Literatur im Zeichen des Klassenkampfs
Das dritte Working-Class-Literaturfestival – Campi Bisenzio, 4.–6.April 2025
von Eva Gaßen und Riccardo Schreck
Die Sonne scheint heiß auf die Via Fratelli Cervi, die zur Ex-GKN-Fabrik in Campi Bisenzio führt. Ebenso wie die namensgebenden Cervi-Brüder – allesamt Partisanen, die von den Faschisten getötet wurden – ist der Kampf des Fabrikkollektivs Ex-GKN gegen den Investmentfonds Melrose bereits heute in die Geschichte der italienischen Arbeiter:innenbewegung eingegangen.
weiterlesenWürden Sie?
Eine Auseinandersetzung mit dem Krieg
von Marina Hoffmann
Ole Nymoen: Warum ich niemals für mein Land kämpfen würde. Gegen die Kriegstüchtigkeit. Hamburg: Rowohlt, 2025. 141 S., 16 Euro
Nach beschlossener Änderung des Grundgesetzes kann die Regierung nun unbegrenzt Schulden für Rüstung aufnehmen. Dabei bleibt fraglich, mit wem Deutschland Krieg führen möchte. Vor allem aber, mit wem Deutschland Krieg führen möchte.
weiterlesenJake Lamar: Das schwarze Chamäleon
Hamburg: Edition Nautilus, 2024. 328 S., 22 Euro
von Gerhard Klas
Wer kennt noch Eldridge Cleaver? 1968 war er einer der bekanntesten und extremsten Vertreter der Black-Power-Bewegung in den USA. Nach einem siebenjährigen Exil vollzog er eine radikale politische Wendung. Er wandte sich der Religion zu, bezeichnete sich als Antikommunist und wurde Unternehmer. Brogus, ein Universitätsprofessor und Hauptverdächtiger im Kriminalroman von Jake Lamar, ist an diese historische Figur angelehnt.
weiterlesenEine alte, zweischneidige Waffe
Hannes Hofbauer: Im Wirtschaftskrieg. Die Sanktionspolitik des Westens und ihre Folgen. Das Beispiel Russland. Wien: Promedia, 2024. 254 S., 22 Euro
von Albrecht Kieser
Wirtschaftssanktionen ziehen sich durch die Gewaltgeschichte der Menschheit.
Schon vor fast 2500 Jahren begannen Würgeversuche mit dem Handel, als Athen eine Wirtschaftsblockade gegen Sparta verhängte. Sie mündete in den 30jährigen Peloponnesischen Krieg um die Vorherrschaft im antiken Griechenland.
Befreiung aus den Fesseln der Konkurrenz
Plädoyer für solidarische Kooperation
von Manuel Kellner
Jakob Schäfer: Konkurrenz – Grundprinzip einer vernünftigen Gesellschaftsordnung?, Wien: new academic press, 2024. 151 S., 12,90 Euro
Wie so oft bei Titeln mit Fragezeichen lautet die Antwort »Nein!«. Konkurrenz ist keineswegs das »Grundprinzip einer vernünftigen Gesellschaftsordnung«. Sie ist das Grundprinzip der kapitalistischen Produktionsweise.
weiterlesenWie Russland wurde, was es ist
Kapitalismus ohne Demokratie
von Elfriede Müller
Katharina Bluhm: Russland und der Westen. Ideologie, Ökonomie und Politik seit dem Ende der Sowjetunion. Berlin: Matthes und Seitz, 2024. 490 S., 34 Euro
weiterlesenDogan Akhanli: Sankofa
Bremen: Sujet Verlag, 2024. 563 S., 29,80 Euro
von Ayse Tekin
»Wenn mein Mann mich über seine Flucht informiert hätte, warum sollte ich hierbleiben und darauf warten, dass ich festgenommen werde? Wenn Ihre Frau flüchten würde, würden Sie dann zu Hause auf sie warten? Hätte ich gewusst, dass er fliehen wird, wäre ich zumindest in Erzincan, damit ich ihm helfen kann.« So Gülsen zu dem Offizier, der sie ins Revier mitgenommen hat um zu fragen, wo ihr Mann sein könnte. So sind alle Frauen in Sankofa, Dogan Akhanlis posthum erschienenem Buch: direkt, herausfordernd und kämpferisch.
weiterlesen›Nicht mit den herrschenden Wölfen heulen‹
Antimilitaristische Positionen aus der Ukraine
von Angela Klein
AK Beau Séjour: Sterben und sterben lassen. Der Ukrainekrieg als Klassenkonflikt. Berlin: Die Buchmacherei, 2024. 208 S., 15 Euro
Die Buchmacherei ist schon ein kleines Trüffelschwein. Immer findet sie zu wichtigen Debatten Beiträge, die abseits des Mainstreams liegen und gerade deshalb höchst wertvoll sind.
So auch jetzt wieder zum Thema Ukraine. Das vorliegende Büchlein – klein gedruckt und mit ziemlich viel Stoff – leistet vier Dinge:
Die belgische Linke auf Erfolgskurs
Politik für die Arbeiterklasse ist der Schlüssel für linke Erfolge
von Peter Nowak
Peter Mertens: Meuterei – wie unsere Weltordnung ins Wanken gerät. Berlin: Brumaire, 2024. 284 S., 19 Euro
Der belgische Sozialist Peter Mertens stellte in Berlin seine Thesen für erfolgreiche linke Politik vor. Doch sind sie auf Deutschland übertragbar?
weiterlesenGewalt?
Mithu Sanyal: Antichristie. München: Hanser, 2024. 544 S., 18,99 Euro
von Elfriede Müller
Antichristie ist ein überzeugendes Buch, das ein anspruchsvolles, anregendes und witziges Lesevergnügen bietet. Es thematisiert die komplexe Frage linker Gewalt am Beispiel des indischen Unabhängigkeitskampfes.
weiterlesenBlenden, lügen, schmieren
Politiker in Maßanzügen, die sich für unbesiegbar halten
von Manuel Kellner
Petra Hartlieb: Freunderlwirtschaft. Kriminalroman, Köln: Dumont, 2024. 413 S., 18 Euro. www.buecherserien.de/petra-hartlieb/
Das vorliegende Buch gehört auf jeden Gabentisch zum Jahresende. Petra Hartlieb, Buchhändlerin in Wien, präsent in den großen Medien Österreichs mit ihren Buchempfehlungen und selbst Bestsellerautorin (das fing an mit Meine wundervolle Buchhandlung, inzwischen sind viele Romane dazu gekommen) hatte einige Jahre lang in Dezemberausgaben der SoZ auf bemerkenswerte Titel aufmerksam gemacht. Angesichts der Qualität ihrer jüngsten Buchveröffentlichung drängt es sich nun auf, unsererseits ihr letztes Werk zu empfehlen.
weiterlesenRadikaler und interaktiver Universalismus
Antworten auf den grassierenden neoliberalen Nationalismus
von Elfriede Müller
Die internationale Philosophie der letzten Jahre versucht auf unterschiedliche Art und Weise, der Nationalisierung des Lebens auf allen Ebenen etwas entgegenzusetzen. Es handelt sich dabei meistens um linksliberale Autor:innen, die auf Begriffe der Menschenrechte rekurrieren, den in postkolonialen Debatten zurecht in Verruf geratenen Terminus des Universalismus und des Kosmopolitismus wiederbeleben und versuchen, diese Begriffe mit neuem Inhalt und kritischem Potenzial zu versehen. Selten wird auf den – in der Praxis auch sehr widersprüchlichen – Internationalismus der Arbeiterbewegung zurückgegriffen.
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