Wer kann schon von sich sagen, ein Gedankengang gehöre ihm?

Bert Brecht hielt nicht viel vom Recht auf geistiges Eigentum. Wir auch nicht. Wir stellen die SoZ kostenlos ins Netz, damit möglichst viele Menschen das darin enthaltene Wissen nutzen und weiterverbreiten. Das heißt jedoch nicht, dass dies nicht Arbeit sei, die honoriert werden muss, weil Menschen davon leben.

Hier können Sie jetzt Spenden
PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 05/2022

Proletarische Öffentlichkeit im Netz braucht Unterstützung
von Renate Hürtgen

Renate Hürtgen ist Kuratorin in der Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt.
labournet.tv ist ein Online-Archiv für Filme aus der alten und neuen Arbeiter:innenbewegung aus allen Teilen der Welt. Im Zentrum stehen die Situation der Lohnarbeiter:innen, ihre Selbstorganisierung, historische und aktuelle Arbeitskämpfe und gesellschaftliche Alternativmodelle.

So weit so gut, aber was lässt sich für uns mit dieser Sammlung von Filmen anfangen? Es lässt sich! Ihr könnt alle Filme des Archivs kostenlos herunterladen. Was bislang nur schwer auffindbar ist, etwa auf kommerziellen Videoplattformen oder in geschlossenen Filmarchiven, ist bei labournet.tv zu finden. Die Filme sind untertitelt und für Veranstaltungen aller Art geeignet. Bisher umfasst das Archiv 1000 Videos aus 60 Ländern, jedes Jahr kommen etwa 50 neue dazu. Ein wirklich reicher Fundus für politische Bildungsarbeit, für betriebliche und Gewerkschaftsveranstaltungen, für Arbeit mit Schülern.
Aber labournet.tv ist mehr. Ein Kollektiv aus drei Frauen organisiert nicht nur dieses Archiv, einschließlich der Untertitelungen. Sie haben vor Jahren damit begonnen, selbst Kämpfe am Arbeitsplatz und auf der Straße zu filmen, Filme zu machen, in denen die Akteur:innen zu Wort kommen und über ihre Erfahrungen in Arbeitskämpfen berichten. Vielleicht kennen einige von euch den Film Luft zum Atmen über die Gruppe Oppositioneller Gewerkschafter (GOG), 1972 bei Opel Bochum gegründet.
Seit einigen Jahren hat das labournet.tv-Frauenkollektiv damit begonnen, eine Veranstaltungsreihe Cinéma Klassenkampf ins Leben zu rufen, auf der sie ihre und andere Filme von gerade laufenden Streiks vorstellen, auch Kolleg:innen einladen, die von ihren eigenen Kampferfahrungen berichten. Das ist tatsächlich mehr als eine gute Archivbetreuung, denn damit bieten sie sogar einen Raum für Information, Öffentlichkeit und Vernetzung.
Coronabedingt wird Cinéma Klassenkampf erst wieder im Sommer 2022 stattfinden können. Dann kommt auch der neue eigene Film Der laute Frühling – Gemeinsam aus der Klimakrise in die Kinos. Was hat die Klimakrise mit systemischen Zwängen im Kapitalismus zu tun? Und wie würde eine Gesellschaft aussehen, die in der Lage ist, den Klimawandel aufzuhalten?, wird im Film gefragt.
Die Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt (MuA) hat das Projekt labournet.tv vor zwölf Jahren auf den Weg gebracht. Seit zwei Jahren gibt es keine laufende Unterstützung mehr, und labournet.tv muss sich nun aus Fördergeldern, Spenden und Projektanträgen für die eigenen Filmvorhaben am Leben halten. Das Spendenaufkommen und die Einnahmen aus der Fördermitgliedschaft decken den laufenden Betrieb gerade so; wie überall ist der ehrenamtliche Einsatz zu groß.
Wenn ich meine kurze Info mit der Bitte schließe, vielleicht als Fördermitglied mit 10 Euro im Monat oder mit einer Spende an labournet.tv zu unterstützen, ist das nicht als eine neue Crowdfunding-Aktion zu verstehen. Mir geht es darum, labournet.tv als künstlerisches und politisches Projekt zu erhalten und vielleicht sogar auszubauen. Wo gibt es derzeit einen kostenfreien öffentlichen Raum der Begegnungen und der Diskussion über und mit Filme(n) der internationalen Arbeiter:innenbewegung? Die Gefahr ist groß, dass auch dieses Projekt einmal langsam und geräuschlos von der politischen Bühne verschwindet. Beginnen wir uns für labournet.tv zu interessieren, bevor es zu spät ist.

Hier gehts zum Spendenkonto: labournet.tv/unterstuetzt-uns
Bankverbindung:
Kontoinhaber: Content – Verein zur Förderung alternativer Medien e.V.
Stichwort: labournetTV
IBAN: DE82100100100006814102
BIC: PBNKDEFF

Print Friendly, PDF & Email
Teile diesen Beitrag:
Kommentar zu diesem Artikel hinterlassen

Spenden

Die SoZ steht online kostenlos zur Verfügung. Dahinter stehen dennoch Arbeit und Kosten. Wir bitten daher vor allem unsere regelmäßigen Leserinnen und Leser um eine Spende auf das Konto: Verein für solidarische Perspektiven, Postbank Köln, IBAN: DE07 3701 0050 0006 0395 04, BIC: PBNKDEFF


Schnupperausgabe

Ich möchte die SoZ mal in der Hand halten und bestelle eine kostenlose Probeausgabe oder ein Probeabo.