Erinnert euch!?
An den Rand notiert
von Rolf Euler
Urlaub in Frankreich – so freundliche Gastgeber:innen, so wanderbare Gegenden, so gute Begegnungen und so hervorragendes Essen und Wein.
Urlaub in Frankreich: So viele Mahnmale stehen am Straßenrand. Sommer 1944, der Einmarsch der Alliierten in Frankreich ist gelungen, an vielen Orten im Süden werden deutsche Truppen abgezogen. Sie hinterlassen Verbrechen, deren in diesem Jahr nach 80 Jahre in vielen Städten gedacht wird, zusammen mit dem Gedenken an die Befreiung von den Besatzern.
Vor 40 Jahren: Der Streik der britischen Bergleute
Frauen waren das Rückgrat eines historischen Arbeitskampfes
von Ayse Tekin
Vor 40 Jahren, vom 10. bis 20.Oktober 1984, besuchten Frauen der streikenden Bergleute aus England, Kay Sutcliffe und Marie Collins, Deutschland, um hier für Solidarität mit einem spektakulären Arbeitskampf zu werben. Auf zahlreichen Veranstaltungen wurde Geld gesammelt. In Köln bildete sich eine Unterstützergruppe für die Zeche Snowdown, die von dem Arbeitskreis »Frau und Arbeit« getragen wurde. Die Gruppe sammelte Geld und Geschenke, eine Delegation aus fünf Frauen brachte sie persönlich zur Weihnachtszeit nach Aylesham/Kent.
weiterlesenBertha von Suttner (1843–1914)
Die Waffen nieder!
von Gisela Notz
Als Vorkämpferin der Friedensbewegungen hat die Schriftstellerin Bertha von Suttner den bürgerlichen Frauengruppen der Jahrhundertwende entscheidende Impulse gegeben. Obwohl sie aus österreichischem Adel stammte, fand sie die Verbindung zur sozialistischen Frauenbewegung und selbst August Bebel hatte Kontakt zu ihr. Mit dem Antikriegsroman Die Waffen nieder! schrieb sie einen der wichtigsten Romane ihrer Zeit. Ihr Leben ist selbst ein Roman.
weiterlesenGeschichte und politische Macht ökonomischer Ideen (IV)
Karl Marx und Mary Burns: Die verborgene Stätte der Produktion
von Ingo Schmidt
Zur Erinnerung: Thomas Malthus sah in steigenden Löhnen die Ursache einer die Agrarproduktion übersteigenden Bevölkerungszunahme. Hunger und ein Rückgang von Bevölkerung und Löhnen auf ihr ursprüngliches Niveau seien die Folge. David Ricardo übernahm Malthus’ Lohntheorie – von Ferdinand Lassalle als »ehernes Lohngesetz« bezeichnet. Wachsende Bevölkerungs- bzw. Beschäftigungszahlen galten ihm allerdings als möglich und notwendig, weil er – wie fast alle klassischen Liberalen – die Arbeit als Quelle von Wert und Profit ansah.
weiterlesenAlice Milliat
Der Kampf der Frauen für Gleichberechtigung im Sport bei den Olympischen Spielen
von Kai Böhne
Die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit 1896 in Athen waren, ebenso wie in der Antike, reine Männersache. Das im Juni 1894 gegründete Internationale Olympische Komitee (IOC) legte wenig Wert auf Frauensport, er galt zu Beginn des 20.Jahrhunderts als unschicklich. Das änderte sich auch in den Folgejahren nur in sehr kleinen Schritten: 1900 durften Frauen bei den Olympischen Spielen im Tennis und Golf starten, vier Jahre später auch im Bogenschießen, 1908 im Eiskunstlauf und 1912 feierten sie ihr Debüt im Schwimmen.
weiterlesenVor 109 Jahren: Das Zimmerwalder Manifest
Proletarier aller Länder vereinigt euch!
dokumentiert
In Erwägung
– dass wir erneut auf einen Weltkrieg zusteuern,
– dass ein solcher die Spezies Mensch bedrohen würde,
– dass nur die Besitzenden ein Interesse an diesem Krieg haben können,
– und dass nur die entschlossene gemeinsame, internationale Aktion ihn verhindern kann,
veröffentlichen wir hiermit noch einmal das Zimmerwalder Manifest von 1915.
Es ist leider wieder sehr aktuell.
