Wer kann schon von sich sagen, ein Gedankengang gehöre ihm?

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Buch 1. Juni 2025

Stefan Schulz: Die Kinderwüste. Wie die Politik Familien im Stich lässt. Hamburg: Hoffmann und Campe, 2025. 160 S., 22 Euro
von Marina Hoffmann

Eine Familie ist, kurz gesagt, eine Gemeinschaft mit Kindern. Früher, in den bäuerlichen Dörfern, kümmerten sich alle um alles, Kinder wurden von allen gemeinsam groß gezogen. Erst mit der Industrialisierung und der Fabrikarbeit etablierte sich die klassische, von Rechtskonservativen immer wieder beschworene Kernfamilie mit fester Rollenverteilung.

Die Gemeinschaft, die Kinder erzieht, findet heute in unterbesetzten und allgemein überarbeiteten Kitas und Schulen statt. Neue Menschen zwanzig Jahre lang auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten, in die Gesellschaft und das Bruttoinlandsprodukt zu integrieren, ist allerdings nicht nur die Aufgabe von Kitas und Schulen. Auch wenn Kinderbetreuung immer länger verfügbar ist, sind es vor allem Eltern, die für ihre Kinder sorgen. Bisher ohne große Gegenleistung.
Stefan Schulz ist Soziologe und Autor. In seinen Podcasts »Die neuen Zwanziger« und dem »Alias Podcast« bespricht er das Weltgeschehen und seine journalistische Aufarbeitung anhand von »Clips«, also mitgebrachten kurzen Ausschnitten aktueller Debatten. Ähnlich ist es in seinen Büchern, in denen er anhand von zahlreichen Zitaten Argumente aufbaut.
Seit der Industrialisierung ist viel passiert: In den meisten Fällen müssen beide Elternteile arbeiten, die Vermieter:innen schlucken die Hälfte des Gehalts und ein Betreuungsplatz, geschweige denn ein kleines Häuschen, bleiben Wunschträume. Ein Kind, das ist Luxus geworden.
Entsprechend ausdrucksstark ist der Trend: Seit 1972 gibt es in Deutschland weniger Geburten als Sterbefälle. Die Auswirkungen sind bekannt: Überalterung der Gesellschaft, 35 Prozent offene Ausbildungsplätze, fehlende Fachkräfte, fehlendes Pflegepersonal usw.
Das Thema Familie kommt dennoch politisch nicht vor. Reale Familienpolitik existiert höchstens für Superreiche, die ihre Erbschaften mit günstiger Hilfe leicht an der Steuer vorbeischaffen können, damit ihre Kinder möglichst viel davon haben.
Familienpolitik für die breite Gesellschaft heißt vor allem: Geld.

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