Hetze gegen Migrant:innen behindert wichtige Arbeitsabläufe in Landwirtschaft und anderen Sektoren
von Gerhard Klas
Die Ernte droht zu verrotten, befürchten die Landwirte in den USA. Denn 40 Prozent der 2,4 Millionen Farmarbeiter haben keinen legalen Aufenthaltsstatus und sollen abgeschoben werden. Hinzu kommen diejenigen, die im Rahmen der Trumpschen Politik gerade ihren Status verlieren, weil er befristete Aufenthaltsprogramme nicht verlängert. Und es trifft auch andere Sektoren: Ernährungsindustrie, Gastronomie, Baubranche, Transport, Pflegesektor.
Auch dort, sagen Ökonomen, wird es deshalb zu Engpässen kommen und die US-Wirtschaft drohe deshalb sogar zu schrumpfen.
Trump hat auf die Kritik reagiert und bei mehreren Auftritten angekündigt, er werde seine Abschiebepolitik anpassen: Künftig sollen die Arbeitgeber entscheiden, wer noch gebraucht wird und wer abgeschoben werden kann.
Man braucht nicht viel Phantasie um sich auszumalen, was dann passiert: Wer Überstunden oder Lohnkürzungen nicht akzeptiert, wird bei der Abschiebepolizei ICE gemeldet. Ein Horrorszenario für die Betroffenen, die damit zu privaten Sklaven degradiert werden.
Das ist kein Nebeneffekt, sondern zentrales Element der Hetze gegen Migrant:innen, nicht nur in den USA. Dichte Grenzen wird es nie geben, im krisengeschüttelten Kapitalismus geht es vor allem um die Entrechtung von Beschäftigten.
Damit wird die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt befeuert, der Druck auf die Löhne erhöht. Auch in Deutschland fordern Landwirte, Erntehelfer von der im Koalitionsvertrag angekündigten Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro – die sowieso noch in den Sternen steht – auszunehmen.
Und es geht nicht nur um Migrant:innen mit und ohne Aufenthaltsstatus. Wenn Unternehmerpräsident Rainer Dulger die Debatte um die Rente mit 70 und den 12-Stunden-Tag erfolgreich anstachelt, soll das künftig ebenfalls den Druck auf das Lohngefüge erhöhen.
Je mehr Menschen miteinander um Arbeit konkurrieren und je weniger Schutzrechte sie haben, um so tiefer können die Löhne gedrückt werden.
Deshalb ist Solidarität mehr als reines „Gutmenschentum“, wie rechte Politiker sie gerne denunzieren. Solidarität liegt auch im eigenen Interesse. Statt „Grenzen dicht“ muss es heißen: „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“. Egal welcher Aufenthaltsstatus. Und Arbeitszeitverkürzung statt deren Ausweitung.
Schon gemerkt? Solidarität ist auch gut für die Work-Life-Balance.
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