Wer kann schon von sich sagen, ein Gedankengang gehöre ihm?

Bert Brecht hielt nicht viel vom Recht auf geistiges Eigentum. Wir auch nicht. Wir stellen die SoZ kostenlos ins Netz, damit möglichst viele Menschen das darin enthaltene Wissen nutzen und weiterverbreiten. Das heißt jedoch nicht, dass dies nicht Arbeit sei, die honoriert werden muss, weil Menschen davon leben.

Hier können Sie jetzt Spenden
Aufmacher Widerstand 1. Dezember 2025

International wächst der Druck, Israel aus den Fußballverbänden auszuschließen
von Leo Earle

Die Union der Europäischen Fußballverbände (UEFA) und der Weltfußballverband (FIFA) brauchten nur wenige Tage, um Russland nach dessen Invasion der Ukraine von der Teilnahme an ihren Ligen auszuschließen. Es war ein schneller Schritt, um einen Unterdrückerstaat für seine Handlungen zur Rechenschaft zu ziehen. Der Ausschluss verhinderte unmittelbar, dass Russland den weltweit beliebtesten Sport nutzen konnte, um kulturellen Einfluss auszuüben.

Die Behandlung des israelischen Fußballs durch die UEFA und die FIFA steht in krassem Gegensatz dazu. Auch zwei Jahre nach Beginn von Israels völkermörderischem Krieg gegen Palästina spielen die israelische Fußballnationalmannschaft und ihre heimischen Teams weiterhin auf der internationalen Bühne. Die Heuchelei stinkt und ihre Folgen sind immens.
Craig Mokhiber, ehemaliger Direktor des New Yorker Büros des Hohen Kommissars für Menschenrechte der Vereinten Nationen, sagt, die Zulassung eines Landes, das Völkermord begeht, zur Teilnahme an Sportveranstaltungen begünstigt dessen »Normalisierung«. Indem Israel weiterhin auf der Weltbühne mitspielt, nutzt es eine mächtige kulturelle Front, um seine Völkermordaktionen zu normalisieren und zu rechtfertigen. Für die UEFA und die FIFA sei dies »ein Akt der Komplizenschaft«, so Mokhiber.
Mitte Oktober schloss sich Amnesty International den Forderungen nach einer Suspendierung Israels an und unterzeichnete einen Brief an die umstrittenen Präsidenten der FIFA und der UEFA, Gianni Infantino und Aleksander Ceferin. Darin heißt es:
»Während ich diese Zeilen schreibe, begeht Israel weiterhin Völkermord an den Palästinensern im Gazastreifen, wobei über 800 Sportler, Spieler und Sportfunktionäre unter den mehr als 65.000 Palästinenser:innen sind, die von israelischen Streitkräften in einer gezielten Kampagne der vollständigen Zerstörung, der Zwangsumsiedlung und des Aushungerns der Zivilbevölkerung getötet wurden, einer Kampagne die darauf abzielt, die Palästinenser:innen in Gaza zu vernichten. Die unabhängige internationale Untersuchungskommission der Vereinten Nationen zu den besetzten palästinensischen Gebieten ist nur die jüngste Instanz, die zu dem Schluss gekommen ist, dass Israel Völkermord begeht, ganz wie Amnesty schon im Dezember 2024 feststellte.«
Jedes Spiel, an dem Israel auf der Weltbühne teilnimmt, ist ein Propagandaerfolg für ein genozidales Regime. Während die Spieler von Maccabi Tel Aviv in der UEFA-Europa-League Fußball spielen und durch Europa reisen dürfen, werden palästinensische Fußballer, zukünftige Spieler und Mannschaften massakriert. Diese Doppelmoral ist grausam und eklatant – und verstärkt die Forderungen nach einem Ausschluss Israels aus den Fußballverbänden.

