Wer kann schon von sich sagen, ein Gedankengang gehöre ihm?

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Soziales 1. April 2025

Krankheit oder Terrorismus?
von Gerhard Klas

Wann ist ein Täter ein bösartiger Terrorist, wann ein geistig verwirrter Amokläufer bzw. -fahrer?
Magdeburg, Aschaffenburg, München, Mannheim heißen vier der Stationen, die in den vergangenen Monaten zu Symbolorten des Grauens geworden sind, weil Männer mit ihren Autos in Menschenmengen rasten und viele Menschen getötet und verletzt haben.

In Magdeburg, Aschaffenburg und München hatten die Täter keinen deutschen Pass. Die beiden Täter in Magdeburg und Aschaffenburg waren in psychologischer Behandlung. Dennoch zielten Politiker von AfD bis CDU/CSU sofort auf ihre Migrationsgeschichte ab, forderten statt Therapieplätzen Abschiebungen und geschlossene Grenzen.
Ganz anders der letzte Anschlag in Mannheim: Hier gingen die Ermittlungsbehörden von einer psychischen Erkrankung aus. Obwohl es valide Belege für den rechtsextremen Hintergrund des Täters gibt, wollen Polizei und Staatsanwaltschaft nicht in diese Richtung ermitteln. Dass Justiz und Politik bei Rechtsextremen gerne die These vom frei schwebenden Einzeltäter bemühen und politische Gründe ausblenden, ist keine Ausnahme, sondern die Regel. Davon können auch viele Angehörige von Opfern des NSU ein Lied singen, gegen die jahrelang ermittelt wurde – angeblich wegen Konflikten in ihrem unmittelbaren Umfeld.
Auch nach dem Brandanschlag von Solingen im März 2024 mit vier Toten schlossen die Ermittlungsbehörden einen rechtsextremen Hintergrund aus. Aber genau ein solcher liegt offenbar doch vor: Im Laufe der aktuellen Verhandlungen gegen den 40jährigen Täter wurden Anfang März 2025 eindeutige Dateien auf einer Festplatte identifiziert.
Warum Ermittlungsbehörden und Politik immer wieder ihre Blindheit auf dem rechten Auge unter Beweis stellen, kann nur mit ihrer politischen Voreingenommenheit erklärt werden. Die rassistische Hetze hingegen, wenn es sich um Täter mit Migrationsgeschichte handelt, ist zu einem regelrechten Reflex geworden.
Abgesehen davon, dass es viel wahrscheinlicher ist, Opfer eines regulären Verkehrsunfalls zu werden: Es gibt ganz andere verbindende Elemente, auf die der Blick gerichtet werden könnte. Alle Täter sind toxische Männer mit destruktiven Verhaltensmustern, die sowohl fremd- als auch selbstgefährdend sind. Diese männlichen Rollenbilder verbinden Fundamentalisten und Rechtsextreme. Statt Abschiebungen und geschlossene Grenzen zu fordern, wäre es im Sinne der öffentlichen Sicherheit bestimmt zielführender, mit auffällig gewordenen toxischen Männern Gefährderansprachen durchzuführen und ihnen die Fahrerlaubnis zu entziehen.

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