Verharmlosung in Frontex Broschüren
von Marina Hoffmann
Schon 2023 veröffentlichte Frontex Ratgeberbroschüren, die bei der Abschiebung in ein fremdes, mitunter unsicheres Land mit bunten Bildern und verharmlosender Sprache helfen sollen. Vor kurzem veröffentlichte die »Grenzschutzagentur« der EU ein neues Plakat im gleichen Stil. Über das Social-Media-Netzwerk Bluesky machte der Hessische Flüchtlingsrat diese Machwerke in der Öffentlichkeit bekannt.
Die EU bietet insgesamt fünf verschiedene Broschüren an: eine für Eltern, eine für Kinder, eine für Jugendliche, eine für Jugendliche, die ohne ihre Familien abgeschoben werden, und für die ganz Kleinen ein Beschäftigungsbuch für die Reise in ein neues Leben voller »leckerer neuer Süßigkeiten«. Wie in einem »Freundebuch« können Kinder die Menschen eintragen, die sie wahrscheinlich nie wieder sehen werden. Es gibt Platz für Erinnerungen an Orte und Menschen, sie zurücklassen müssen… »Für Dich und Deine Familie ist es im Moment nicht möglich, in diesem Land zu bleiben und hier zu leben. Auch wenn Du lieber hierbleiben möchtest, geht das im Moment leider nicht.« Warum? Eine Antwort darauf findet sich in keiner der Broschüren.
Stattdessen verharmlost Frontex den Prozess einer Abschiebung und ihre oft traumatischen Auswirkungen. Um zu erklären, warum Menschen in Handschellen abgeführt werden, heißt es: »So sind er und die anderen sicher.«
Die Leitfaden zur Rückkehr für Kinder und Jugendliche endet mit dem Satz: »Niemand weiß, was die Zukunft bringt, aber eines ist sicher: Du selbst gestaltest Deine Zukunft.« Die Perfidität dieser Veröffentlichungen zeigt sich hier besonders deutlich. Kinder und Jugendliche, deren einzige Sprache deutsch ist, deren Zuhause in Deutschland ist und ihre Freund:innen verlieren, werden aus dem Land geschafft – begleitet von vermeintlich wohlmeinenden Worten. Aus den Augen, aus dem Sinn.
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