"Als wir anfingen, ihr in die Beine zu schießen, sang sie wie ein Vögelchen” OKO.press 18.04.2022
Maria und Saszko haben vor dem Krieg Theater gemacht, nun fuhren sie aus Lwiw Richtung Kiew, um von Leuten Geschichte zu sammeln, die überlebt haben. Aber es kam anders. Sie wurden mit Gräultaten in den Orten um Kiew konfrontiert, die inzwischen von russischen Soldaten befreit waren.
„ Nach unseren Erkenntnissen haben russische Soldaten in Motynin mindestens sieben Zivilisten ermordet (die Identität von fünf ist uns bekannt). Sie folterten und töteten Olha Sukhenko, ihren Mann Ihor und ihren erwachsenen Sohn Oleksander. Die Frau war die Vorsteherin des Dorfes. Am Tag vor unserer Ankunft wurde im Wald ein flaches Grab entdeckt”.
Es gibt Videos auf denen die Aufdeckung der Leichen zu sehen ist. Vor der Grausamkeit der Aufnahmen wird gewarnt!
Im Ort befand sich eine Heilstätte für Abhängige, die beim Herannahen der Russen flohen. Der Pastor jedoch nicht, weil ein Patient nicht laufen konnte. Der Pastor wurde verhört und ihm drohten die Russen damit, dass sie der Dorfvorsteherin in die Beine geschossen haben, um sie zum Reden zu bringen. Den Pastor verstecken Soldaten und ließen ihn dann frei und baten für sie zu beten.
Gegen Abend fuhren Panzer auf das Feld und schoßen wahllos auf Häuser des Dorfes.
Oleh, der Pastor sagt, dass die Kommandeure der beiden dort stationierten Einheiten Soldaten mit umfassender Kriegserfahrung waren. Eine war nach dem Luhansk-Krieg [im Donbass seit 2014 - Anm. d. Red.] Ihre Spitznamen waren "Kaluga" und "Vitsebsk". Sie waren es, die die Menschen verhörten und folterten. Die russischen Soldaten folterten nicht nur die Gefangenen, sondern verfolgten auch andere Dorfbewohner.
Meinungen zum Krieg
Zbigniew Szczypinski Polnischer Soziologe und Politiker in studioopinii.pl 08. 04. 2022
Putin wird jetzt von einer großen Mehrheit der Russen unterstützt. Nach fast zwei Monaten Krieg hören wir nichts von Massenprotesten der russischen Bürger. Außerdem wissen wir aus den Berichten von Flüchtlingen, die sich in Polen aufhalten, dass ihre Verwandten, die Russen, nicht glauben, was die Medien in der ganzen Welt (außer Russland) berichten. Sie glauben, was ihnen das russische Fernsehen erzählt.
Wenn es so ist, dass nach so vielen Kriegstagen, nach solchen Verlusten an Männern und Ausrüstung, die die russische Armee in der Ukraine erlitten hat, keine Ernüchterung eintritt und das russische Volk immer noch hinter Putin steht, dann haben wir ein Problem. Putin ist da, aber er wird bald wieder weg sein.
Putin wird nicht mehr da sein, aber zig Millionen Russen werden bleiben.
Wenn sie weiterhin an die Mission glauben, die Putin ihnen gestellt hat, wird der Sieg über diese Millionen eine echte Herausforderung sein, im Vergleich dazu ist der der aktuelle Konflikt zwischen Russland und der Ukraine eine Kleinigkeit.
Andrzej Koraszewski Publizist und Autor im Bereich der Sozialökonomie in studioopinii.pl 04. 04. 2022
Putin bekämpft den Faschismus, so wie der Vatikan den Faschismus bekämpft hat. Erinnern Sie sich an die Spezialoperation mit dem Codenamen "Odessa"? Gleich nach dem Krieg rettete der Vatikan Hunderte von Kriegsverbrechern vor der drohenden Verhaftung und dem Prozess. Heute ruft der Papst zum Gebet für den Frieden auf und Putin bekämpft den Faschismus.
