›Teil einer autoritären Formierung‹
Der Abschlussbericht zum Antisemitismus bei der documenta 15
von Aram Ziai
Selten war eine Kunstausstellung so in der öffentlichen Kritik wie die documenta 15, die von Juni bis September 2022 in Kassel stattfand und aufgrund der starken Beteiligung von Kunstkollektiven aus dem globalen Süden als »postkolonial« galt. Die Auseinandersetzungen sind nicht isoliert zu betrachten, sondern bewegen sich zwischen dem »Nahostkonflikt« einerseits und der Anerkennung de- und postkolonialer Perspektiven andererseits.
Äthiopische Kunst im Kunstpalast Düsseldorf
Elias Sime: Geschichte, Verbundenheit und Transformation
von Nele Johannsen
Der äthiopische Künstler Elias Sime erzählt von globalen Verbindungen und persönlichen Geschichten mit Hilfe von alltäglichen, uns allen bekannten Gegenständen, die bereits eine eigene Reise hinter sich haben. Die aktuelle Ausstellung »Echo« im Kunstpalast Düsseldorf bietet spannende Einblicke in sein Schaffen, dessen Werke Material und Farbe, Tradition und Transformation, Natur und Technologie in lebendigen und faszinierenden Kompositionen vereinen.
Zusammenhalt
An den Rand notiert
von Rolf Euler
Die Ruhrfestspiele in Recklinghausen haben sich vor Monaten für 2025 ein prophetisches Motto ausgesucht: »Zweifel und Zusammenhalt«.
Olaf Kröck, einer der politischsten Intendanten in Recklinghausen, arbeitet immer mit solchen programmatischen Wortverbindungen, die aus einer gemeinsamen Wirklichkeit entstehen, dann auch eine gemeinsame Theaterlandschaft umfassen. Nach »Vergnügen und Verlust« im Vorjahr nun also das Aufgreifen von heftigen »Zweifeln« an der Zukunft, die die Menschen spüren, verbunden mit einem deutlichen Hinweis auf eine Antwort darauf: »Zusammenhalt«.
Widerstandsformen in der Kunst
Wenn Widerstand in Kunst eingeht, entstehen kraftgebende Bilder an der Wand oder im Kopf
von Ayse Tekin
Zwei Orte, zwei Ausstellungen dokumentieren in München, wie Widerstand und Kunst sich treffen. Beide in ungewöhnlichen Ausstellungsräumen.
Briefträger-Palast
Ein Denkmal aus Wegesrand-Steinen
von Kai Böhne
Unabhängig von allen künstlerischen Strömungen gestaltete der französische Postzusteller Ferdinand Cheval ein einzigartiges, märchenhaftes Bauwerk aus Wegesrand-Steinen.
In seiner Bibelübersetzung des Buches Jesaja schreibt Martin Luther vom »Stein des Anstoßes« und vom »Fels des Ärgernisses« (Jes.8,14). Seine Formulierung wurde zum Allgemeingut und kennzeichnet im übertragenen Sinn den Auslöser eines Streits oder Ärgernisses.
Acqua Alta
Das neue Buch der französischen Bestsellerautorin
von Gerhard Klas
Isabelle Autissier: Acqua Alta. Aus dem Französischen von Kirsten Gleinig
Hamburg: mare, 2024. 208 S., 23 Euro
Hammer-Mann
An den Rand notiert
von Rolf Euler
Als die Gewerkschaftslinke sich vor vielen Jahren in Frankfurt im IG-Metall-Haus am Mainufer traf, fuhr ich mit Willi Scherer von der Autobahn kommend an der Frankfurter Messe vorbei. Auffallend davor: die Figur des »Hammermanns«.
Labyrinth der Träume
Ballett von Jaroslaw Iwanenko. Musik von Igor Strawinsky
von Liv Kühnel
Salvador Dalí ist wohl der bekannteste Vertreter der surrealistischen Kunst. Bekannt war er jedoch auch für sein extravagantes Auftreten, auch seine politischen Aussagen haben manchmal für Empörung gesorgt.
In Labyrinth der Träume wird Leben und Werk Dalís dargestellt, wir erhaschen einen Blick in sein Innenleben, das ebenso verworren und verwischt war wie seine Kunst.
Eberhard Fiebig zum 93.Geburtstag
›Es ist die alte Geschichte vom Golem…‹
Gespräch mit Eberhard Fiebig
Laut Marx tritt eine Epoche sozialer Revolution ein, wenn die materiellen Produktivkräfte in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen, sprich: den Eigentumsverhältnissen geraten. Der Bildhauer Eberhard Fiebig ordnet das durch den 3D-Druck mögliche, additive Produktionsverfahren in diesen Zusammenhang ein. Darüber sprach Angela Klein mit ihm.
Susanna hat nicht gebadet
Von der Vermessenheit des moralischen Zeigefingers – eine Kölner Ausstellung
von Angela Klein
Einer Geschichte in den Apokryphen des Alten Testaments zufolge lauern zwei Älteste und Richter der ehrbaren Frau eines Kollegen in ihrem Garten auf und wollen sie nötigen. Die Frau wehrt dies mit stolzen Worten ab, anerkennt dabei aber zugleich, dass sie verloren ist: Denn wenn sie den Männern nachgibt, bricht sie das Gesetz des Mose, gibt sie ihnen nicht nach, muss sie damit rechnen, von den Männern vor Gericht gestellt zu werden, wo sie keine Stimme und gegen die Autorität der Ältesten keine Chance hat. Sie gibt ihnen nicht nach, schreit um Hilfe, kann ihre Vergewaltigung damit abwehren. Als sie anderntags vor Gericht gestellt wird, tritt der Jüngling Daniel auf und nimmt die beiden Ältesten ins Kreuzverhör. Sie widersprechen sich und werden zum Tod verurteilt.
Zur Viennale 2022
Schuld sind die anderen
von Kurt Hofmann
Sechzig Jahre Viennale: Das war ein Anlass zum Feiern für das renommierte, international geschätzte Festival in Wien. Und dieser wurde nicht zu Starparaden und Selbstdarstellungen genutzt, vielmehr dazu, wie stets ein innovatives Programm von hoher Qualität zu präsentieren.
Grenzen der Aufklärung
Was die Debatte um die documenta ausklammerte
von Helmut Dahmer, Wien
Seit die deutsche Volks- und Mordgemeinschaft 1945 in kollektive Amnesie verfiel, ist – allen Anstrengungen zur »Bewältigung« der Zeit des Nationalsozialismus zum Trotz – das Nicht-wahrhaben-Wollen zu einer Art Volkskrankheit geworden.