Stolz auf ihre Verbrechen
Es ist bekannt, dass reisende israelische Fans Fußballrowdytum mit ihrer eigenen Form von gewalttätigem Zionismus verbinden. Regelmäßig wurde dokumentiert, wie sie rassistische Parolen riefen, Banner mit Soldaten auf zerstörtem palästinensischem Land entrollten und Völkermord verherrlichten; all dies trägt dazu bei, die Grenze zwischen Fan-Stolz und staatlicher Gewalt zu verwischen.
Während eines Europa-League-Spiels zwischen Ajax (Amsterdam) und Maccabi Tel Aviv belästigten hunderte israelische Fans arabische Einwohner, rissen palästinensische Flaggen herunter und skandierten auf den Plätzen der Stadt: »Keine Kinder mehr in Gaza«.
Vor diesem Hintergrund wurde den Fans von Maccabi Tel Aviv verboten, am 7.November zum Spiel gegen Aston Villa nach Birmingham zu reisen. Das Verbot für Maccabi-Fans wurde von der Beratergruppe für Sicherheitsfragen von Birmingham ausgesprochen und nach einer Geheimdienstbewertung durch die Polizei von West Midlands beschlossen. Die niederländische Polizei gab Informationen weiter, wonach Maccabi-Fans in Amsterdam rassistische Beleidigungen riefen und muslimische Einwohner willkürlich angriffen.
Auf Fußballplakaten auf der ganzen Welt prangen Worte der Solidarität mit den Opfern von Rassismus – warum also diese Ausnahme für Israel? Fußball – der große Einiger – ist für Israel zu etwas Dunklerem geworden: zu einer Plattform für Rassismus, Militarismus und Propaganda.
In dem Brief von Amnesty heißt es weiter: »Fußball kann nicht von der unrechtmäßigen Besetzung Israels getrennt werden. Mindestens sechs Mannschaften mit Sitz in Siedlungen in den besetzten palästinensischen Gebieten spielen in israelischen Ligen. Der israelische Fußballverband (IFA) trägt somit zu den Verstößen gegen das Völkerrecht in den besetzten palästinensischen Gebieten und den damit verbundenen Menschenrechtsverletzungen bei, indem er Geschäftsmöglichkeiten sowie sportliche und kulturelle Aktivitäten bietet, die zur Stabilisierung der Siedlungen in den unrechtmäßig besetzten Gebieten beitragen.
Die Teilnahme von Mannschaften aus illegalen Siedlungen an israelischen Ligen verstößt nicht nur gegen das Völkerrecht, sondern auch gegen die eigenen Statuten der FIFA. Artikel 64.2 der FIFA-Statuten besagt: »Mitgliedsverbände und ihre Vereine dürfen ohne die Zustimmung des anderen Mitgliedsverbands nicht auf dessen Gebiet spielen.«
Fußball, mit seiner Fähigkeit, Leidenschaft zu wecken und Menschenmassen zu begeistern, ist ein Vehikel für kulturelle Macht. Den israelischen National- und Vereinsmannschaften – einschließlich derjenigen in den besetzten Gebieten – eine Plattform auf der Weltbühne zu bieten, ist Sportwashing in größtem Stil.
Israel, ein genozidales Regime mit seiner kolonialistischen zionistischen Philosophie, darf nicht weiterhin am internationalen Fußball teilnehmen, und seinen Fans darf es nicht gestattet sein, den Völkermord zu feiern.

Quelle: Green Left (Sydney), Nr.1441, 24.10.2025.

Kommentar zu diesem Artikel hinterlassen

Folgende HTML-Tags sind erlaubt:
<a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>


Spenden

Die SoZ steht online kostenlos zur Verfügung. Dahinter stehen dennoch Arbeit und Kosten. Wir bitten daher vor allem unsere regelmäßigen Leserinnen und Leser um eine Spende auf das Konto: Verein für solidarische Perspektiven, Postbank Köln, IBAN: DE07 3701 0050 0006 0395 04, BIC: PBNKDEFF


Schnupperausgabe

Ich möchte die SoZ mal in der Hand halten und bestelle eine kostenlose Probeausgabe oder ein Probeabo.


Kommentare als RSS Feed abonnieren