Putin hat sich seinen Platz in der Geschichte gesichert. Er hat die Welt verändert. Wir wissen noch nicht, in welchem Umfang. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat es keinen einzigen Tag ohne Krieg gegeben. Aber sie haben sich irgendwo weit weg ereignet, in Ländern, die zur Verschleierung "Entwicklungsländer" genannt wurden und die entweder Diktaturen oder chaotische Orte waren, an denen jeder gegen jeden um Macht und Überleben kämpfte. Europa war eine Oase der Ruhe. Bald nach dem Krieg brach in Griechenland ein Bürgerkrieg aus, es gab Kämpfe in Jugoslawien, und in den 1970er Jahren überfiel die Türkei Zypern. Als die Sowjetunion zusammenbrach, schien ein Blutbad vorprogrammiert, aber im europäischen Teil der ehemaligen UdSSR gab es keinen wirklichen Krieg. Der Zerfall Jugoslawiens war der relativ blutigste Moment der europäischen Nachkriegsgeschichte. Man glaubte jedoch, dass Europa seine lange Geschichte der ständigen Kriege beendet hatte.
Die Sowjetunion hat immer für den Frieden gekämpft. Sie hat nationale Befreiungsbewegungen bewaffnet, sie hat die Armeen von Ländern bewaffnet, in denen es ihr gelungen ist, Regierungen zu etablieren, die eine zentrale Planung und das sowjetische Modell des Aufholens und Überholens der Marktwirtschaft bevorzugen. Manchmal, wie in Indien, war es der Versuch, Sozialismus und Demokratie miteinander zu verbinden; manchmal, wie im Falle Kubas, sahen wir völliges Vertrauen in die sowjetische Weisheit und den Aufbau einer besseren Zukunft auf Bergen von Leichen von Volksfeinden und weitverbreitetem Elend.
Putin kam auf die Idee, den Faschismus zu bekämpfen. Tatsächlich setzten 1941 viele Ukrainer auf die Karte des Bündnisses mit dem deutschen Nationalsozialismus gegen die UdSSR. Zuvor hatte Stalin eine große Hungersnot in der Ukraine verursacht, bei der Millionen von Ukrainern verhungerten. Es lässt sich nicht leugnen, dass es ukrainische SS-Einheiten gab, dass sich Ukrainer am Programm der "Endlösung der Judenfrage" beteiligten und Juden, Polen und Russen ermordeten. Der mörderische Antisemitismus (der christliche und der moderne) war eine zentrale Säule des Nationalsozialismus.
Putin bekämpft den Faschismus, auch wenn der "Faschismus" in der Ukraine der Wunsch ist, ein von Russland unabhängiges Land zu sein.
Jerzy Kranz Professor an der Kozminski Universität, Ehemaliger Direktor der Rechtsabteilung und ehemaliger Unterstaatssekretär im Außenministerium, ehemaliger Botschafter in der Russischen Föderation
Vor dem Hintergrund des dramatischen bewaffneten Konflikts in der Ukraine und der von Russland verübten Aggression stellen sich auch Fragen nach konkreten Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die von den Ausführenden des Plans von Präsident Putin begangen wurden - von der höchsten bis zur niedrigsten Ebene.
Die Welt wurde 1939 vom nationalsozialistischen Deutschland in Brand gesteckt, und das Feuer breitete sich allmählich und unaufhaltsam aus. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs war der Anfang vom Ende einer historischen Epoche und kulturellen Formation in Mitteleuropa - ein Ereignis mit unumkehrbaren Folgen (auch für Deutschland und die Deutschen). Jede Handlung kann unvorhergesehene und unerwünschte Folgen haben - sowohl für die Opfer als auch für die Verursacher.
Die Verantwortung des Staates unterscheidet sich von der strafrechtlichen Verantwortung aufgrund der Unterschiede zwischen dem internationalen Rechtssystem und den nationalen Systemen sowie der Besonderheit des Täters, bei dem es sich um den Staat und nicht um eine Einzelperson handelt (was die strafrechtliche Verantwortung des Letzteren nicht ausschließt). Nach dem Grundsatz der Kontinuität des Staates entbindet ein Wechsel des Regimes oder der Regierung nicht von der völkerrechtlichen Verantwortung.
Begriffe wie Bedauern, Entschuldigung, Vergebung und Versöhnung tauchen in der öffentlichen Debatte auf. Sie können eine individuelle Dimension (zwischen Täter und Opfer) und eine kollektive Dimension (zwischen Staaten/Nationen/sozialen Gruppen) haben. Trotz einiger Ähnlichkeiten müssen diese Ebenen aufgrund ihrer Besonderheiten getrennt werden. In unseren Überlegungen konzentrieren wir uns auf den kollektiven Aspekt, d.h. unter Auslassung individueller Schuld und Strafe (insbesondere im juristischen Sinne) sprechen wir von historisch-politischer Verantwortung.
