Marijke Colle hat uns verlassen, unerwartet und zu früh. Die starke Raucherin starb am 16.April im Alter von 75 Jahren an Krebs
von Angela Klein
Marijke war Mitglied der belgischen Sektion der IV. Internationale. Insbesondere in den letzten Jahren, angesichts der wachsenden Bedeutung von ökosozialistischen Positionen, führte sie ihr Weg häufiger nach Deutschland, zu unseren ökosozialistischen Konferenzen, und nach Österreich zu einer dortigen Ökosozialistischen Tagung im vergangenen Jahr.
Marijke hatte in Gent Biologie studiert und eine große Kenntnis naturwissenschaftlicher Zusammenhänge. Als Marxistin wusste sie die Herausforderungen durch die Klimakrise überdies mit der Notwendigkeit der Emanzipation von kapitalistischer Akkumulation und Lohnsklaverei zu verbinden. In der belgischen Sektion und in der IV. Internationale hat sie vor über 30 Jahren angefangen, Pionierarbeit in bezug auf die Sensibilisierung für die Zerstörung der Natur zu leisten, sie war damit eine der ersten.
Marijke wuchs in einer sehr konservativen flämischen Familie auf und entwickelte früh feministische Positionen. Anfang der 70er Jahre trat sie der flämischen feministischen Aktionsgruppe Dolle Mina bei; später organisierte sie in Flandern sozialistisch-feministische Gruppen, die sich regional koordinierten. Sie spielte eine wichtige Rolle im Kampf für die Entkriminalisierung der Schwangerschaftsunterbrechung in Belgien. An der Arbeit der Frauenkommission der IV. Internationale hatte sie theoretisch wie praktisch großen Anteil; später arbeitete sie in der Ökologiekommission mit.
Vor allem am Ausbruch der Pandemie konnte sie ganz hervorragend die Zusammenhänge zwischen kapitalistischem Profitstreben, Zoonosen und der Krise der Sorgearbeit erklären – sie verstand sich als marxistische Ökofeministin, eine Position, die sie scharf abgrenzte von solchen, die Frauen qua Geschlecht als Bewahrerinnen der Natur sehen.
Marijke hatte die Gabe, auch komplizierte Sachverhalte einfach und verständlich rüberzubringen. Sie war offen und uneitel, energisch und verständnisvoll – ein prima Kumpel. Sie fehlt uns.
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