…wirft Bomben‹
von Rolf Euler
Berlin Story Bunker Museum
Schöneberger Str.23a, Berlin
www.berlinstory.de
«Wer Bunker baut wirft Bomben« steht groß auf der Wand eines alten Bunkers in Berlin über dem Eingang zu einem Museum. Das ist der »Berlin Story Bunker« neben der Ruine des Anhalter Bahnhofs, er wurde vor einigen Jahren zu einem Mahn-Museum umgebaut: Wie konnte es zum Hitlerfaschismus in Deutschland kommen? Und wie ging es nach 1945 mit der Geschichte weiter?
Zwei engagierte Männer, Enno Lenze und Wieland Giebel, forschten bei Zeitzeugen und an Hand von Dokumenten über die Geschichte des Bunkers, die Untaten der Nationalsozialisten, die Reaktionen der Bevölkerung. Sie sorgten im ersten Teil der Ausstellung in der oberen Etage für nachhaltiges Erinnern an die Zeit, als in Deutschland und weiten Teilen Europas »das Licht ausging«.
Der Werdegang der Nazipartei und Hitlers wird ebenso in Bildern und Dokumenten gezeigt, wie die Zeit der Herrschaft einer Militär- und Parteiführung, die sich als Herrenmenschen sahen und Millionen Tote auf dem Gewissen haben. Die Massenaufmärsche der Vorkriegszeit werden ebenso gezeigt wie die Vertreibung und Ermordung von Juden und Kriegsgefangenen in ganz Europa.
Eine Erinnerungstour, die vor allem ausländische Gäste vor die Frage stellt, wie es in Deutschland dazu kommen konnte.
Die Bilder der zerstörten deutschen Städte leiten über zur Ausstellung im Untergeschoss. Deren Thema ist »Deutschland 1945 bis heute«, sie zeigt im Umfeld der Bunkerwände ausführlich, wie der Wiederaufbau vonstatten ging. Wie viele alte Nationalsozialisten in höchste Regierungs- und Gesellschaftspositionen kamen. Wie kein einziger Richter der Unrechtsprechung zur Rechenschaft gezogen wurde. Den Besuchenden wird der Widerspruch gezeigt zur Zeit vor 1945 mit Aufbau aus Trümmern und einer »Damit-hatten-wir-nichts-zu-tun«-Haltung.
Ein weiterer Schwerpunkt in diesem Ausstellungsteil liegt auf den 1960er und 1970er Jahren mit den weltweiten Protestbewegungen gegen die Kolonialherrschaft, den Vietnamkrieg, mit den antiautoritären und demokratischen Proteste der Studierenden und der Arbeiterbewegung. Dazu die Fotos der gewaltsamen Unterdrückung durch Polizei und Militär etwa an den Hochschulen in den USA, Mexiko, Japan oder Berlin. Diese Zeit wird dann parallel dargestellt mit den Verhältnissen in der DDR, den Folgen der Aufstände in Ungarn, dem Mauerbau, der Repression im anderen Teil Deutschlands. Bewegende Fotos, Zeitdokumente, Ausschnitte aus Broschüren, Plakate und erläuternde Texte auch über Kopfhörer vermitteln ein authentisches Bild von diesen Zeiten.
Der Mauerfall, die Folgen für die Menschen in Deutschland kommen zur Sprache. Die Ausstellung reicht bis zur Coronazeit.
Eine Broschüre berichtet über die Geschichte des Bunkers sowie über die Vorbereitung und Planung, das »Making of« der Ausstellung.
Das »Bunker Museum« ist ein wichtiger Anlaufpunkt in Berlin, es wird von vielen ausländischen Gästen genutzt und sollte auch von jüngeren deutschen Besucher:innen bei aller »Konkurrenz« im Museumsbereich nicht ausgelassen werden. Zumal aufmerksamen Menschen die Parallelen zur Neuzeit mit den Trump-Anhängern aller Nationen und den gegenwärtigen Kriegen nicht verborgen bleiben.
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