Wer kann schon von sich sagen, ein Gedankengang gehöre ihm?

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Rand Rolf Euler 1. Oktober 2025

An den Rand notiert
von Rolf Euler

Glückwunsch an die Straßenzeitung fifty-fifty aus Düsseldorf, die 30 Jahre alt geworden ist! Glückwunsch an die vielen Verkäufer:innen, die nicht nur in Düsseldorf diese Zeitung auf den Straßen und Plätzen verkaufen, und die vom Verkaufspreis von jetzt 2,80 Euro die Hälfte für sich bekommen.

Die Zeitung erscheint jeden Monat neu mit den Erfahrungen von Wohnungslosen. Mit den gelungenen Projekten von »Housing-first«. Mit der Kritik an den sozialen Verhältnissen, in denen Wohnungslose gehalten werden. Mit Berichten von Verkäuferinnen und Verkäufern, die sich mit der Zeitung soziale Kontakte schaffen können, die sich gesehen und ein bisschen unterstützt fühlen können.
fifty-fifty ist in Düsseldorf eine Institution, die von vielen Künstlerinnen und Künstlern unterstützt wird. Die Zeitung wird nicht nur in Düsseldorf, sondern im ganzen Ruhrgebiet vertrieben. Sie teilt sich das mit der Dortmund-Bochumer Obdachlosenzeitung bodo. Seit Corona aber gehen die Verkäufe auf den Straßen zurück und das Projekt ist zunehmend auf Unterstützung durch Online-Abonnements angewiesen. (Die SoZ hat eins und ich hoffe, der Werbeblock kommt an!)
fifty-fifty zeichnet sich durch eine gerade Haltung zur Sozialpolitik, zu Mindestlohn, Mietendeckel und Bürgergeld aus – immer gibt es politische Berichte und Kommentare, die die kapitalistischen Verhältnisse und die Politik der Regierung angehen.
Armut und Reichtum? 13 Millionen Menschen – 16 Prozent der Bevölkerung – leben unterhalb der Armutsgrenze. Der Paritätische Wohlfahrtsverband nennt die wirklichen Zahlen: 5,5 Millionen Menschen beziehen Bürgergeld. Ein Drittel sind Kinder und Jugendliche – zu deren Gunsten manche Eltern auf Essen verzichten. fifty-fifty greift die unsägliche rechtskonservative Debatte um Kürzungen des Bürgergelds an, nennt die Privilegien der Reichen wie Steuervermeidung und Erbschaften und setzt sie ins Verhältnis zu den Zuständen auf der Straße.
Um die Zeitung wurde ein Netzwerk geschaffen, in einer eigenen Galerie werden Kulturprojekte gemacht, gespendete oder geförderte Wohnungen gehen in das »Hous­ing-first«-Projekt für Wohnungslose. Das wird inzwischen sogar vom Bürgermeister gefördert, versprochen sind 500 Wohnungen bis 2030… Streetworkern gelingt es, sich mit dem Nachtbus, mit Getränken und Decken um die Wohnungslosen zu kümmern.
Nach 30 Jahren steht es an, diese Erfolge auszuweiten – andere Städte müssten nachziehen.
Jedes Heft bedeutet konkrete Hilfe für einen Bedürftigen. Brecht schrieb: »Denn die einen stehn im Dunkeln, und die anderen im Licht – und man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht.«
Dank an 30 Jahre fifty-fifty, dass das Dunkle aufgehellt wird. (Und auch an die anderen Straßenzeitungen!)

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