Erich Mühsam, 1878–1934
Literat – Pazifist – Anarchist
von Volker Brauch
Das literarische und politische Schaffen von Erich Mühsam ist geprägt durch die unbedingte Aufrichtigkeit und Kompromisslosigkeit, seinen Traum von einem selbstbestimmten, freien Menschen zu verwirklichen. Er bezahlte ihn mit Anfeindungen, Niederlagen, Gefängnisaufenthalten, Folter und letztlich mit dem Tod. Seine Parteinahme galt immer den Ausgestoßenen, Entrechteten und Ausgebeuteten, denen er sich mit tiefem menschlichem Gefühl verbunden fühlte. Bis heute zeigt sein Lebenswerk eine große Strahlkraft. Der 10. Juli, 90.Jahrestag seines Todes, ist ein Anlass, an ihn zu erinnern.
weiterlesenDie ›dritte Zerstörung Stuttgarts‹
Vor 30 Jahren wurde mit Stuttgart 21 die Zerstörung des Bahnknotens und der neoliberale Umbau der Stadt angeschoben
von Tom Adler
Vor 30 Jahren, am 18.April 1994, wurde das Tunnelbahnhofsprojekt Stuttgart 21 von fünf profitlich feixenden Herren der Presse vorgestellt. Kein Superlativ sei übertrieben, strahlte Ministerpräsident Erwin Teufel, sekundiert von Herren, die inzwischen meist tot oder nicht mehr zur Verantwortung zu ziehen sind für das, was sie seither der Stadt und dem Bahnverkehr angetan haben: Die fatalste Weichenstellung für Stuttgart nach dem (Nachkriegs-)Umbau zur »autogerechten Stadt«.*
weiterlesenGeschichte und politische Macht ökonomischer Ideen (II)
Adam Smith: Freihandel fürs Kleinbürgertum
von Ingo Schmidt
Adam Smith (1723–1790) war ein Kind der herrschenden Klasse. Der Vater Anwalt, die Mutter Grundbesitzerin. Er hatte einflussreiche Freunde mit einem offenen Ohr für seine ökonomischen Theorien und politischen Ratschläge. Aber erst nach seinem Tod wurden seine Ideen zu einem der zentralen Bezugspunkte des Liberalismus. Die »unsichtbare Hand des Marktes« ist bis heute gängige Floskel liberaler Theorie und Ideologie, obwohl sie bei Smith nicht mehr als eine nebenbei erwähnte Metapher ist.
weiterlesenBriefträger-Palast
Ein Denkmal aus Wegesrand-Steinen
von Kai Böhne
Unabhängig von allen künstlerischen Strömungen gestaltete der französische Postzusteller Ferdinand Cheval ein einzigartiges, märchenhaftes Bauwerk aus Wegesrand-Steinen.
In seiner Bibelübersetzung des Buches Jesaja schreibt Martin Luther vom »Stein des Anstoßes« und vom »Fels des Ärgernisses« (Jes.8,14). Seine Formulierung wurde zum Allgemeingut und kennzeichnet im übertragenen Sinn den Auslöser eines Streits oder Ärgernisses.
Immanuel Kant (1724–1804)
›Der Friede ist das Meisterwerk der Vernunft‹
von Hermann Klenner
Immanuel Kant wurde am 22.April 1724 als viertes von neun Kindern des Handwerkmeisters Johann Georg Kant und dessen Ehefrau Anna Regina Kant geboren. Von 1730 bis 1732 besuchte er eine Hospitalschule, danach bis 1740 das pietistische Kollegium Fridericianum. Seine Mutter wie sein Vater erhielten nach ihrem Ableben 1737 bzw. 1746 ein Armenbegräbnis. 1740 begann er ein Universitätsstudium, verließ aber die Universität ohne Examina.
weiterlesenIndustrie-Kultur
An den Rand notiert
von Rolf Euler
Im Ruhrgebiet wird das 25.»Geburtsjahr« der Route der Industriekultur begangen. 1999 waren gerade heftige Bergarbeiterproteste gegen die vorzeitigen Stilllegungspläne aus Bonn verebbt, Stahlindustrie, Bergwerke und Kokereien gab es noch in deutlich sichtbarer Größe. Nun aber wurden alte Standorte entgegen Abrissplänen erhalten. Daraus wurde eine »Route der Industriekultur« erfunden – das zeigte den reformerischen Blick der Zeit.
weiterlesen