Zum 30sten Todestag von Ernest Mandel
Erinnern an die Zukunft
von Ayse Tekin
Vor fünfzig Jahren saßen drei Männer in einem Kölner Krankenhauszimmer, als ein Vierter die Tür öffnete: eine riesige Überraschung und große Freude.
Im Juli jährt sich der Todestag von Ernest Mandel (1923–1995) zum dreißigsten Mal. Eine lange Zeit, aber seine theoretischen Ansätze, seine optimistische Lebenshaltung und seine Kämpfe für eine bessere Welt sind weiterhin lebendig.
Power Sharing und kollektive Transformation
Gemeinsamkeit stärkt: eine Tagung zu intersektionaler Demokratie
von Nele Johannsen
Angesichts erstarkender rechter Kräfte und der zunehmenden Spaltung der Gesellschaft setzte die Tagung »Intersektionale Demokratie« am 17.Mai in Köln ein Zeichen für eine solidarische, gerechte und vielfältige Gesellschaft. Der Begriff »Intersektionalität« beschreibt, wie verschiedene Formen der Diskriminierung (etwa Rassismus, Sexismus oder Klassismus) nicht isoliert auftreten, sondern oft gemeinsam wirken.
Buch: Kinderwüste
Stefan Schulz: Die Kinderwüste. Wie die Politik Familien im Stich lässt. Hamburg: Hoffmann und Campe, 2025. 160 S., 22 Euro
von Marina Hoffmann
Eine Familie ist, kurz gesagt, eine Gemeinschaft mit Kindern. Früher, in den bäuerlichen Dörfern, kümmerten sich alle um alles, Kinder wurden von allen gemeinsam groß gezogen. Erst mit der Industrialisierung und der Fabrikarbeit etablierte sich die klassische, von Rechtskonservativen immer wieder beschworene Kernfamilie mit fester Rollenverteilung.
Kinderkapitalismus
Mit Videospiel-Sucht in die Abhängigkeit und die Arbeit getrieben
von Marina Hoffmann
Roblox ist ein Videospiel oder vielmehr eine Videospiel-Plattform. Jede Person kann Roblox herunterladen und erhält damit Zugriff auf über sechs Millionen Spiele. Spiele, die von anderen Nutzer:innen der Plattform mit dem hauseigenen Baukasten »Roblox Studio« erstellt wurden. Da die Plattform kostenlos ist, ist die Hürde sehr niedrig. 60 Prozent der Nutzer:innen sind minderjährig. Die Videospiel-Magazinsendung Game Two veröffentlichte am 19.März den Report »Wie ROBLOX bei Kindern abkassiert«. Darin kommen Entwickler zu Wort, Spieler:innen und Medienpädagogen, die beschreiben, wie Roblox funktioniert und vor allem, wie es Geld verdient. Doch dazu später mehr. Fangen wir vorne an:
Vor einem neuen 1933?
Mehr und mehr parlamentarische Demokratien mutieren zu autoritären Regimen
von Helmut Dahmer, Wien
Bei der Reichstagswahl im November 1932 wurde die NSDAP mit knapp 12 Millionen Stimmen stärkste Partei. Jubelnd feierten ihre Anhänger die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933.* Damit begann die Wandlung der deutschen Gesellschaft zu einer triumphalistischen Räuber- und Mördergemeinschaft, die willens – und bald auch in der Lage – war alles, was sich ihrem Traum von einem »arischen« Großreich zwischen Atlantik und Ural nicht fügte, auszurotten – gleich ob es sich um viele Millionen Menschen oder um die kulturelle Überlieferung handelte.
Attentate
Krankheit oder Terrorismus?
von Gerhard Klas
Wann ist ein Täter ein bösartiger Terrorist, wann ein geistig verwirrter Amokläufer bzw. -fahrer?
Magdeburg, Aschaffenburg, München, Mannheim heißen vier der Stationen, die in den vergangenen Monaten zu Symbolorten des Grauens geworden sind, weil Männer mit ihren Autos in Menschenmengen rasten und viele Menschen getötet und verletzt haben.
