ein Kommentar von Gerhard Klaas
Wer erinnert sich noch an Junge Unionler, damals, in der Schule, 70er, 80er, 90er Jahre? Das Gendern erübrigte sich. Ihr Motto im Unterricht: Durchkommen ohne anzuecken. Karriereristen eben. Mit 18 gleich ein möglichst fettes Auto. Oder mit dem Mercedes von Papa fahren. Ein bisschen spekulieren an der Börse. Einmal im Jahr verteilten sie Werbezettel, auf denen sie zu JU-Parties mit schlechter Musik, kostenlosen Bratwürsten und Bier einluden. Bezahlt von der Partei. Schülerinnen verirrten sich kaum dorthin. Nach dem Abi Bundeswehr.
Wenn sie heute Schlagzeilen machen, dann nicht mit Geschlechtergerechtigkeit, Klima oder Umwelt, sondern mit Themen, die ihren unreflektierten narzisstischen Egos entsprechen: 48 Prozent des Durchschnittsverdienstes als Rente sind ihnen zu viel. Dabei müssen heute schon genug Rentner:innen an der Armutsgrenze leben. Aber das ist ihnen egal.
Sie denken nicht an eine Vermögenssteuer oder daran, die Beitragsbemessungsgrenze bei der Einzahlung in die Rentenversicherung aufzuheben bei gleichzeitiger Deckelung der Höchstrente und sie zu einer Pflichtversicherung für alle zu machen, in die dann auch gutverdienende Beamte, Unternehmer und Selbstständige einzahlen müssten. So wie in Österreich, wo die Nettorente 90 Prozent des Erwerbseinkommens beträgt – trotz demographischen Wandels.
Solidarität war noch nie die Stärke der JU: „Ich halte nichts davon, wenn 85jährige noch künstliche Hüftgelenke auf Kosten der Solidargemeinschaft bekommen“, tönte schon 2003 der JU-Bundesvorsitzende Mißfelder. Er starb 2015, kam also selbst gar nicht mehr in die Situation, eine Hüfte zu brauchen. Mal sehen, ob Hendrik Streek, der aktuelle CDU-Gesundheitsexperte, länger durchhält: Er will Hochbetagten teure Medikamente verweigern.
Generationen gegeneinander auszuspielen ist ekelhaft. Was zählt ist die Klassenfrage – nicht nur in der Schule.
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