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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 12/2024

Widerstand gegen den kolonialen Aggressor ist richtig
Aus einem Interview mit Gilbert Achcar

Wie können wir Solidarität für Antikapitalisten und antikoloniale Kämpfe aufbauen, wenn wir die politischen Projekte der anwesenden Kräfte nicht teilen?

Gilbert Achcar: Solidarität muss immer als unabhängig und kritisch verstanden werden. Der Begriff der »bedingungslosen Solidarität« erscheint mir nicht sinnvoll. Die Solidarität mit einer Kraft, deren Profil man nicht teilt, muss immer kritisch sein, in dem Sinne, dass man sich mit dem Opfer gegen den Hauptunterdrücker solidarisieren muss, ohne zu vergessen, dass sich dieses Opfer seinerseits in einer Situation der Unterdrückung gegenüber anderen befinden kann. Wenn es morgen zu einer Offensive Israels und der USA gegen den Iran käme, müssten wir mit aller Kraft gegen diese imperialistische Aggression mobilisieren, ohne jedoch das iranische Regime »bedingungslos« zu unterstützen und schon gar nicht gegen seine Bevölkerung, wenn diese sich gelegentlich erheben würde.
In gleicher Weise mussten wir 1990/91 gegen die imperialistische Aggression gegen den Irak mobilisieren, ohne jedoch das Regime von Saddam Hussein zu unterstützen, und noch weniger dessen blutige Unterdrückung der Bevölkerung im Süden und Norden des Landes, die sich gelegentlich erhob. Wir dürfen in keine dieser beiden Fallen tappen.
Es gibt in der Linken Leute, die im Namen des Charakters der Hisbollah als einer konfessionellen und fundamentalistischen Organisation, die dem iranischen Regime der Mullahs untergeordnet ist, eine neutrale Haltung einnehmen, die manchmal sogar an die Unterstützung Israels grenzt. Dem muss entschieden entgegengetreten werden: Wir dürfen nicht zögern, gegen die israelische Aggression, die eines kolonialen, unterdrückerischen und räuberischen Staates, mobil zu machen. Unabhängig davon, welche politischen Führungen auf der anderen Seite dominieren, ist der Widerstand gegen den kolonialen Aggressor richtig.
Aber wir dürfen nicht in die andere Falle tappen und die Hisbollah oder die Hamas – oder noch schlimmer, die Houthis im Jemen, die das Äquivalent zu den Taliban sind – zu fortschrittlichen Verfechtern machen. Es handelt sich um Kräfte, die auf sozialer und kultureller Ebene recht reaktionär sein können, und um brutale Diktaturen wie das syrische und das iranische Regime. 30.9.2024

Quelle: https://lanticapitaliste.org/opinions/international/israel-se-tourne-maintenant-contre-le-liban-pour-securiser-sa-frontiere-nord

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