Die ›dritte Zerstörung Stuttgarts‹
Vor 30 Jahren wurde mit Stuttgart 21 die Zerstörung des Bahnknotens und der neoliberale Umbau der Stadt angeschoben
von Tom Adler
Vor 30 Jahren, am 18.April 1994, wurde das Tunnelbahnhofsprojekt Stuttgart 21 von fünf profitlich feixenden Herren der Presse vorgestellt. Kein Superlativ sei übertrieben, strahlte Ministerpräsident Erwin Teufel, sekundiert von Herren, die inzwischen meist tot oder nicht mehr zur Verantwortung zu ziehen sind für das, was sie seither der Stadt und dem Bahnverkehr angetan haben: Die fatalste Weichenstellung für Stuttgart nach dem (Nachkriegs-)Umbau zur »autogerechten Stadt«.*
weiterlesenZehn Punkte, was bei der Bahn schief läuft
Deutsche Bahn AG 2023: Weiterhin ein Fall für eine Generalsanierung
dokumentiert
Pünktlich zur Bilanzpressekonferenz der Deutsche Bahn AG erschien auch in diesem Jahr, wie seit 16 Jahren, der Alternative Geschäftsbericht 2023. Nur im ersten Corona-Jahr gab es einen Ausfall.
weiterlesen49-Euro-Ticket
Etappenerfolg sichern, ÖPNV ausbauen
von Angela Bankert
Elf Millionen Menschen haben im Jahr 2023 das 49-Euro-Deutschlandticket erworben. Es könnten Millionen mehr sein, wenn der Preis günstiger und die Finanzierung dauerhaft gesichert wäre und wenn parallel in den Ausbau und die Zuverlässigkeit sowie in gute Arbeitsbedingungen im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) investiert würde. Ein qualitativ guter ÖPNV, vorzugsweise auf der Schiene, ist das Rückgrat einer Verkehrswende.
weiterlesen2024: Kämpfe im Verkehr
Fahren alle zusammen?
von vb
Das neue Jahr nimmt Fahrt auf. Die Tarifrunden von Ver.di im Nahverkehr werden von Fridays for Future begleitet. Im Bahnbereich kommt es durch die GDL schon bald zu weiteren Streiks. Kernthema in beiden Bereichen: die Arbeitszeit und attraktivere Arbeitsbedingungen.
weiterlesen›Bei uns schrillen gerade alle Alarmglocken‹
Die Deutsche Bahn will Zug- und Netzbetrieb trennen
Gespräch mit Carl Waßmuth
Gemeinwohlorientiert, transparent, modern – die Bundesregierung ummantelt die Aufspaltung der Deutsche Bahn AG mit wohlklingenden Floskeln. In Wirklichkeit geht die Fahrt in Richtung Privatisierung, warnt Carl Waßmuth.
Carl Waßmuth ist Sprecher des Bündnisses »Bahn für alle«. Das Gespräch mit ihm führte Matthias Becker
FfF und Ver.di fahren zusammen
Tarifvertrag Nahverkehr geht in die nächste Runde
von Violetta Bock
Fast 30000 Unterschriften sind bereits zusammen gekommen. Beim Klimastreik im September startete die Petition für einen Ausbau des ÖPNV und bessere Arbeitsbedingungen. Die Zusammenarbeit der Gewerkschaft Ver.di und von Fridays for Future ist damit gefestigter denn je.
weiterlesenWissing sabotiert 49-Euro-Ticket
Der Verkehrsminister subventioniert lieber die Auto- und Bauindustrie
von Paul Michel
Elf Millionen Menschen nutzen es täglich – doch Volker Wissing könnte es bald abschaffen. Das 49-Euro-Ticket steht möglicherweise vor dem Ende, wenn der FDP-Verkehrsminister das nötige Geld nicht freigibt.
weiterlesenBahnlose Zeiten
An den Rand notiert
von Rolf Euler
Die Bahn in Deutschland hat eine Menge Probleme. Jahrzehntelang wurde das Netz verkleinert statt verbessert. Jahrzehntelang war es politisch abgesprochen, vorrangig den Autoverkehr zu fördern.
Die Folgen bekommen jene zu spüren, die auf die Bahn angewiesen sind.
