von Albrecht Kieser
Tugendhaft die Schwachen ausmerzen
Penetrant durchzieht ein Gedanke die diversen Bildungsprogramme der AfD: Leistung, Leistung über alles. Die Starken wachsen, die Schwachen kippen. So wie es tausend Jahre war, so war es gut: Die AfD »lehnt alle Arten von Gesamt- oder Einheitsschulen ab. Wir wollen das bewährte differenzierte Schulsystem erhalten. Wir wollen, dass an unseren Schulen wieder Leistung und Disziplin einziehen. Die AfD lehnt Geschlechterquoten im Studium oder in der Arbeitswelt generell ab, da Quoten leistungsfeindlich und ungerecht sind.«
Die weiteren deutschen Wesenstugenden, an denen die Schüler:innen genesen sollen: »Arbeitsethos, Schaffenskraft, Ordnung, Disziplin, Fleiß, Pünktlichkeit und Tatkraft.« Bedauerlicherweise seien diese Tugenden »abgeschmolzen« worden »durch die Zuwanderung von wenig gebildeten und gering qualifizierten Migranten seit den 60er Jahren, insbesondere aus der Türkei und dem arabischen Raum, deren andere Kultur auch im Gastland an den Nachwuchs weitergegeben wird«.
Weshalb der Schulalltag flott gemacht wird durch Remigration und Kopfnüsse, pardon: Kopfnoten: »Wir machen uns für die Vermittlung der zu Unrecht in Verruf geratenen Sekundärtugenden stark. Hierzu möchten wir die Kopfnoten zumindest für Verhalten, Mitarbeit und Ordnung für alle Klassenstufen grundsätzlich beibehalten.«
Männlicher Familienmief der 50er
Hinter der deutschen Tugend steht der heterosexuelle deutsche Mann. So weit, so klar und immerdar. Dann kommt die Frau. Dann die Familie. Siegt die AfD, geht es auch in der Schule wieder bergauf: »Die bildungspolitische Erneuerung kann nur gelingen, wenn sie in eine Stärkung der klassischen Familie eingebettet ist.« Logisch, dass die »einseitige Hervorhebung der Homo- und Transsexualität, das familienzerstörende Gendermainstreaming (und) die Frühsexualisierung« ein Ende haben müssen. Voran geht es stattdessen mit echter »Aufklärung«, die künftig »ausschließlich durch Lehrer im Biologieunterricht erfolgen« soll. Summ, summ, summ, Bienchen summ herum.
Weil die »klassische Familie« deutsch ist, fordert die AfD in ihrem Bildungsprogramm »die Beendigung der Masseneinwanderungspolitik«. Logisch, oder? Und dass Kinder von Geflüchteten mit unsicherem Status gar nicht erst beschult werden. Was ein glatter Rechtsbruch wäre.
Heimat statt Demokratie
»Das Landesprogramm (Thüringen) für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit dient vorrangig dem Kampf gegen die bürgerliche Mitte der Gesellschaft (und) wird überwiegend dazu genutzt, antibürgerliche Gesinnungen salonfähig zu machen und Institutionen im linksextremen Spektrum mit Steuermitteln zu versorgen. Diese und ähnliche Programme (wie ›Schule mit Courage, Schule gegen Rassismus‹ oder ›Demokratie leben‹) werden wir unverzüglich beenden und einem neuen Landesprogramm mit dem Titel ›Meine Heimat – mein Thüringen‹ zukommen lassen.«
Dafür reitet Höckes Reiterstaffel – unter ihren Hufen Lehrer:innen, Eltern und Schüler:innen. Vermutlich die Mehrheit dieser Spezies.
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