Nachruf
von Michael Heldt
Rolf Geffken war ein Mensch, dessen Name sich auf eine einzigartige Weise in das deutsche Arbeitsrecht eingeschrieben hat. Ein hartnäckiger Fürsprecher für Arbeiter:innen, ein mutiger Anwalt und ein scharfsinniger, immer parteiischer Denker. Sein Tod hinterlässt eine empfindliche Lücke in einer Welt, die sein außergewöhnliches Engagement und seinen Weitblick braucht – und das zu einem Zeitpunkt, in dem jeder Arbeitsrechtsanwalt mit einer sozialistischen Hoffnung im Herzen gebraucht wird, um einen Gegenpol zu pragmatischem, entpolitisiertem Verhalten vor Gericht und in der Öffentlichkeit zu setzen.
Seine Veröffentlichungen, seien es Bücher, Broschüren oder sein Youtube-Kanal, in dem er stetig aktuelle Entwicklungen des formalisierten Arbeitsrechts bodenständig, praxisbezogen und gleichzeitig auf der Höhe der Zeit des formalisierten Arbeitsrechts, behandelte, waren und sind Gold wert. Es wäre wundervoll, wenn mehr junge Jurist:innen diese Methoden weiterführen und ausbauen.
Einerseits schien Rolf ein Einzelgänger zu sein. Er schien sich unabhängiger wohler zu fühlen, als organisiert. Diese relative Unabhängigkeit machte ihn stark und mutig. Sie erlaubte ihm, unbeirrt für die Rechte der Arbeiter:innen zu kämpfen, oft gegen mächtige Institutionen und Interessen.
So brach er aus der Rolle des einsamen Wolfs immer wieder aus: Seine Online-Videos zur Anwendung des Arbeitsrechts in Betrieb und Gewerkschaft erreichten Tausende, machten Hoffnung, Land zu sehen, auch in scheinbar komplizierten und ausweglosen Situationen, ob individuell oder kollektiv. Er gab Kolleg:innen mit seinem Mut und juristisch fundierter Kreativität, einen Kompass in der Hand, der im scheinbaren Kampf zwischen Kapital und Arbeit, dem David im unerbittlichen Kampf gegen die Goliaths des modernen Arbeitsmarkts, festen Boden unter den Füßen verschaffte.
Seine Entschlossenheit, gepaart mit seinem umfangreichen Fachwissen, machte ihn zu einer unschätzbaren Stütze für Arbeiter:innen. Er kämpfte unaufhörlich für Gerechtigkeit und hasste es, wenn sie am Arbeitsplatz fehlte, und in vielen Fällen hat er sie erreicht.
Es ist schade, dass Geffken in politischen Diskussionen oft vergrämt war, auch wenn ihn diese übermäßige Härte offensichtlich nicht zerbrach – nützlicher wäre sein Wirken in der Linken gewesen, wenn er, anders als gegenüber dem Feind, geduldiger und nachsichtiger agiert hätte. Seine einzigartige Perspektive und sein tiefes Verständnis für die Belange der Arbeiter:innen hätten noch wertvollere Beiträge zur politischen Landschaft liefern können – und vor allem: mehr Menschen erreicht. Aber obwohl er auf der politischen Bühne oft übersehen wurde, wird sein Einfluss auf das Arbeitsrecht nicht vergessen werden.
Rolf war einerseits in seiner Heimat verwurzelt, hatte ein aufrichtiges Interesse, die Geschichte und Kultur zu durchdringen. Dieses Interesse erstreckte sich wiederum weit über seine Region hinaus: Seine Einblicke in die chinesischen Verhältnisse waren kostbar, auch wenn wir sie nicht unkritische übernehmen können, sie öffnen Türen zu einer Welt, von der wir nur wenig wissen, noch weniger verstehen. Er war ein eifriger Beobachter und Analyst der Arbeitsbedingungen und -praktiken in China und hat wertvolle Erkenntnisse und Perspektiven zu diesem Thema geliefert. Seine Analysen werden auch weiterhin als wichtige Ressource für das Verständnis der globalen Arbeitslandschaft dienen.
Rolf Geffken war ein Einzelgänger, ja, aber er war auch so viel mehr. Er war ein Anwalt, ein Fürsprecher, ein Denker, ein Kulturliebhaber und ein Beobachter. Sein Tod ist ein großer Verlust für uns alle, aber sein Vermächtnis wird weiterleben in der Arbeit, die er getan hat, und in den Leben, die er durch seine unermüdliche Fürsprache für Arbeiter:innen berührt hat.
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