Krimitipp: Andrew Brown: Teuflische Saat
Berlin: btb, 2018. 415 S., 10 Euro
von Udo Bonn
«Mach schon, Lahmarsch», mit dieser spöttischen Aufforderung wird Gabriel Cockburn von seiner Frau zum Weiterlaufen angetrieben. Nicht unbedingt nett, aber noch weniger nett ist ihre Ankündigung, ihn wegen eines anderen Manns verlassen zu wollen. weiterlesen
Marlon James: Eine kurze Geschichte von sieben Morden
Übers. Gudrun Argo u.a. München: Heyne, 2018. 864 S., 15 Euro
von Udo Bonn
Am 3. Dezember 1976 dringen sieben Männer in das schwerbewachte Haus von Bob Marley ein, um ihn zu töten. Nur von zwei Streifschüssen verletzt, hat er mehr Glück als seine Frau und sein Manager. Beide bezahlen das Attentat beinahe mit ihrem Leben. weiterlesen
Krimitipp: Jo Nesbø: Macbeth
Berlin: Penguin, 2018. 621 S., € 24
von Udo Bonn
Für Henning Mankell war Shakespeares Macbeth die beste Kriminalgeschichte aller Zeiten. Was liegt da näher, als im Rahmen des Hogarth-Shakespeare-Projekts einen Kriminalroman zu schreiben? Dem norwegischen Autor Jo Nesbø ist die Transformation der blutigen Tragödie aus dem schottischen Mittelalter ins 20.Jahrhundert gelungen. weiterlesen
Krimitipp: Dominique Manotti: Kesseltreiben
Berlin: Ariadne, 2018. 397 S., € 20
von Udo Bonn
Die Übernahme der Alstom-Energiesparte durch General Electric in den Jahren 2013–2015 ist der Hintergrund für Dominique Manottis neuesten Roman Kesseltreiben, der ein Lesevergnügen ersten Ranges darstellt. weiterlesen
Krimi: Hideo Yokoyama: 64
von Udo Bonn
Im 64.?Regierungsjahr des Kaisers Hirohito wurde die siebenjährige Shoko in der japanischen Präfektur entführt und konnte trotz Lösegeldzahlung nur tot aufgefunden werden. Der Täter konnte nicht gefasst werden. Im Dezember 2002, 13 Jahre später, wird der Generalinspekteur aus Tokyo die Präfektur aufsuchen, um den einsamen Vater des ermordeten Mädchens zu besuchen und um vor der versammelten Presse eine Erklärung abzugeben.
Furcht herrscht in der Kriminalabteilung und in der dazugehörigen Verwaltung. Gleichzeitig befindet sich der lokale Presseclub im Aufruhr: Die Verwaltungsbehörde hat angekündigt, den Namen einer Unfallfahrerin nicht preiszugeben. Diese Anweisung der obersten Bürokratie bringt den Pressedirektor Mikami, dem an einem offenen Umgang mit den Medien gelegen ist, in nicht gekannte Zwickmühlen. Mikami ist eigentlich Polizist, aber von der allmächtigen Personalabteilung auf diesen Posten versetzt worden. In nur einer Woche muss er die Presseleute beruhigen und zur Kooperation bewegen, er muss die ablehnende Haltung des Vaters gegen über dem Besuch des Präfekten aufweichen und gleichzeitig muss er den Fallstricken der Bürokratie aus dem Weg gehen.
Scheinbar kämpft jeder gegen jeden, aber worum es geht, wird nicht ausgesprochen. Eine Mauer von brutalem Schweigen, Arroganz der Macht und Karriereabsicherung. Mikami hetzt durch die Provinz, bei alten Kolleginnen und Kollegen, bei ehemaligen Vorgesetzten findet er Puzzlestücke, die er mühsam zusammensetzt: Die Polizei hat bei der Entführung einen entscheidenden Fehler gemacht hat und der wurde vertuscht. Mikamie weiß bald nicht mehr, wem seine Loyalität gehören soll. Darüberhinaus wird seine berufliche Krise noch durch eine persönliche verschärft, denn seine jugendliche Tochter hat die Familie verlassen, ihr Gesicht findet sie hässlich, zu sehr ähnelt es dem des Vaters. Schweigeanrufe treiben Mikami und seine Frau in die Depression, sie wissen nicht mehr, wie sie miteinander umgehen sollen. Auch hier Schweigen. Und dann geschieht eine neue Entführung.
