Internationale Kredite.

Sie dienten schon in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts kapitalistischen Großmächten dazu, Länder der Peripherie wirtschaftlich, militärisch und politisch zu beherrschen. Eine Politik, die heute wieder voll zur Geltung kommt.
Denn die Schulden sind – ähnlich wie das Vermögen der Superreichen – allein während des ersten Jahres der Covid-Pandemie – exorbitant gestiegen, um 28 Billionen US-Dollar auf insgesamt 226 Billionen US-Dollar. Das ist der größte globale Schuldenanstieg innerhalb eines Jahres seit dem Zweiten Weltkrieg.
Die Schulden der einen sind der Reichtum der anderen. Diese alte ökonomische Erkenntnis spiegelt sich im Verhältnis des globalen Südens zum globalen Norden, ebenso im Verhältnis zwischen Lohnabhängigen und Vermögenden.
Zum großen Kreditgeber im globalen Süden, vor allem längs der Seidenstraße, ist China geworden. Aber auch die Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IWF) sind immer noch gut im Geschäft und haben strenge Kreditkonditionen.
Für Länder, die etwa beim IWF verschuldet sind, bedeutet das sparen, sparen, sparen. Die Rückzahlung der Kredite hat oberste Priorität, sonst gibt es den bitter benötigten Folgekredit nicht mehr.
In mehreren Ländern des globalen Südens sind deswegen der größte Haushaltsposten die Schuldenraten, die auch auf Kosten des Gesundheits- und Bildungsbudgets getilgt werden müssen. Der Militärhaushalt hingegen ist in der Regel von den Auflagen ausgenommen, ganz zur Freude der Rüstungsexporteure.
Den Preis dafür bezahlt die einfache Bevölkerung, diejenigen, die auf ein funktionierendes öffentliches Gesundheits- und Bildungssystem angewiesen sind, und diejenigen, die sich jeden Tag um ausreichende Nahrung sorgen müssen und bei Landbesetzungen Gefahr laufen, von einer Kugel erwischt zu werden.
Fazit: Der Imperialismus kennt viele Mittel, menschenwürdiges Leben zu zerstören oder zu töten. Krieg ist eines davon.

Print Friendly, PDF & Email
Teile diesen Beitrag:
Kommentar zu diesem Artikel hinterlassen

Spenden

Die SoZ steht online kostenlos zur Verfügung. Dahinter stehen dennoch Arbeit und Kosten. Wir bitten daher vor allem unsere regelmäßigen Leserinnen und Leser um eine Spende auf das Konto: Verein für solidarische Perspektiven, Postbank Köln, IBAN: DE07 3701 0050 0006 0395 04, BIC: PBNKDEFF


Schnupperausgabe

Ich möchte die SoZ mal in der Hand halten und bestelle eine kostenlose Probeausgabe oder ein Probeabo.