Die oben skizzierten Fragen der Schuld und Verantwortung von Einzelpersonen, Nationen und Staaten sind in der Praxis äußerst kompliziert. Jede Nation muss sich mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinandersetzen, was nicht immer einfach ist, vor allem wenn es keine demokratischen Strukturen gibt.
Getrieben von der verrückten Idee, Europa zu erobern, führte Deutschland Aggressionen nicht nur gegen Polen, sondern auch gegen viele andere Länder durch. Einige von ihnen sollten von der Weltkarte getilgt werden. Diese Aktionen waren insbesondere auf die Ausrottung der Zivilbevölkerung ausgerichtet. Die Deutschen selbst verursachten tragische Folgen für andere, aber auch für sich selbst.
Der von Deutschland begonnene Krieg erwies sich als der Anfang vom Ende einer Ära und zog unumkehrbare Ereignisse und Prozesse nach sich. Eine Rückkehr zum Status quo ante war 1945 unmöglich.
Die individuelle Wahrnehmung der Ereignisse und die individuelle Schuld unterscheiden sich von der völkerrechtlichen Verantwortung des Staates und der politisch-historischen Verantwortung der Nation. Das Schicksal der Bürger eines Staates ist zu einem großen Teil die Folge der Verantwortung des Staates.
Es lohnt sich, auch heute - Anno Domini 2022 - an all das zu denken.
Sirenen zum Smolensk – Gedenken wprost.pl 09. 04 2022
Das Innenministerium hat am Samstagmorgen angekündigt, dass am 10. April um 08:41 Uhr in allen Landesteilen Alarmsirenen zum Gedenken an die Opfer der Smolensk-Katastrophe ertönen werden. Nach Bekanntgabe dieser Entscheidung waren viele Menschen besorgt, wie die Ukrainer, die gerade vor dem Krieg geflohen waren, reagieren würden. Immer mehr lokale Behördenvertreter erklärten, dass sie die Anordnung der Regierung am Sonntag nicht befolgen würden und taten es auch nicht.
Nach Ansicht des Anwalts Roman Giertych – einst Koalitionär der nationalkonservativen „Liga Polnischer Familien“ hält dies für ein Tanz auf den Gräbern der Verunglückten und wirft nun Kaczy?ski vor dies zum Mythos der Gründung eines neuen autoritären Staates zu stilisieren.
Es sei seit dem Auffinden der Blackbox erwiesen, dass die Piloten auf Anweisung von General B?asik genötigt wurden trotz der schlechten Verhältnisse zu landen. Erwiesen sei aber nicht, ob dies eine Anweisung von Lech oder gar von Jaroslaw Kaczynski war, die zu dem Zeitpunkt miteinander telefonierten. Offensichtlich plagen Jaroslaw Kaczynski Gewissensbisse, die er auf alle nur unmöglichen Weise auf anderer Kosten kompensieren möchte.
"Wir werden es vielleicht nie erfahren, aber ich würde vorschlagen, dass die Staatsanwaltschaft Jaroslaw Kaczynski mit einem Lügendetektor verhören sollte", schlug er vor.
Neues Gesetz zum Schutz der Hassprediger – wie Rydzyk onet.pl 09. 04. 2022
Die Buchhalterin des Chefs des Medienimperium Radio Maryja wurde zur eine Haftstrafe von 3 Monaten verurteilt, weil sie öffentlich gemacht hatte auf welche Weise dort die vielen Zuschüsse des Staates Sinn entfremdet verwendet werden.
Marcin Warchol - stellvertretender Justizminister und Regierungsbevollmächtigter für Menschenrechte - nahm an einer wissenschaftlichen Konferenz zum Thema "Religionsfreiheit angesichts der gegenwärtigen Bedrohungen" an der Hochschule von Pater Tadeusz Rydzyk - der Akademie für Sozial- und Medienkultur in Toru? - teil. Die Organisatoren wiesen darauf hin, dass die Konferenz im Zusammenhang mit der gerichtlichen Verurteilung eines Vorstandsmitglieds, der Stiftungsdirektorin Lidia Kochanowicz-Mank, wegen Verstoßes gegen das Gesetz über den Zugang zu öffentlichen Informationen vorbereitet wurde, nachdem Watchdog Polen Anklage erhoben hatte. Watchdog ist eine NGO, die es als ihre Aufgabe sieht Zugang zu Informationen, die für die Öffentlichkeit von Bedeutung sind, zu ermöglichen und gegebenenfalls gerichtlich einzuklagen. Es ist bekannt, dass die PiS Regierung dem Medienkonzern Radio Maryja große Summen an öffentlichen Geldern überweist, über deren Verwendung allein Radio Maria bestimmt und dies nicht öffentlich machen braucht. Dies hat die NGO vor Gericht eingeklagt Warcho? kritisierte dieses Gerichtsurteil öffentlich. Er erklärte, dass das Gericht "kein Recht hatte, die Anklageschrift anzunehmen". Der stellvertretende Minister führte weiter aus: „Die Religionsfreiheit ist ein Grundrecht unter den Menschenrechten, denn für Gläubige führt die Religionsfreiheit zum ewigen Leben, sie führt zur Ewigkeit. Daher übersteigt es als dieses außergewöhnliche Menschenrecht die zeitliche Dimension!“ ...und dafür muss ein Gesetz her - um in den Himmel zu kommen per Gesetz?