Hideo Yokoyama: 64. Übers. Sabine Roth und Nikolaus Stingl. Hamburg: Atrium, 2018. 768 S., € 28
Krimitipp: Garry Disher: Leiser Tod
Übers. Peter Torber. Berlin: Unionsverlag, 2018. 352 S., € 22
von Udo Bonn
Wieder einmal muss an dieser Stelle ein Roman des australischen Autors Garry Disher vorgestellt werden. Egal, ob es sich um die Reihe um den Einbrecher Wyatt handelt oder um den Kriminalkommissar Hall Challis, bei jedem seiner Werke merkt man Dishers Sonderklasse als Schriftsteller an, und das nicht nur in der australischen Krimiliga. So auch in seinem Roman Leiser Tod. weiterlesen
Krimitipp: Wolfgang Schorlau: Der große Plan
Köln: Kiepenheuer& Witsch, 2018. 448 S., 14,99 Euro
von Udo Bonn
Anna Hartmann ist verschwunden. Kurz vor ihrem Karrieresprung in Richtung IWF, immer noch im Dienst der Troika, diesem erpresserischen Gremium, das für Kredite an Griechenland die fragile Sozialstruktur zerstören und staatliches Eigentum verhökern lässt, ist die junge Frau nicht mehr auffindbar. Die Videoaufnahmen der irischen Botschaft in Berlin sind nicht eindeutig. Hat sich Anna Hartmann aus ihrem Job und ihrem privaten Umfeld einfach zurückgezogen oder ist sie entführt worden? weiterlesen
Krimitipp: Dave Zeltsman: Small crimes
Übersetz. Michael Grimm, Angelika Müller (Pulp master, 2017). 337 S., 14,80 Euro
von Udo Bonn
Der ehemalige Polizist Joe Denton war sieben Jahre inhaftiert, jetzt kommt er auf Bewährung frei. Sein Vorsatz: Er will alles besser machen. Aber seine Vergangenheit wirkt bis heute nach. Nur widerwillig wird er von seinen Eltern in ihr Haus gelassen, für seinen Vater ist er ein Soziopath, seine Mutter begegnet ihm mit Schweigen. Die Ehefrau ist mit den beiden Töchtern in eine andere Stadt gezogen. Fliehen musste sie vor Dentons Gewaltausbrüchen, seiner Drogen- und Wettsucht, die die Familie zugrunde richtete. weiterlesen
Krimi: Mike Nicol: Korrupt
Übers. Mechthild Barth. München: btb, 2018. 509 S., 10 Euro
von Udo Bonn
Jacob Zuma muss gehen. Das Führungsgremium des ANC hat beschlossen, dass der korrupte Präsident Südafrikas zurückzutreten hat.
In Mike Nicols Thriller Korrupt ist der Präsident allerdings auf Lebenszeit gewählt, das verleiht ihm einen noch größeren Spielraum für seine Geschäfte, seine sexuellen Ausschweifungen, seine Intrigen. weiterlesen
Krimitipp: Gudrun Lerchbaum: Lügenland
Bielefeld: Pendragon, 2016, 424 S., 17 Euro
von Udo Bonn
Als hätte Gudrun Lerchbaum geahnt, wie sich die politischen Verhältnisse in Österreich entwickeln werden, als hätte sie so einen Typen wie Kurz im Kanzleramt mit Rechtspopulisten als Koalitionspartner für möglich gehalten. Nur so kann eine Geschichte wie in ihrem Roman Lügenland nicht nur geschrieben, sondern auch für möglich gehalten werden. weiterlesen
Krimi Tipp: Ahmet Ümit: Die Gärten von Istanbul
Übers. Sabine Adatepe. München: btb, 2017. 734 S., € 12
von Udo Bonn
Sie liegen da, ein Schnitt durch die Kehle, blutleer. Die Beine gespreizt, in den gefesselten Händen eine Münze. Sieben Tote an sieben Tagen. Fundorte sind die großen historischen Gebäude von Byzanz, Konstantinopel, Istanbul. Die Stadt mit den vielen Namen und der großen Geschichte. Die Münzen sind historisch mit den Prägungen von Byzas, Konstantin, Theodosius, Justinian, Sultan Mehmed II., Sultan Süleyman I. Was verbindet die Toten und wer hat ein Interesse an ihrem Tod? weiterlesen
Krimitipp: Lisa Sandlin: Ein Job für Delpha
Deutsch von Andrea Stumpf. Berlin: Suhrkamp, 2017. 351 S., 9,95 Euro
von Udo Bonn
Wie schön kann die Ruhe eines eigenen Zimmers sein, der Blick aus einem unvergitterten Fenster statt auf einen Gefängnishof. Und um wie viel schöner ist dann noch ein Angelausflug auf einem See und erst Recht die Autofahrt zum Meer mit einem attraktiven jungen Mann. Delpha Ward war 14 Jahre eingesperrt, weil sie in Notwehr einen Vergewaltiger umgebracht hat. So ist mit Frauen Ende der 50er Jahre in Texas umgegangen worden, und 1973 hat sich daran nicht viel geändert. weiterlesen