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Flucht/Migration 1. September 2015
Einige Zahlen zu Flucht
von Angela Huemer

Das UN-Flüchtlingshochkommissariat gibt jedes Jahr einen Überblick zur Situation von Flüchtlingen auf der ganzen Welt. Die nachstehende Zusammenstellung beruht auf dem Bericht über das Jahr 2014.
59,5 Millionen Menschen können nicht dort leben, wo sie eigentlich herkommen. Davon ist die überwiegende Zahl im eigenen Land auf der Flucht, «internally displaced» heißt das im Fluchtfachchargon, nämlich 38,2 Millionen Menschen. Die übrigen, die ins Ausland fliehen, nennt UNHCR «refugees», es waren Ende 2014 rund 19,5 Millionen. Die Mehrzahl von ihnen, 51%, sind jünger als 18 Jahre.
Zu den 19,5 Millionen zählen 5,1 Millionen Palästinenser, die einen Sonderstatus haben. 14,4 Millionen sind Flüchtlinge unter UNHCR-Schutz, also Menschen mit Flüchtlingsstatus gemäß der Genfer Flüchtlingskonvention. Im Vergleich zu 2013 ist das ein Zuwachs von 2,9 Millionen.
Tagtäglich wurden im Schnitt 425.00 Menschen gezwungen, zu fliehen. Vor zehn Jahren fanden noch 70% der Flüchtlinge in sog. Entwicklungsländern Zuflucht, heute sind es 86%.
In der EU beantragten im Jahr 2014 714.300 Menschen Asyl, 2013 waren es noch 485.000 gewesen, ein Zuwachs von rund 47%. Auffallend ist, dass einige Länder einen besonders hohen Zuwachs an Anträgen zu verzeichnen haben, während in anderen Ländern die Zahl der Anträge eklatant zurückging. Starke Zunahmen hatten Italien, Ungarn und Serbien, starke Abnahmen Polen, Bosnien-Herzegowina, Serbien aber auch Norwegen, Frankreich und Portugal.
Die Top-10-Liste der Länder, die weltweit am meisten Flüchtlinge aufnehmen, verzeichnet im übrigen kein einziges europäisches Land. Diese Länder sind die Türkei (1,59 Mio.), Pakistan (1,51 Mio.), Libanon (1,15 Mio.), Iran (982.000), Äthiopien (659.000) und Jordanien (654.000). Danach folgen Kenya, Tschad, Uganda und China.
In Europa hat in absoluten Zahlen Deutschland mit Abstand die meisten Asylanträge zu verzeichnen, im Verhältnis zur Einwohnerzahl gerechnet waren es jedoch Schweden, Malta, Luxemburg, die Schweiz und Mazedonien.
Mitunter sind die UNHCR-Zahlen verwirrend, denn Flüchtlingszahlen sind zu unterscheiden von der Anzahl der Asylanträge, weil nicht alle Flüchtlinge einen Antrag stellen. Im Zeitraum 2010–2014 hatte Deutschland mit 434000 die meisten Asylanträge zu verzeichnen, gefolgt von den USA (403.000), Frankreich (274.500), Schweden (234.700) und die Türkei (184.300). Allein im Jahr 2014 wurden in Deutschland 274.000 Asylanträge gestellt, in der Russischen Föderation 173.000, in den USA 121.000.
Hinter jeder Zahl verbirgt sich ein Mann, eine Frau, ein Kind. Ein jeder versucht, sein Leben irgendwie wieder in geordnete Bahnen zu kriegen, nachdem ihnen alle Sicherheiten geraubt wurden. Im Jahr 2015 hat sich die Migrationsroute nicht zuletzt aufgrund der EU-Militäroperation im Mittelmeer vor Libyen in Richtung Griechenland verschoben, dies stellte Frontex-Leiter Leggeri bereits im Juni fest.
Die International Organization for Migration vermerkt in ihrer Statistik vom 14.August 2015, dass es in diesem Jahr weltweit bereits 3155 dokumentierte Todesfälle von Flüchtenden gegeben hat, davon 2300 im Mittelmeer und 26 in Europa (bspw. in Calais).

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