9-Euro-Fonds
Mit zivilem Ungehorsam für günstigen Nahverkehr
von Gerhard Klas
»Wir starten den 9-Euro-Fonds, damit das 9-Euro Ticket bleibt«, kündigte Ende August eine Initiative von Klima- und Verkehrswende-Aktivist:innen aus Berlin an. Sie will damit an die populäre Aktion der Bundesregierung anknüpfen, an der sich 53 Millionen Menschen beteiligten und die Ende August ausgelaufen ist.
weiterlesenMangelhaft bis ungenügend
Ein Jahr Klimapolitik der neuen Bundesregierung
von Hanno Raußendorf
Ein Jahr ist seit der letzten Bundestagswahl vergangen. Seit einem Jahr gibt es neue Mehrheitsverhältnisse im Bundestag und so manche hatten große Hoffnungen für den Klimaschutz, da in der neuen Bundesregierung Die Grünen nicht nur das Amt der Umweltministerin besetzen, sondern auch einen Minister für Wirtschaft und Klimaschutz stellen. »Mehr Fortschritt wagen« hatten SPD, Grüne und FDP – Willy Brandt zitierend – ihren Koalitionsvertrag überschrieben. Wieviel Fortschritt aber hat die Regierung in Berlin bislang für das Klima gebracht? Zeit für eine unvollständige Zwischenbilanz.
weiterlesen9-Euro-Ticket
›Der einzige Strohhalm, den wir haben‹
Gespräch mit Lukas Meyer
Ein breites Bündnis von Jugendorganisationen fordert von der Bundesregierung die Fortsetzung des 9-Euro-Tickets bis mindestens Ende des Jahres. Langfristig soll der ÖPNV bundesweit kostenlos gestaltet werden. Diese Maßnahmen sollen mit massiven Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur und den Aufbau von mehr Personal einhergehen.
weiterlesenGrünanlagen, Grünanklagen
An den Rand notiert
von Rolf Euler
Diese langen hellen Sommerabende mit dem Fahrrad durch die Felder, die Gerste wird schon langsam gelb, der Roggen steht hoch, die Linden blühen und duften, und bis abends um halb elf singen die Vögel in den Gärten. In der Dämmerung Fledermäuse auf der Jagd nach den wenigen Mücken in diesen trockenen Wochen. Ja, das Ruhrgebiet ist «grüner geworden».
Ja, in den Städten gibt es grüne Oasen zwischen SUV-Stellplätzen, Straßenfluchten, Marktplätzen und Schottergärten. Ja, die Schwerindustrie ist fast völlig aus dem Blickfeld verschwunden, verschwunden die Arbeitsplätze, betoniert die Brachen. Aber dann: In der Abendstille und durch die Vogelstimmen das stetige Lärmen der fernen Autobahn. Im Kopf das Rumoren der Krisen unserer Tage, das nicht aufhören kann. Du könntest dich verlieren im Schönen, aber du kannst nicht vergessen, was der Krieg und die Klimakrise woanders anrichten. Und nicht vergessen: Diese Krisen werden hier mit erzeugt.
Vor fünfzig Jahren erschien das berühmte Buch Die Grenzen des Wachstums mit dem einfachen und klaren Hinweis, dass auf einer endlichen Erde kein ewiges Wachstum des materiellen Outputs möglich ist. 50 vertane Jahre? Im Jahr 2021 wurde der höchste Jahresausstoß an CO2 gemessen. Im Ruhrgebiet sind ehemalige Zechen zu Museen, Freizeiteinrichtungen, Spielorten, Brachen mutiert. Daneben wird heftig betoniert, Landschaft besiedelt, Gewerbegebiete ausgewiesen, Wohngebiete vor die Vorstädte gebaut. Allein der Autobahnerweiterungsbau frisst hektarweise Grünfläche. Die A43 von Münster nach Wuppertal wird zwischen Marl und Bochum-Witten sechsspurig ausgebaut. Ganze Waldgebiete am Rand verschwinden zugunsten meterhoher Lärmschutzwände. Eine Wiegeeinrichtung mit Schranken verhindert, dass schwere Laster über die marode Emscherbrücke fahren. Hunderte Millionen werden hier in den Autoverkehr investiert. Neben und auf alten Industriegebieten wachsen die Logistikhallen in die Breite und in die Höhe – Lastwagenverkehr inklusive. Die Forderung, den Personennahverkehr im Revier auf einen mit anderen «Metropolen» wie vielleicht Hamburg vergleichbaren Stand zu bringen, verhallen seit Jahren. Dafür dürfen die A40 rund um Bochum und die A57 von Marl über Gladbeck – mit Tunnellösung – nach Essen neu gebaut werden.
Eine große, landwirtschaftlich genutzte Grünlandschaft im Norden des Reviers, die Dortmunder Rieselfelder, soll seit Jahrzehnten der Ansiedlung neuer Industrien weichen. Hier sollte schon ein Atomkraftwerk, eine Autofabrik oder eine «New-Park» genannte Sonderwirtschaftszone errichtet werden. Noch fahren die Trecker, noch wandern die Störche ein, noch grünen die Wiesen, aber weder Rot-Grün noch Schwarz-Grün, weder große noch kleine Koalitionen in Düsseldorf oder im Ruhrparlament haben bisher dieses Umweltvergehen eingestellt und den Mahnungen von 1972, 1992, 2015 Rechnung tragen wollen.
Sorgen ums Klima? Wieso, das Ruhrgebiet ist doch so grün geworden…