Eine Ausstellung in Wuppertal
dokumentiert
14.April bis 12.Mai 2024
Verteilungsstelle Kunst und Geschichte
Sedanstr.86/88, 42281 Wuppertal
Jeweils Sa und So von 13 bis 17 Uhr, Tel. (0202) 763553, Eintritt frei
Anfang Januar 1924, mit der Umstellung auf die neue wertbeständige Währung, wurde das reale Einkommen der Arbeiterschaft nahe an das Existenzminimum heruntergedrückt. Zeitgleich wurde mit Unterstützung der Reichsregierung das Abkommen über den Achtstundentag – diese wichtige Errungenschaft der Revolution von 1918 – von den Arbeitgebern im Rheinland und im Bergischen Industriebezirk aufgekündigt.
Doch die Streikkassen der Gewerkschaften waren von der Inflation geleert. Und seit Monaten herrschte der Ausnahmezustand. Unter diesen widrigen Umständen trat die Arbeiterschaft dennoch in den Ausstand, zuerst die Düsseldorfer Metallarbeiter, es folgten die Textil-, die Gemeinde- und die Transportarbeiter im Wuppertal. Auch die bergischen Hausbandwirkermeister, die als Heimarbeiter selbständig waren, forderten würdige Löhne, denn es sei unmöglich, »mit diesen Löhne ein menschenwürdiges Dasein zu führen«.
Zeitweise waren in Rheinland-Westfalen und im Bergischen 500000 Menschen im Ausstand. Elberfeld und Barmen gehörten zu den Zentren des Kampfes. Hier saßen der Verband der Bergischen Arbeitgeber, die staatliche Schlichtungsstelle für das Bergische Land und der Regierungspräsident, der immer wieder um die Beilegung des Arbeitskampfs bemüht war. Allein in Elberfeld und Barmen soll die Zahl der am Streik Beteiligten zwischen 55000 und 60000 betragen haben. In Barmen wurde ein junger Arbeiter, Erich Steimel, auf dem Weg zu einer Streikversammlung von der Polizei erschossen.
Dieser wohl größte Streik in der Region und in der Wuppertaler Stadtgeschichte endete nach sechs Wochen mit einer Niederlage. Nun musste überwiegend 57 Stunden statt wie zuvor 48 Stunden wöchentlich gearbeitet werden. Die Löhne blieben so niedrig, dass auch danach immer wieder wilde Streiks aufflammten.
Die Ausstellung zeigt die soziale Lage der Arbeiterschaft zum Ende der Inflation, das Notgeld der Städte Elberfeld und Barmen, das auch Anfang 1924 noch gültig war, und berichtet von dieser »gewaltigen, alle Kräfte der Arbeiter anspannenden Auseinandersetzung« anhand von Dokumenten und anderen Exponaten.
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