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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 10/2024

Das alljährliche Camp von Rheinmetall entwaffnen diesmal in Kiel
von Peter Nowak

»Rote Fahnen über Kiel« lautete das Motto auf den T-Shirts vieler junger Menschen Anfang September in Kiel. Es waren Teilnehmer:innen des antimilitaristischen Camps, das vom 3. bis 8.September seine Zelte auf einer Wiese ganz in der Nähe der Kieler Werft aufgeschlagen hatte.

»Kiel entwaffnen – Rüstungsindustrie versenken«, das war die Parole. Die norddeutsche Hafenstadt ist vielleicht manchen als Ausgangspunkt der Novemberrevolution 1918 im Gedächtnis. Weniger bekannt ist, dass Kiel heute ein Hotspot der Rüstungsindustrie ist. Einen guten Überblick hierzu gibt die Broschüre »Militär und Rüstung in Kiel«, die mit Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Schleswig-Holstein von der GEW und der Ortsgruppe von Attac Kiel sowie der linken Organisation Avanti schon 2003 herausgegeben wurde. Sie kann heruntergeladen werden unter: www.gegenwind.info/.
Im Rahmen des Camps wurde auf einem Stadtrundgang ebenso über die revolutionäre Geschichte Kiels informiert wie über die Rüstungsstandorte. Doch es bleib nicht bei der Information. Als die Antimilitarist:innen die Blockade eines solchen Rüstungsstandorts versuchten, wurden sie von der Polizei mit Gewalt daran gehindert. Auch die antimilitaristische Großdemonstration am 7.September wurde mehrmals von der Polizei gestoppt. Es gab Festnahmen und Verletzte. Gründe waren Fahnen kurdischer Befreiungsbewegungen. Die Polizei machte sich die Geografie der Stadt Kiel zunutzte: Die vielen Brücken sind leicht zu sperren und zu kontrollieren.
Ein Ausdruck für die Rechtsentwicklung in der Gesellschaft war eine Gegenkundgebung von NATO-Fans, die am 7.September allerdings nur knapp 20 Personen mobilisieren konnten. Mit einem Plakat »Free the Taurus« machten sie deutlich, dass sie für noch mehr Waffenlieferungen eintreten. Einige der Redner:innen kamen ursprünglich aus der radikalen Linken, haben aber mittlerweile kein Problem mehr damit, dass deutsche Waffen in aller Welt mitmorden können.
Das antimilitaristische Camp wurde in die Nähe der Putin-Freunde gerückt. Das ist ein absurder Vorwurf gegen das antimilitaristische Bündnis »Rheinmetall Entwaffnen«, das seit mehreren Jahren Camps und Aktionstage vor Standorten der deutschen Rüstungsindustrie von Unterlüß über Kassel bis Kiel macht. Nach dem Motto »Krieg beginnt hier« will es die deutsche Rüstungskonzerne markieren. Erfreulicherweise haben sich auch in diesem Jahr daran viele junge Menschen beteiligt.

Lesetipp
Fred Schumacher: Waffen für die Welt. Rheinmetall und das Geschäft mit dem Krieg. Berlin: Das Neue Berlin, 2024. 112 S., 10 Euro

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