Erklärung des iranischen Schriftstellerverbands
dokumentiert
Die Zahl der Todesopfer geht inzwischen in die Hunderte, und aus Teheran und anderen Städten im Iran steigt der Rauch des Krieges auf.
Israel, das seit Monaten die Menschen im Gazastreifen tötet und die Überlebenden in Hunger und Not sterben lässt, hat seine kriegstreiberische Aggression mit seinem Plan für einen »neuen Nahen Osten« nun auch auf das iranische Volk ausgedehnt.
Die Menschen, die sich seit Jahren gegen die Unterdrückung und die Verbrechen der Islamischen Republik auflehnen, die ihre liebsten Söhne und Töchter in Straßenmassakern, Hinrichtungen, Gefängnissen und Haftanstalten verloren haben, die Armut, Korruption und organisierte Diskriminierung ertragen mussten, spüren nun die Aggression des ausländischen Feindes.
Der Krieg zwischen einem faschistischen Regime, das auf Besatzung und Völkermord basiert, und einer Regierung, die sich auf das Blutvergießen von Gegnern und Freiheitskämpfern stützt, zerstört nicht nur das Leben der Menschen, sondern blockiert auch den jahrelangen Kampf für Freiheit und Gleichheit und wirft ihn möglicherweise zurück. Nun ist zu befürchten, dass die Errungenschaften der Bewegung »Frau, Leben, Freiheit«, die ihrerseits aus zahlreichen früheren Aufständen hervorgegangen ist, inmitten dieser Aggression ausgelöscht werden und in der verbrannten Erde, die folgen wird, extremer Nationalismus, Integralismus und Neofaschismus gedeihen werden. Vor allem, weil für beide Seiten – Israel und die Islamische Republik – der Krieg ein »Segen« ist und sie daraus Leben schöpfen.
Israel, das dank seiner Führer jedes Lebewesen als legitimes Ziel betrachten kann, wehrt sich nun mit Hilfe der Mainstream-Medien gegen die öffentliche Empörung über den Völkermord in Gaza. Die Islamische Republik hat begonnen, die Grundlagen für die Verhaftung und Tötung ihrer Gegner zu schaffen, und ihre Agenten versprechen im Cyberspace eine neue Welle der Unterdrückung.
All dies geschieht unter den wachsamen Augen einer Welt, in der zwei Medienpole unabhängige Stimmen auf beiden Seiten verschlucken: ein Pol, der ein heilsames Bild der Aggression der [israelischen] Regierung entwirft, die aus eklatantem Kindermord besteht, und der andere Pol, der das unterdrückerische Gesicht der Islamischen Republik unter dem Etikett der Verteidigung des Vaterlands verbirgt. Die Freude der Menschen über den Tod ihrer Mörder bedeutet niemals, dass sie die Aggression gegen ihr eigenes Land und ihr eigenes Leben akzeptieren. Doch wie können die Menschen unter den Bedingungen der staatlichen Filterung, der Unsicherheit und Angst vor dem Krieg und der medialen Bombardierung ihre wahre Stimme und Position finden? Wie können sie ihre Solidarität und immense Kraft mobilisieren, um sich gegenseitig zu unterstützen? Wie können sie eine Lösung finden, um diese Todesmaschinerie zu stoppen?
Weder ein ausländischer Aggressor noch eine unterdrückerische inländische Macht hat das Recht, das Handeln und den Willen des Volkes bei der Bestimmung seines eigenen Schicksals an sich zu reißen. Es ist das Recht jedes Volkes, sich einer Aggression gegen sein eigenes Territorium zu widersetzen, ebenso wie es das Recht jedes Volkes ist, sich nicht einer Regierung zu unterwerfen, die sich als »Befreier« präsentieren will.
Angesichts dieser Aggression wird das Schweigen der Welt, unter dem Vorwand des Abenteurertums und der Tyrannei des iranischen Regimes, das Ausmaß der Katastrophe nur verschlimmern. Der iranische Schriftstellerverband verurteilt die unverhohlene Aggression Israels gegen iranisches Territorium und ruft Schriftsteller, Intellektuelle und damit verbundene Institutionen im Iran und in der ganzen Welt dazu auf, ihre wahre und aufklärerische Rolle zu zeigen und den Bipolarismus, der die Medien beherrscht, zu durchbrechen, um auf die unabhängige Stimme des Volkes zu hören und seine Freiheitsbewegungen zu stärken.
17.Juni 2025
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