Eva Weissweiler: Villa Verde oder das Hotel in Sanremo. Das italienische Exil der Familie Benjamin
München: btb, 2022. 288 S., 22 Euro
von Manuel Kellner
Auf den ersten Blick erstaunt es, dass eine profilierte jüdische Publizistin auf der Flucht aus Nazideutschland ausgerechnet im faschistischen Italien für sechs Jahre ein Refugium gefunden hat, das auch immer wieder von ihrem geschiedenen Ehemann Walter Benjamin als »stiller Hafen« genutzt wurde. Ein genauerer Blick auf die Verhältnisse, die das ermöglichten, lohnt sich.
weiterlesenVom Mythos des fortschrittlichen Imperialismus
Ernest Mandel über die Rolle der arbeitenden Klassen im Zweiten Weltkrieg
von Angela Klein
Ernest Mandel: Der Zweite Weltkrieg. Frankfurt am Main: ISP, 1991. 248 S., 17,50 Euro, über Manifest-Verlag zu beziehen
Als Ernest Mandel 1995 starb, nannte ihn die Taz den »letzten Klassenkämpfer«. Mit der Landnahme des westlichen Kapitals in Osteuropa und dem Siegeszug des Neoliberalismus schien Klassenkampf obsolet geworden zu sein; Identitätspolitik trat an dessen Stelle. Die multiplen Krisen, die uns seither heimsuchen, allen voran die laufende Produktion von failed states, der zunehmende Hunger in der Welt und über allem die Klimakrise, haben die soziale Frage aber wieder auf die Tagesordnung gesetzt. In welcher Weise der Klassenkampf innerimperialistische Kriege beeinflussen kann, zeigt Mandel am Beispiel des Zweiten Weltkriegs.
weiterlesenDem Vergessen entrissen: Betty Rosenfeld
Auf den Spuren einer jüdischen Kommunistin aus der Weimarer Zeit
von Peter Nowak
Michael Uhl: Betty Rosenfeld. Zwischen Davidstern und roter Fahne. Biographie. Stuttgart: Schmetterling, 2022. 672 S., 39,80 Euro
Den Anfang machte ein vergilbtes Aktenbündel, das der junge linke Student Michael Uhl 1994 in einem spanischen Bürgerkriegsarchiv auf der Suche nach Dokumenten über die Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg fand.
weiterlesenTrotzki über Antisemitismus und die ›jüdische Frage‹
Eine Dokumentensammlung von Mario Keßler
von Reiner Tosstorff
Leo Trotzki oder: Sozialismus gegen Antisemitismus. Hrsg. Mario Keßler. Berlin: Karl Dietz Verlag, 2022. 191 S., 12 Euro
weiterlesenDie Wannseekonferenz vor 80 Jahren
Übergang zum systematischen Massenmord an den Juden
von Larissa Peiffer-Rüssmann
In einer Villa am Berliner Wannsee treffen sich am 20.Januar 1942 hochrangige Vertreter der Ministerialbürokratie sowie der Polizei und der SS, um die Deportation und Ermordung der gesamten jüdischen Bevölkerung Europas einzuleiten.
weiterlesenRudolf Virchow (1821–1902)
‹Seuchen bekämpft man mit Bildung, Wohlstand und Freiheit›
von Angela Klein
Die Medizin ragt unter anderen Wissenschaften heraus, insofern sie eine soziale Wissenschaft auf der Grundlage naturwissenschaftlicher Erkenntnisse ist. In ihren Anwendungsbereichen ist sie darüber hinaus evidenz- und erfahrungsbasierte Praxis.
weiterlesen20 Jahre Genua
Kampfansage gegen den Kapitalismus
von Anja
Heute vor 20 Jahren fanden in Genua die Proteste gegen den G8-Gipfel statt. Ich war damals mit 250.000 anderen Menschen auf der Straße und habe gegen den Kapitalismus gekämpft. Die Proteste markierten nur den Endpunkt einer langen, intensiven Vorbereitungs- und Mobilisierungsarbeit.
weiterlesenZum 50.Todestag von Georg Lukács.
1.Teil: „Die Renaissance des Marxismus“
von Jürgen Meier
Sein Buch „Die Theorie des Romans“ hatte Lukács1 bereits 1916 zu einem berühmten Schriftsteller gemacht. Nachdem er 1918 der KP beigetreten war und 1919 Volkskommissar der ungarischen Räterepublik wurde, entwickelte er sich zu einem der wichtigsten Marxisten des 20. Jh., dessen Theorien noch immer polarisieren.
weiterlesenVor 150 Jahren
Die Frauen in der Pariser Kommune
von Manuel Kellner
Vor 150 Jahren, am 18.März 1871, begann der Aufstand, der zu den 72 Tagen der Pariser Kommune führte. Karl Marx und Friedrich Engels verarbeiteten diese historische Erfahrung. Ihre Schlussfolgerungen gehören bis heute zu den Grundüberzeugungen sozialistischer Revolutionäre in aller Welt.
weiterlesenZum Holocaustgedenktag
An Vergangenheit erinnern ohne die Gegenwart zu vergessen
von Arn Strohmeyer*
Israel hat die Erinnerung zu einer ethnisch-nationalistischen Ideologie gemacht. Die Palästinenser als sekundäre Opfer des Holocaust werden vollständig ausgespart.
weiterlesenEin Weltgeist mit den Mitteln des Kinos
Jean-Luc Godard wurde 90
von Paul B. Kleiser
Am 3.Dezember wurde Jean-Luc Godard 90 Jahre alt. Es gibt keinen Filmemacher, der in der Nachkriegszeit ein so vielfältiges Werk geschaffen und das Kino, vor allem natürlich das Avantgardekino, stärker beeinflusst hätte.
weiterlesenFilmtipp
Contemporary Past – Die Gegenwart der Vergangenheit, Polen 2020, Regie: Kamil Majchrzak
von Peter Nowak
Der Regisseur begleitet in seinem Filmessay eine Gruppe von Jugendlichen aus Rumänien, Deutschland und Polen bei ihrem mehrwöchigen Besuch in der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald.
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