Mit Zivilcourage gegen Rechtsextremismus
Bei den Omas gegen rechts zählt die Haltung, nicht das Alter
Nele Johannsen
Mit ruhiger, aber unüberhörbarer Entschlossenheit stehen sie da, wo es nötig ist – auf Marktplätzen, in Fußgängerzonen und vor Parteizentralen. Sie diskutieren mit Vorbeigehenden, halten Plakate hoch, verteilen Flyer. Ihre Botschaft ist eindeutig: Rechtsextremismus hat in unserer Gesellschaft keinen Platz.
Zusammenhalt
An den Rand notiert
von Rolf Euler
Die Ruhrfestspiele in Recklinghausen haben sich vor Monaten für 2025 ein prophetisches Motto ausgesucht: »Zweifel und Zusammenhalt«.
Olaf Kröck, einer der politischsten Intendanten in Recklinghausen, arbeitet immer mit solchen programmatischen Wortverbindungen, die aus einer gemeinsamen Wirklichkeit entstehen, dann auch eine gemeinsame Theaterlandschaft umfassen. Nach »Vergnügen und Verlust« im Vorjahr nun also das Aufgreifen von heftigen »Zweifeln« an der Zukunft, die die Menschen spüren, verbunden mit einem deutlichen Hinweis auf eine Antwort darauf: »Zusammenhalt«.
Links wirkt…
…und geht weiter
von Thies Gleiss
Nach einem für deutsche Verhältnisse lautstarken Wahlkampf haben die Wählerinnen und Wähler ein Ergebnis hinterlassen, das mit einer massiven Rechtsverschiebung politisch eindeutig ist und eine Regierungsbildung nicht einfach macht. Bemerkenswert ist auch, dass die politische Polarisierung zu einer signifikanten Erhöhung der Wahlbeteiligung auf 82,5 Prozent gesorgt hat.
Rassistischer Mainstream
Der Migrant als Sündenbock
von Gerhard Klas
Friedrich Merz spielt sich gerne als Vollstrecker des Volkswillens auf. So am 29.Januar, als er im Bundestag zusammen mit den Stimmen von FDP und AfD den Antrag der Union zur Verschärfung der Migrationspolitik durchbrachte.
»Das Richtige wird nicht falsch, weil die Falschen zustimmen«, so seine vordergründig bestechende Logik. Die Antwort kann nur lauten: Das Falsche bleibt falsch, auch wenn die Mehrheit dafür stimmt.
›Orte schaffen, an denen Rassismus keinen Platz hat‹
Studis gegen Rechts ist mittlerweile eine bundesweite Bewegung
von Ayse Tekin
Studis gegen Rechts ist eine studentische Initiative, die sich gegen den Rechtsruck und menschenfeindliche Positionen engagiert. Sie wollen alle Studierenden unabhängig von ihrer politischen Vorerfahrung ansprechen.
Die 19. Shell-Jugendstudie
Zwischen Verdrossenheit und gelebter Vielfalt
von Larissa Peiffer-Rüssmann
Die Shell-Studie (www.shell.de) befragt seit 1953 alle vier Jahre Jugendliche im Alter zwischen 12 und 25 Jahren zu ihrer Haltung zu Politik, Gesellschaft und Umwelt sowie ihre Ängste und Sorgen. Damit beauftragt sind Wissenschaftler:innen der Universität Bielefeld. Erfasst wurden im Zeitraum von Januar bis Ende März 2024 2509 junge Menschen der Jahrgänge 1998–2012 entlang verschiedener Merkmale wie Geschlecht, soziale Herkunft, besuchte Schulform, Wohnregion und Migrationshintergrund. Die Erhebung erfolgte mit standardisierten Fragebögen. Es waren rund zweistündige Gespräche mit jeweils 20 Jugendlichen. Aufschlussreich sind die Vergleiche zu vorherigen Studien.