Diese Sorge des Ministers um das ewige Leben brachte er als Versprechen während einer von der Universität von Pater Tadeusz Rydzyk organisierten Konferenz zum Ausdruck.Im Zusammenhang mit der gerichtlichen Verurteilung von "Rydzyks Buchhalterin" Lidia Kochanowicz-Mank wegen Verstoßes gegen das Gesetz über den Zugang zu öffentlichen Informationen vorbereitet wurde.
Der Minister vergaß auch nicht die LGBT-Gemeinschaft - seiner Meinung nach geht die Ausweitung der Freiheit von nicht-heteronormativen Menschen auf Kosten der Christen…
Prof. Obirek angefragt, ob er diese „Gesetzesinitiative“ kommentieren würde: „Es scheint mir so dumm dass ich weiss nicht was kann man daruber schreiben”.
Operation Smolensk 2.0 Przeglad, 19.04. 2022
Der Vorsitzende Kaczynski nahm Macierewicz, der ungebremst Gerüchte in die Welt setzt, aus dem Abstellraum. Dorthin war er beschämt verbannt worden, nachdem seine „Untersuchungsergebnisse“ immer absurder wurden. Jetzt verbreitet Kaczynski persönlich die absurden Behauptungen über einen Anschlag – da ja Putin mit seinem grausamen Krieg gegen die Ukraine ein Verbrecher ist, wird er den Anschlag auf das polnische Regierungsflugzeug begannen haben. Je öfter es wiederholt wird, um so eher wird es seiner Meinung nach geglaubt. Schließlich haben sie damit zwei Wahlen gewonnen. „Die Macht der Propaganda nimmt zu und die Macht der Vernunft nimmt ab. Eine echtes Paradies für Verrückte!“ so der Kommentator der Zeitung. „Wie viele Jahre werden wir auf die Bestätigung warten, dass die Katastrophe von Smolensk, der am besten erforschte Flugzeugabsturz in der Geschichte, kein Attentat, sondern eine tragische Kombination aus Chaos, Inkompetenz und Druck auf die Piloten war ?“
Jetzt kann die PiS wieder neue innere Feinde ausmachen, die diesem Unsinn keinen Glauben schenken – es sind Abtrünnige, Feinde, Lakaien und Spione Putins. „Wir brauchen also keine äußeren Feinde, wir können unsere eigenen schlimmsten Feinde sein!“
Ganz Polen kann sich die letzten Gespräche in der Pilotenkanzel aus der geborgenen Blackbox anhören. Aber Erzbischof Jedraszewski glaubt daran nicht, er mag an seinen gesunden Menschenverstand und seinen Intellekt glauben. Aber in seiner Predigt am Palmsonntag verkündet er einen anderen Glauben, nicht den an Jesus Christus, denn der ist den meisten Kirchenvertretern abhanden gekommen. Aber verschwunden ist er nicht aus Polen. Da braucht man nur an die polnisch – belorussische Grenze zu sehen, wie dort aufopferungsvoll wider aller staatliche Sanktionen Einwohner und Freiwillige versuchen das Elend der „schlechten“ Geflüchteten zu mildern. Aber auch die massenhafte Hilfe, die von Menschen den „guten“ Flüchtlingen aus der Ukraine zu teil wird. Es ist ein Glück für das Land, dass die junge Generation nicht mehr auf die Kirche hört, sondern sich kritisch mit den Zeichen der Zeit auseinander setzt. Es ist erstaunlich, dass Polen in der Lage ist 2 Millionen Geflüchteten zu helfen, dabei wurde erst vor ein paar Jahren gesagt, dass die Aufnahme von ein paar Tausend Geflüchteten die Möglichkeiten Polens überschreiten.
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